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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Evaluation von komplexen Interventionen auf Basis von Krankenkassendaten: bietet der modifizierte ICER eine Lösung?

Meeting Abstract

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  • Christian Jacke - Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Medizinische Fakultät Mannheim / Universität Heidelberg, AG Versorgungsforschung, Mannheim, Deutschland
  • Hans-Joachim Salize - Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Medizinische Fakultät Mannheim / Universität Heidelberg, AG Versorgungsforschung, Mannheim, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocFV51

doi: 10.3205/15dkvf076, urn:nbn:de:0183-15dkvf0762

Published: September 22, 2015

© 2015 Jacke et al.
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Hintergrund: In Routinedaten von Krankenkassen sind keine patientenbezogene Outcome-Variablen verfügbar. Zur Evaluation von Modellprojekten liegt es daher nahe, prozessbezogene Surrogat-Parameter zur Abschätzung des inkrementellen Kosteneffektivitäts-Verhältnisses (Incremental Cost Effectiveness Ratio, ICER) heranzuziehen. Dieses Vorgehen missachtet jedoch das Gebot der Unabhängigkeit zwischen Nenner und Zähler des ICERs, etwa dann, wenn im Nenner und Zähler gleiche Sachverhalte, nur in unterschiedlichen Einheiten ausgedrückt werden (z.B. Inanspruchnahme-Häufigkeiten und Kosten amb. Dienste). Erschwerend kommt bei komplexen Interventionen hinzu, dass diese häufig nicht an den Patienten direkt, sondern nur indirekt z.B. bei Versorgern oder Krankenkassen-Angestellten ansetzen. Eine Re-Distribution der Interventionskosten auf die Patienten ist daher notwendig.

Fragestellung: Der Beitrag zielt auf die methodische Lösung dieses generellen gesundheitsökonomischen Problems ab.

Methoden: Daten beziehen sich auf Patienten mit affektiven Störungen nach Entlassung aus der stationären psychiatrischen Versorgung. Sekundärdaten der Versicherten einer Krankenasse aus einer Kontroll- und Experimentalregion (ER) wurden verwendet. In der ER führten die Kundenbetreuer ein telefonisch gestütztes Case-Management-Programm (CMP) durch. Primärer Endpunkt war die Steigerung der fachärztlich-ambulanten Inanspruchnahme innerhalb von 12 Monaten. In die Schätzungen gingen nur die direkten Interventionskosten aus Sicht der Krankenkasse ein. Es folgte eine Modifikation des ICER in drei Schritten, um anschließend die üblichen Standard-Prozeduren (cost-benefit, willingness to pay, sensitivity analysis) zu nutzen.

Ergebnisse: Die Schätzung eines ICERs ohne Modifikation ist nicht angemessen. Die Modifikation des ICERs auf Basis von fixen, gemeinsamen Interventionskosten sowie variablen und individuellen Kosten erzeugte die notwendige Variabilität, um die Kosteneffektivität des CMP einschätzen zu können.

Schlussfolgerungen: Die Methode des modifizierten ICER ist an die Voraussetzung eines longitudinalen Datenkörpers gebunden, der im vorliegenden Fall zwölf Messzeitpunkte umfasste. Die Methode ermöglicht die Evaluation von Interventionen, die an der administrativen Meso-Ebene ansetzen und ihre Wirkungen auf der Patientenebene entfalten.

Praktische Implikationen: Bevor die Methode jedoch dem Standardinstrumentarium hinzugefügt werden kann, ist eine Validierung mittels Individualdaten strengstens empfohlen.