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29th International Congress of German Ophthalmic Surgeons (DOC)

09.06. - 11.06.2016, Nürnberg

Neurostimulation des Sehnerven verbessert das Sehvermögen bei Optikusneuropathien (M)

Meeting Abstract

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  • Jens Ellrich - Aalborg University, Department of Health Science and Technology, Aalborg, Dänemark

29. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen. Nürnberg, 09.-11.06.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWK 2.5

doi: 10.3205/16doc074, urn:nbn:de:0183-16doc0745

Published: June 3, 2016

© 2016 Ellrich.
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Zielsetzung: Optikusneuropathien können zu progredientem Sehverlust bis hin zur Erblindung führen. Präklinische Modelle dokumentieren einen Verlust retinaler Ganglienzellen und eine Degeneration von Axonen bei experimenteller Schädigung des Sehnerven. Elektrische Stimulation des Nervus opticus (ONS) unter diesen präklinischen Bedingungen fördert die axonale Regeneration und bewahrt retinale Ganglienzellen vor dem Untergang. In einer klinischen Studie wurde folgende Hypothese getestet: ONS verbessert das Sehvermögen bei Patienten mit Optikusneuropathien.

Methode: 82 Patienten mit Optikusneuropathien (Glaukom, AION, etc.) wurden in einer doppelblinden, randomisierten kontrollierten Studie (RCT) mittels nichtinvasiver ONS behandelt. Der Sehnerv wurde beidseits via transkutaner, elektrischer Stimulation so stimuliert, dass Phosphene auftraten. Die Stimulationssitzungen dauerten ca. 25–40 min und fanden an 10 aufeinanderfolgenden Werktagen statt. Während in der aktiven ONS-Gruppe (n=45) elektrische Reize mit Frequenzen von ca. 8–40 Hz appliziert wurden, erhielten Patienten der Sham-Gruppe (n=37) nur einen elektrischen Impuls pro Minute. In 3 klinischen Visiten vor der Therapie (Baseline), unmittelbar nach der 10tätigen Neurostimulation (Post1) und nach 2 Monaten wurde das Sehvermögen mittels High-Resolution Perimetry (HRP) untersucht. Primärer Endpunkt der HRP war die prozentuale Änderung der Detektionsrate bei computergestützter visueller Stimulation mit einem Raster von 19x25 Lichtpunkten im gesamten Gesichtsfeld (DAWVF).

Ergebnis: Vor der Therapie zeigten die Detektionsraten (DAWVF) in der ONS-Gruppe mit 44.9±3.8% und in der Sham-Gruppe mit 52.7±4.3% keinen statistisch signifikanten Unterschied (Mean±SEM; p>0.05). Die DAWVF änderte sich signifikant im Vergleich zur Baseline in der ONS-Gruppe um +24.0±10.1% zum Zeitpunkt Post1 (p<0.001) und um +25.0±11.0% zum Zeitpunkt Post2 (p<0.01; Mean±SEM). Unter Sham-Bedingungen blieb der primäre Endpunkt statistisch unverändert (p>0.05). Die Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen waren statistisch signifikant (p<0.05).

Schlussfolgerung: Die klinische Studie zeigt eine Verbesserung des Sehvermögenes mittels nichtinvasiver ONS bei Patienten mit Optikusneuropathien. Dies kommt bei chronisch progredienten Neuropathien wie dem Glaukom einer Trendumkehr gleich und bestätigt präklinische Studien zu Neuroregeneration und Neuroprotektion bei elektrischer Stimulation des Sehnerven.