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15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

5. - 7. Oktober 2016, Berlin

Erstellung eines Master-Evaluationskatalogs für österreichische Primary Health Care Einrichtungen

Meeting Abstract

  • Thomas Semlitsch - Medizinische Universität Graz, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich
  • Klaus Jeitler - Medizinische Universität Graz, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich
  • Muna Abuzahra - Medizinische Universität Graz, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich
  • Nicole Posch - Medizinische Universität Graz, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich
  • Andrea Siebenhofer - Medizinische Universität Graz, Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Graz, Österreich

15. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 05.-07.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP133

doi: 10.3205/16dkvf154, urn:nbn:de:0183-16dkvf1545

Published: September 28, 2016

© 2016 Semlitsch et al.
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Text

Hintergrund: Die Stärkung der Primärversorgung nach internationalem Vorbild ist ein wesentliches Ziel der aktuellen österreichischen Gesundheitsreform [1]. Zu diesem Zweck wurde im Juni 2014 von der Bundeszielsteuerungskommission ein Konzept zur multiprofessionellen und interdisziplinären Primärversorgung in Österreich beschlossen [2]. Darin wurden Strukturen für und Anforderungen an zukünftige Primary-Health-Care (PHC) Einrichtungen festgelegt, welche die erste Kontaktstelle in der Gesundheitsversorgung darstellen und eine umfassende Grundversorgung gewährleisten sollen.

Fragestellung: Ziel des Projekts war die Entwicklung von Qualitätsindikatoren (QI) zur übergeordneten Evaluation der in Österreich geplanten PHC-Einrichtungen (Master-Evaluationskatalog), welche den Anforderungen des neuen Konzepts für die Primärversorgung in Österreich entsprechen.

Methode: Das methodische Vorgehen in diesem Projekt erfolgte anhand der RAND (Research ANd Development)- und NPCRDC (National Primary Care Research and Development Centre)-Methode, welche eine Kombination aus wissenschaftlicher Evidenz und einer strukturierten Bewertung durch ein Expertenpanel darstellt. Dazu erfolgten systematische Recherchen nach bestehenden QI für die Primärversorgung in 45 internationalen Indikatordatenbanken und den bibliographischen Datenbanken PubMed/MEDLINE®, sowie eine Sichtung von grauer Literatur. Nicht berücksichtigt wurden dabei ausschließlich krankheits- oder behandlungsspezifische QI. Die in der Recherche ermittelten Indikatoren wurden in einem 2-stufigen Panelverfahren von einem Expertengremium hinsichtlich Relevanz und Praktikabilität bewertet. QI die vom Panel im Konsens als relevant und praktikabel bewertet wurden, wurden in den Master-Evaluationskatalog aufgenommen.

Ergebnisse: Insgesamt konnten im Rahmen der Literaturrecherche aus den unterschiedlichen Quellen 281 potenziell relevante QI identifiziert werden, welche nach Sichtung und Gegenüberstellung zu 65 unterschiedlichen Indikatoren zu PHC zusammengefasst werden konnten. Im Rahmen des Panelverfahrens wurden daraus 30 Qualitätsindikatoren als relevant sowie praktikabel für die Anwendung in Österreich erachtet und somit in den Master-Evaluationskatalog für PHC-Einrichtungen aufgenommen. Darunter fanden sich 5 Indikatoren zu Strukturqualität, 14 zu Prozessqualität und 11 zu Ergebnisqualität. Die QI wurden auf Basis der im Primärversorgungskonzept der Bundeszielsteuerungskommission beschriebenen PHC-Funktionen folgenden fünf Domänen zugeteilt: Zugang zur Versorgung (5 Indikatoren); Qualität der Versorgung (15 Indikatoren); Kontinuität der Versorgung (5 Indikatoren); Koordination der Versorgung (4 Indikatoren) und Sicherheit (1 Indikator).

Diskussion: Mit dem Indikatorset des Master-Evaluationskatalogs werden alle definierten Funktionen von Primary Health Care als auch alle Qualitätsaspekte abgedeckt. Das Set ermöglicht eine einheitliche Evaluation aller neu geschaffenen PHC-Einrichtungen in Österreich sowohl im Hinblick auf die Umsetzung des neuen Konzepts für die Primärversorgung als auch auf eine verbesserte Primärversorgung der Bevölkerung. Durch die strukturierte und detaillierte Aufbereitung der Indikatoren bietet der Master-Evaluationskatalog gleichzeitig den Anwendern die Möglichkeit, diese intern zur Qualitätsverbesserung z.B. im Rahmen von Qualitätszirkel zu verwenden.

Praktische Implikationen: Die erste Anwendung der QI aus dem Master-Evaluationskatlog ist bereits im Rahmen der Evaluation der PHC Pilotprojekte in Österreich vorgesehen.


Literatur

1.
Österreichisches Bundesministerium für Gesundheit. Gesundheitsreformgesetz 2013. URL: http://www.bmg.gv.at/cms/home/attachments/6/0/5/CH1443/CMS1371563907633/gesundheitsreformgesetz_2013_bgbla_2013_i_81.pdf External link
2.
Österreichische Bundes-Zielsteuerungskommission. "Das Team rund um den Hausarzt". Konzept zur multiprofessionellen und interdisziplinären Primärversorgung in Österreich. 2014. URL: http://www.bmg.gv.at/cms/home/attachments/1/2/6/CH1443/CMS1404305722379/primaerversorgung.pdf External link