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14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

7. - 9. Oktober 2015, Berlin

Prävalenz von Burnout-Symptomen in einer deutschen Hausarztpopulation

Meeting Abstract

  • Mirjam Möller - Institut für Allgemeinmedizin, Universität Duisburg-Essen, Institut für Allgemeinmedizin, Duisburg-Essen, Deutschland
  • Anja Viehmann - Institut für Allgemeinmedizin, Universität Duisburg-Essen, Institut für Allgemeinmedizin, Duisburg-Essen, Deutschland
  • Christine Kersting - Institut für Allgemeinmedizin, Universität Duisburg-Essen, Institut für Allgemeinmedizin, Duisburg-Essen, Deutschland
  • Sandra Hamacher - Institut für Allgemeinmedizin, Universität Duisburg-Essen, Institut für Allgemeinmedizin, Duisburg-Essen, Deutschland
  • Birgitta Weltermann - Institut für Allgemeinmedizin, Universität Duisburg-Essen, Institut für Allgemeinmedizin, Duisburg-Essen, Deutschland
  • Annika Thielmann - Institut für Allgemeinmedizin, Universität Duisburg-Essen, Institut für Allgemeinmedizin, Duisburg-Essen, Deutschland

14. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 07.-09.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocFV14

doi: 10.3205/15dkvf031, urn:nbn:de:0183-15dkvf0312

Published: September 22, 2015

© 2015 Möller et al.
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Text

Hintergrund: Die Tätigkeit als Hausarzt ist ein erfüllender Beruf, doch kann die Tätigkeit auch mit hohen Stressbelastungen verschiedenster Art verbunden sein. Diese können negative Effekte auf die psychische Gesundheit haben. Studien aus verschiedenen europäischen Ländern und Kanada haben hohe Burnout-Raten bei Hausärzten gezeigt. Doch bislang gibt es keine Studien zur Prävalenz von Burnout unter Hausärzten in Deutschland.

Fragestellung: Wie hoch ist die Prävalenz von Burnout-Symptomen in einer deutschen Hausarztpopulation?

Methode: 181 Praxen eines universitären Hausärztenetzwerkes, wurden um die Teilnahme an einer Querschnittserhebung gebeten. Die Ansprache der Praxen erfolgte postalisch, mit einer anschließenden telefonischen Rekrutierung unter Anwendung eines Multi-Level-Approachs. Die Datenerhebung erfolgte über Praxisbesuche.

Zur Erhebung von Burnout Symptomen wurde das Maslach Burnout Inventory in der deutschen Version eingesetzt (MBI-D) [1]. Der MBI-D bestand aus 21 Items: 9 Items maßen die Dimension emotionale Erschöpfung (EE), 5 Items die Dimension Depersonalisierung (DP) und 7 Items die Dimension zum Gefühl reduzierter Leistungsfähigkeit (personal accomplishment, PA). Jedes Item wurde auf einer 6-stufigen Skala beurteilt, bei der 0=‘nie’ und 5=‘sehr häufig‘ entsprach.

Zusätzlich wurden folgende Teilnahmecharakeristika erhoben: soziodemographische Angaben, individuell durchgeführte Stressreduktionsmaßnahmen, Praxischarakteristika, Tätigkeitsumfang im Bereich Praxismanagement und der jeweils damit verbundene subjektive Belastungsgrad und ein Kurzfragebogen zur Arbeitsplatzanalyse (KFZA).

In die vorliegende Auswertung wurden alle Ärzte eingeschlossen, die nicht nur temporär in der Praxis tätig sind und vollständige Angaben zum MBI-D gemacht haben. Über die MBI-D Items wurde ein Summenscore entsprechend der Vorgaben gebildet [1]. Für die Einteilung der Burnout-Symptome in die drei Stufen „gering“, „mittel“ und „hoch“, verwendeten wir Vergleichsdaten einer europäischen Untersuchung bei Hausärzten [2]: EE (max. 45): gering >11, mittel 12-21, hoch ≥ 22; DP (max. 25): gering >4, mittel 5-7, hoch ≥ 8; PA (max. 35): gering >28, mittel 25–27, hoch ≤ 24. Die statistische Auswertung erfolgte mit SPSS 22 [3].

Ergebnisse: 137 Praxen der 181 Praxen (77%) nahmen an der Studie teil. Angaben von n=218 Ärzten wurden in die Analyse eingeschlossen. Das durchschnittliche Alter betrug 53 Jahre. Von den Befragten waren 61,1% (n=144) männlich, 86,5% (n=189) selbstständig und 87,7% (n=191) arbeiteten Vollzeit. Die meisten waren verheiratet (87,2%, n=190) und hatten ein bis zwei Kinder (73,4%, n=160). 93,1% (n=203) gaben an, zufrieden mit ihrem Job zu sein und 91,7% (n=200) würden diesen Beruf erneut wählen.

Der Anteil der Ärzte in der Kategorie „hohe Ausprägung von Burnout-Symptomen“ betrug für die drei Items zwischen 19,7% und 34,4%. Die Details sind in Tabelle 1 [Tab. 1] dargestellt.

Probanden mit höherer beruflicher Zufriedenheit, mehr als 60 Wochenstunden Arbeitszeit und >1250 „Scheine“ pro Quartal zeigten niedrigere Werte (geringere Ausprägung von Burnout-Symptomen).

Diskussionen: Die Teilnahmebereitschaft (77%) der Praxen war hoch. Die Prävalenzen in der beobachtete Hausarztpopulation ähnelt den Ergebnissen anderer europäischer und internationaler Studien. Bemerkenswert ist, dass eine hohe berufliche Zufriedenheit des Arztes ein positiver Parameter war.

Praktische Implikationen: Bei den befragten Hausärzten zeigt ca. ein Drittel eine hohe Ausprägung von Burnout-Symptomen. Für eine gezielte Prävention sind Studien zu Ursachen, die zu Burnout bei Ärzten führen, nötig. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Fokus auf Maßnahmen liegen könnte, die die Zufriedenheit des Arztes in seinem Praxisalltag erhöhen.


Literatur

1.
Büssing A, Glaser J. Managerial Stress und Burnout. A Collaborative International Study (CISMS). Die deutsche Fassung. 1998. (Berichte aus dem Lehrstuhl für Psychologie der TU München; Bericht Nr. 44).
2.
Soler JK, Yaman H, Esteva M, Dobbs F, Asenova RS, Katic M, et al. Burnout in European family doctors: the EGPRN study. Fam Pract. 2008;25:245-65.
3.
IBM Corp. Released 2013. IBM SPSS Statistics for Windows, Version 22.0. Armonk, NY: IBM Corp.