gms | German Medical Science

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Welchen Nutzen hat eine komplementärmedizinische pflegerische Supportivtherapie? Erste Ergebnisse aus der randomisiert-kontrollierten CONGO (Complementary Nursing in Gynecologic Oncology)-Studie

Meeting Abstract

  • Nadja Klafke - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Cornelia Mahler - Universitätsklinik Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Lorenz Uhlmann - Institut für Medizinische Biometrie und Informatik, Heidelberg, Deutschland
  • Cornelia von Hagens - Universitätsfrauenklinik Heidelberg, Abt. Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen, Heidelberg, Deutschland
  • Martina Bentner - Universitätsklinik Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Andreas Schneeweiss - Nationales Centrum für Tumorerkrankungen, Universitätsklinikum Heidelberg, Gynäkologische Onkologie, Heidelberg, Deutschland
  • Andreas Mueller - Städtisches Klinikum Karlsruhe gGmbH, Frauenklinik, Karlsruhe, Deutschland
  • Joachim Szecsenyi - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Stefanie Joos - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin, Tübingen, Deutschland

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP116

doi: 10.3205/16dkvf254, urn:nbn:de:0183-16dkvf2543

Published: September 28, 2016

© 2016 Klafke et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Onkologische Patienten haben ein hohes Interesse an komplementärmedizinischen (KM) Verfahren, insbesondere während der Chemotherapie (CHT) und in der Nachsorge. Für bestimmte Verfahren existiert eine positive Evidenzlage (z.B. Akupressur bei chemotherapieinduzierter Übelkeit) und einige onkologische Kliniken bieten bereits integrierte Angebote an KM Maßnahmen an. Diese sind in der Regel jedoch nicht standardisiert und wurden bisher nicht systematische evaluiert. Hier setzt die CONGO-Studie an.

Fragestellung: Die CONGO-Studie untersucht, ob eine implementierte evidenzbasierte komplementärmedizinische pflegerische Intervention (Klafke et al. 2015) bestehend aus 1) pflegerischen Anwendungen (u.a. die Anwendung von Wickeln, Kompressen, Aromapflege, rhythmischer Einreibung, Akupressur), 2) ressourcenorientierter Beratung, 3) evidenzbasiertem KM Informationsmaterial, Effekte auf die Lebensqualität sowie andere patientenorientierte Therapieziele bei onkologischen Patientinnen unter der CHT erzielt.

Methode: In die prospektive bizentrisch randomisiert-kontrollierte Interventionsstudie wurden 251 Patientinnen mit gynäkologisch-onkologischer Krebsdiagnose zu Beginn der CHT eingeschlossen. Patientinnen in der Interventionsgruppe erhielten in den jeweiligen Kliniken (Nationales Centrum für Tumorerkrankungen, NCT Heidelberg; Städtisches Klinikum Karlsruhe, SKK) die Intervention zu Beginn der CHT und dann zu jedem folgenden CHT-Zyklus. Die Routineversorgung der Kontrollgruppenpatientinnen blieb unverändert.

Die gesundheitsbezogene Lebensqualität (gemessen mit dem EORTC-QLQ-C30) wurde als Hauptzielparameter zu den Messzeitpunkten T1 (baseline, vor Beginn der Chemotherapie), T2 (Mitte des Chemotherapieregimes), T3 (nach Therapieende), und T4 (follow-up, 6 Monate nach Beendigung der Chemotherapie) erhoben. Zusätzlich wurde sie wöchentlich im Patiententagebuch erfasst. Parallel dazu wurden 10 sekundäre Outcomes (Fatigue, Übelkeit, Schmerz, Ängstlichkeit/Depression, soziale Unterstützung, Selbstwirksamkeit/Selbstvertrauen, Patientenkompetenz, spirituelles Wohlbefinden, Patientenzufriedenheit, Lebensqualität Angehörige) erhoben sowie begleitende gesundheitsökonomische Analysen durchgeführt. Die quantitativen Daten werden mithilfe linearer gemischter Regressionsmodelle analysiert.

Eine begleitende mixed-methods Prozessevaluation exploriert aus Sicht von Patienten und den Mitarbeitern der Tageskliniken, welche Faktoren die Effekte der Interventionen modulieren könnten und welche Strukturen und Prozesse auf unterschiedlichen Ebenen notwendig sind, damit die Intervention im Versorgungsalltag durchgeführt werden kann.

Ergebnisse: Auf dem Kongress werden die Baselinedaten sowie eine erste Analyse des Hauptzielparameters zu T1-T3 präsentiert.

Diskussion: Innerhalb dieser Studie wurde erstmals eine standardisierte komplementärmedizinische pflegerische Supportivtherapie im Rahmen eines randomisiert-kontrollierten Designs durchgeführt und evaluiert.

Praktische Implikation

Komplementärmedizinische pflegerische Angebote könnten eine Supportivtherapie im Rahmen der onkologischen Versorgung sinnvoll unterstützen. Bei positiven Ergebnissen können die entwickelten Interventionen auf andere Versorgungseinrichtungen übertragen werden. Hierbei sind Ergebnisse der Prozessevaluation hilfreich, die Barrieren und Förderfaktoren im Implementierungsprozess erkennen lassen können.