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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Einstellungen niedergelassener Zahnärzte zur EbM – Im Spannungsfeld von Behandlungserfolg und Patientenzufriedenheit

Meeting Abstract

  • Regine Chenot - Zentrum Zahnärztliche Qualität, ZZQ, Berlin, Deutschland
  • Nele Kettler - Institut der Deutschen Zahnärzte , IDZ, Köln, Deutschland
  • Wolfgang Micheelis - Institut der Deutschen Zahnärzte , IDZ, Köln, Deutschland
  • Rainer Jordan - Institut der Deutschen Zahnärzte , IDZ, Köln, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocP026

doi: 10.3205/15dkvf218, urn:nbn:de:0183-15dkvf2183

Published: September 22, 2015

© 2015 Chenot et al.
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Text

Hintergrund: Das Konzept der Evidenzbasierten Medizin (EbM) gewinnt bei der Gestaltung des Gesundheitswesens zunehmend an Bedeutung. Die Anwendung der evidenzbasierten Medizin gilt dabei als der Goldstandard.

Fragestellung: Ziel dieser Studie war es, die Einstellungen niedergelassener Zahnärzte zum Thema EbM - Konzept, Leitlinien, Umsetzbarkeit in der Praxis - in einem repräsentativen Survey zu erfassen.

Methode: Mit einer bundesweiten Zufallsstichprobe wurden 2.083 niedergelassene Zahnärzte angeschrieben, um einen Fragebogen zum Qualitätsverständnis und Qualitätsmanagement sowie 4 Fragen zu Einstellungen zur EbM zu beantworten. Dabei wurden 3 Fragekomplexe thematisiert: (i) Bekanntheitsgrad und Bedeutung des EbM-Konzepts, (ii) Probleme bzw. Umsetzung von EbM in Form von Leitlinien und (iii) die Einschätzung der Auswirkungen auf Behandlungserfolg und Patientenzufriedenheit. Die Ausschöpfungsquote betrug 40% (n=838).

Ergebnisse: Knapp die Hälfte der Teilnehmer (48,4%) geben an, das Konzept der EbM zu kennen; von diesen halten 78,3% das Konzept für wichtig bzw. sehr wichtig für ihre Berufsausübung. Gefragt nach möglichen Problemen bei der Anwendung bzw. Umsetzung in der eigenen Arbeit (offene Frage) wird vor allem der Verlust der Individualität des Patienten, aber auch die Praxisferne und ein zu hoher bürokratischer Aufwand angegeben. EbM in Form von Leitlinien wird von 79,4% gar nicht oder eher weniger als Einschränkung der eigenen Handlungsfähigkeit erlebt. Als einschränkend wird jedoch hier die mangelnde Praktikabilität im Berufsalltag erlebt (77,2%). Dass Leitlinien die eigenen therapeutischen Entscheidungen nicht ersetzen (83,3%), sondern mit der fachlichen Einschätzung im Sinne der internen Evidenz des Zahnarztes kombiniert werden müssen (79,6%), findet hohe Zustimmung. Leitlinienorientierung habe einen positiven Einfluss auf den Behandlungserfolg bestätigen 54,2%, während 41,5% keinen Einfluss sehen. Auswirkungen auf die Patientenzufriedenheit werden von 42,6% positiv beurteilt, 51,9% sehen hier keinen Einfluss.

Diskussion: Die Orientierung am Konzept der EbM wird zwar überwiegend positiv gesehen, jedoch lassen sich Zielkonflikte zwischen externer und interner Evidenz erkennen. Während Behandlungserfolg und Patientenzufriedenheit im subjektiven Qualitätsverständnis eine wichtige Rolle spielen, erscheinen beide Dimensionen im Konzept der EbM unterrepräsentiert.

Praktische Implikationen: Bei der Weiterentwicklung der EbM sollten diese Dimensionen berücksichtigt werden, damit die Praktikabilität im Praxisalltag steigt. Motivierung und Akzeptanz können durch nutzerorientierte Fortbildungen gefördert werden.