Article
Welchen Nutzen hat eine komplementärmedizinische pflegerische Supportivtherapie? Erste Ergebnisse aus der randomisiert-kontrollierten CONGO (Complementary Nursing in Gynecologic Oncology)-Studie
Search Medline for
Authors
Published: | September 28, 2016 |
---|
Outline
Text
Hintergrund: Onkologische Patienten haben ein hohes Interesse an komplementärmedizinischen (KM) Verfahren, insbesondere während der Chemotherapie (CHT) und in der Nachsorge. Für bestimmte Verfahren existiert eine positive Evidenzlage (z.B. Akupressur bei chemotherapieinduzierter Übelkeit) und einige onkologische Kliniken bieten bereits integrierte Angebote an KM Maßnahmen an. Diese sind in der Regel jedoch nicht standardisiert und wurden bisher nicht systematische evaluiert. Hier setzt die CONGO-Studie an.
Fragestellung: Die CONGO-Studie untersucht, ob eine implementierte evidenzbasierte komplementärmedizinische pflegerische Intervention (Klafke et al. 2015) bestehend aus 1) pflegerischen Anwendungen (u.a. die Anwendung von Wickeln, Kompressen, Aromapflege, rhythmischer Einreibung, Akupressur), 2) ressourcenorientierter Beratung, 3) evidenzbasiertem KM Informationsmaterial, Effekte auf die Lebensqualität sowie andere patientenorientierte Therapieziele bei onkologischen Patientinnen unter der CHT erzielt.
Methode: In die prospektive bizentrisch randomisiert-kontrollierte Interventionsstudie wurden 251 Patientinnen mit gynäkologisch-onkologischer Krebsdiagnose zu Beginn der CHT eingeschlossen. Patientinnen in der Interventionsgruppe erhielten in den jeweiligen Kliniken (Nationales Centrum für Tumorerkrankungen, NCT Heidelberg; Städtisches Klinikum Karlsruhe, SKK) die Intervention zu Beginn der CHT und dann zu jedem folgenden CHT-Zyklus. Die Routineversorgung der Kontrollgruppenpatientinnen blieb unverändert.
Die gesundheitsbezogene Lebensqualität (gemessen mit dem EORTC-QLQ-C30) wurde als Hauptzielparameter zu den Messzeitpunkten T1 (baseline, vor Beginn der Chemotherapie), T2 (Mitte des Chemotherapieregimes), T3 (nach Therapieende), und T4 (follow-up, 6 Monate nach Beendigung der Chemotherapie) erhoben. Zusätzlich wurde sie wöchentlich im Patiententagebuch erfasst. Parallel dazu wurden 10 sekundäre Outcomes (Fatigue, Übelkeit, Schmerz, Ängstlichkeit/Depression, soziale Unterstützung, Selbstwirksamkeit/Selbstvertrauen, Patientenkompetenz, spirituelles Wohlbefinden, Patientenzufriedenheit, Lebensqualität Angehörige) erhoben sowie begleitende gesundheitsökonomische Analysen durchgeführt. Die quantitativen Daten werden mithilfe linearer gemischter Regressionsmodelle analysiert.
Eine begleitende mixed-methods Prozessevaluation exploriert aus Sicht von Patienten und den Mitarbeitern der Tageskliniken, welche Faktoren die Effekte der Interventionen modulieren könnten und welche Strukturen und Prozesse auf unterschiedlichen Ebenen notwendig sind, damit die Intervention im Versorgungsalltag durchgeführt werden kann.
Ergebnisse: Auf dem Kongress werden die Baselinedaten sowie eine erste Analyse des Hauptzielparameters zu T1-T3 präsentiert.
Diskussion: Innerhalb dieser Studie wurde erstmals eine standardisierte komplementärmedizinische pflegerische Supportivtherapie im Rahmen eines randomisiert-kontrollierten Designs durchgeführt und evaluiert.
Praktische Implikation
Komplementärmedizinische pflegerische Angebote könnten eine Supportivtherapie im Rahmen der onkologischen Versorgung sinnvoll unterstützen. Bei positiven Ergebnissen können die entwickelten Interventionen auf andere Versorgungseinrichtungen übertragen werden. Hierbei sind Ergebnisse der Prozessevaluation hilfreich, die Barrieren und Förderfaktoren im Implementierungsprozess erkennen lassen können.