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12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

23. - 25. Oktober 2013, Berlin

Organisationsdiagnostik als qualitative Methode der Versorgungsforschung

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Lars Rölker-Denker - OFFIS – Institut für Informatik, Oldenburg, Germany
  • Andreas Hein - Fak. f. Medizin u. Gesundheitswiss. , Univ. Oldenburg, Oldenburg, Germany

12. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. Berlin, 23.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO3-4-02-166

doi: 10.3205/13dkvf252, urn:nbn:de:0183-13dkvf2521

Published: October 25, 2013

© 2013 Rölker-Denker et al.
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Hintergrund: Gesundheitsorganisationen (Krankenhäuser, Rehabilitationseinrichtungen, Arztpraxen, Pflegeeinrichtungen) sind die leistungserbringenden Hauptakteure im Gesundheitswesen. Die Erfassung, Beschreibung und Analyse der organisationalen Strukturen und Prozesse dieser Akteure sowie der Prozesse zwischen den Akteuren ist ein wichtiges Element der qualitativen Versorgungsforschung. Die aus der Organisationslehre stammende Methode der Organisationsdiagnostik ist ein umfassendes Instrument zur Erfassung, Beschreibung und Analyse der organisationalen Strukturen und Prozesse [1]. Die Organisationsdiagnostik ist dabei als systemische Methode zu verstehen, da der Fokus nicht nur auf einen kleinen Teilbereich legt, sondern alle Eigenschaften einer Organisation einbezieht.

Methodik: Der Organisationsdiagnostik liegen die etablierten Dimensionen der Organisationslehre zu Grunde. Für die Strukturdomäne sind dies Differenzierung/ Spezialisierung, Konfiguration, Koordination, Standardisierung/ Formalisierung und Entscheidungszentralisation, für die Prozessdomäne Zeit, Kosten, Qualität, Flexibilität, Integrativität und Kundenzufriedenheit.

Im Rahmen der Differenzierung stellt sich die Frage nach der Anzahl der unterschiedlichen Berufe in einer Organisation, die bspw. im Krankenhaus auf Grund der vielen Fachabteilungen sehr hoch ausfallen kann und auf eine hohe Differenzierung hindeutet. Aber auch die Schwerpunktsetzung eines gesamten Krankenhauses kann als Spezialisierung verstanden werden, dann ist die interne Differenzierung jedoch nicht mehr so groß. Im Rahmen der Konfiguration werden verschiedene Kennzahlen zum Verhältnis der Führungskräfte und Mitarbeiter erfasst, skalierbar von der Gesamtorganisation hinunter in einzelne Abteilungen oder Gruppen. Im Rahmen der Koordination wird die Abstimmung durch persönliche Weisung oder Organisationsroutinen untersucht, unter Routinen lassen sich auch die Klinischen Pfade verorten. Der Standardisierungs- und Formalisierungsgrad einer Organisation beschreibt den Entscheidungsspielraum von einzelnen Organisationsmitgliedern. Dieser kann sich sowohl auf die primäre Arbeit beziehen ("ärztliche Kunst") oder aber auch auf periphere Bereiche wie das Vorgehen bei Neueinstellungen. Die Entscheidungszentralisation umfasst die Punkte Planung, Entscheidung und Delegation.

Der Prozessdiagnostik vorangestellt ist die systematische Erfassung und Darstellung von Prozessen, erst im zweiten Schritt folgt dann die Beschreibung anhand der Dimensionen. Zur Darstellung von Prozessen können verschiedenen Methoden, bspw. UML, BPEL oder auch EPK [2] angewendet werden.

Ergebnisse: Zur Anwendung kommt das Instrument der Organisationsdiagnostik im Rahmen des Forschungsprojektes "Lernende Organisationen und Wissensmanagement im Gesundheitswesen" [3]. Dort sollen organisationale Lernprozesse in drei verschiedenen Gesundheitseinrichtungen (zwei Krankenhäuser, eine Rehabilitationseinrichtung) identifiziert und analysiert werden. Erste Erfahrungen zeigen, dass durch die strukturierte Erfassung der Organisationseigenschaften die Beschreibung der einzelnen Organisationseinheiten erleichtert wird.

Diskussion/Schlussfolgerung: Die Organisationsdiagnostik ist ein weiterer Baustein im multidisziplinären Methodeninventar der Versorgungsforschung. Sie ermöglicht eine strukturierte und vollständige Erfassung aller Organisationseigenschaften und damit auch der organisationalen Einflussfaktoren auf den Throughput-Prozess der Versorgungsleistung. Auch ein Vergleich zwischen den Organisationseigenschaften verschiedener Gesundheitsakteuren, der über die reine Erfassung von Betten, Personal und Ausstattung mit Medizingeräten hinaus geht, wird so ermöglicht.


Literatur

1.
Bornewasser M. Organisationsdiagnostik und Organisationsentwicklung. Stuttgart: Kohlhammer; 2009.
2.
Sarshar K, Dominitzki P, Loos P. Einsatz von Ereignisgesteuerten Prozessketten zur Modellierung von Prozessen in der Krankenhausdomäne – Eine empirische Methodenevaluation. In: Nüttgens M,Rump FJ, editors. Geschäftsprozessmanagement mit Ereignisgesteuerten Prozessketten. Proceedings zum 4. Workshop der Gesellschaft für Informatik (GI) und Treffen ihres Arbeitskreises "Geschäftsprozessmanagement mit Ereignisgesteuerten Prozessketten" (WI-EPK), Hamburg. 2005. p. 97-116.
3.
Rölker-Denker L, Hein A. Lernende Krankenhäuser aus versorgungsforscherischer Perspektive – Studiendesign und Methodeninventar. Abstract zum 11. Deutschen Kongress für Versorgungsforschung und 4. Nationalen Präventionskongress. Deutsche Medizinische Wochenzeitschrift. 2012;137 Supplement Nr. 3. : 170/ A281.