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Ergebnisqualität medizinischer Rehabilitation: Zum Zusammenhang von „Patient Reported Outcomes“ (PROs) und „harten“ Outcomedaten am Beispiel der geleisteten Sozialversicherungsbeiträge
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Published: | September 28, 2016 |
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Hintergrund: Die Ergebnisqualität medizinischer Rehabilitationsleistungen wird häufig über „Patient Reported Outcomes“ (PROs) gemessen. Die Bedeutung von PROs für die Nutzenbeurteilung von therapeutischen Interventionen und damit auch für die Versorgungsforschung wird häufig unterschätzt (Brettschneider et al, 2011; Calvert et al, 2013). Es werden für die Rehabilitation vor allem Wirksamkeitsnachweise mittels objektiver Daten gefordert (Sachverständigenrat, 2014).
Fragestellung: Es wird untersucht, inwieweit sich PROs auch den in „harten“ Endpunkten wie z.B. Beitragszahlungen der Versicherten in die Sozialversicherung widerspiegeln.
Methode: Datenbasis bildet die „Reha-QM-Outcome-Studie“ der DRV Baden-Württemberg und des Qualitätsverbunds Gesundheit (Nübling et al., 2015a, b). Die Studie beinhaltet Selbstangaben der Patienten unter Einbezug standardisierter psychometrischer Verfahren (schriftliche 1-Punkt-Nachbefragung 1 Jahr nach der Reha), Daten aus der Rehabilitations-Statistik-Datenbasis (RSD; 3 Jahre vor und zwei Jahre nach der Reha) sowie Qualitätskennzahlen der Einrichtungen aus einem verbundinternen Kennzahlensystem. Ziel der Studie ist die Überprüfung der Effektivität stationärer Heilbehandlungen auf der Grundlage der drei Datenbereiche sowie die Untersuchung der Zusammenhänge zwischen diesen Bereichen.
Ergebnisse: Die Stichprobe für die vorliegende Fragestellung umfasst n=2947 Rehabilitanden, die im Jahr 2011 in 21 Kliniken behandelt wurden und zum Zeitpunkt der Reha-Antragstellung erwerbstätig oder arbeitslos, also Erwerbspersonen waren; sie erwies sich als weitgehend repräsentativ für die Grundgesamtheit der per Zufall ausgewählten Versicherten. Die Ergebnisse weisen auf der Grundlage von PROs in eine positive Richtung. Der Nutzen der Rehabilitation, die Zielerreichung und die Zufriedenheit mit dem Ergebnis werden von den Rehabilitanden positiv eingeschätzt. Die Prä-Post-Effektstärken der erhobenen Skalen liegen für die Gesamtstichprobe im mittleren Bereich (ES=0,40 bis 0,60), in einzelnen Indikationsbereichen (Psychosomatik) auch deutlich höher (ES=1,2 für die Skala GB10). Die (Wieder-) Eingliederung ins Arbeitsleben (Return to Work) verläuft für 75% (Zeitpunktquote) und 83% (kumulative Zeitverlaufsquote) der Befragten erfolgreich. PROs und Beitragszahlungen korrespondieren hoch, ca. 48% der Varianz der Beitragszahlungen können durch PROs „vorhergesagt“ werden. Subjektiv gebesserte unterscheiden sich gegenüber nicht gebesserten Rehabilitanden deutlich hinsichtlich ihrer Beitragsverläufe, vor allem im Jahr nach der Reha.
Diskussion: Die Ergebnisse sprechen für die Validität der PROs. Die Diskussion über die geringe Evidenzbasierung der Rehabilitation, wie vom SVG kritisiert, sollte auch unter der Perspektive der der Evidenz von PROs weitergeführt werden.
Praktische Implikationen: Für eine umfassendere Abbildung der Ergebnisqualität von Rehabilitationsmaßnahmen sollten PROs und Beitragszahlungen ergänzend betrachtet werden.