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Häufigkeit und Kosten der Komplikationen und Begleiterkrankungen des Diabetes – Ergebnisse der KoDiM-Studie 2010
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Published: | October 25, 2013 |
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Hintergrund: Die Public Health Bedeutung wie auch gesundheitsökonomische Relevanz des Diabetes mellitus ist in den letzten Jahre vielfach aufgezeigt worden (z. B. [1], [2]). Ziel der hier durchgeführten Studie ist eine personen- und bevölkerungsbezogene Schätzung der Häufigkeit der wichtigsten Komplikationen und Begleiterkrankungen des Diabetes sowie deren Kosten für das Jahr 2010 mittels Routinedaten. Die Studie schließt an die KoDiM-Studie mit Daten für 2001 an [3]. Es werden Kosten für die Krankenversorgung (SGB V), Pflege (SGB XI) und indirekte Kosten für Arbeitsunfähigkeit (AU) und Frühberentung berücksichtigt.
Methodik: Datenbasis: Versichertenstichprobe AOK Hessen/KV Hessen: 18,75% Zufallsstichprobe aus 1,5 Mio. AOK-Versicherten. Studienpopulation: durchgängig Versicherte in 2010 (N=260.932). Diabetesfälle: Versicherte mit intern validierter Diabetesdiagnose (ICD-10-E10-E14, O24) in 2010 (N=30.987, Diabetesprävalenz 11,6% (standardisiert 9,9%), Männeranteil: 47%; mitt. Alter: 69 J.). Kontrollgruppe (K): Versicherte ohne Diabetes in 2010, 1:1 Matching nach Alter und Geschlecht. Identifikation folgender Komplikationen mittels ambulanter und stationärer ICD-10-Diagnosen: Augenerkrankungen, Nierenerkrankungen, neurologische u. periphere vaskuläre Erkrankungen, kardiale u. zerebrovaskuläre Erkrankungen sowie zusätzlich bei Dialyse, Nierentransplantation und Amputation Dokumentation von spezifischen EBM- und OPS-Leistungen. Ermittlung der Kosten mittels Exzesskostenansatz: Pro-Kopf-Exzesskosten: Differenz der Kosten von Fällen und Kontrollen. Standardisierung und Hochrechnung der Ergebnisse auf die Alters- und Geschlechtsstruktur der Bevölkerung Deutschlands (31.12.2009).
Ergebnisse: Rund 38% der Diabetiker hatte keine (K: 69%), 33% eine (K: 23%) und 29% mehr als eine der Erkrankungen (K: 8%). Im Einzelnen: Augenerkrankungen: 18% (K: 5%), Nierenerkrankungen: 16% (5%), neurologische und periphere vaskuläre Erkrankungen 28% (7%), kardiale u. zerebrovaskuläre Erkrankungen: 40% (24%).
Die direkten und indirekten Diabetes-Exzess-Kosten betrugen in 2010 insgesamt 4.307 Euro pro Diabetiker, davon 633 Euro Basiskosten (Behandlung des Diabetes), 1.758 Euro Kosten für die Krankenversorgung der Begleiterkrankungen und Komplikationen, 289 Euro Pflegekosten und 1.627 Euro indirekte Kosten für AU und Frühberentung (davon 85% für Frühberentung).
Für einen Diabetiker mit Komplikationen betrugen die Exzess-Kosten für die Krankenversorgung nach Abzug der Basiskosten 2.795 Euro. Von diesen Kosten entfielen 1.358 Euro auf stationäre Leistungen, 573 Euro auf Sachleistungen, 459 Euro auf Arzneimittel und 405 Euro auf vertragsärztliche Leistungen. Für Pflege fielen Exzess-Kosten in Höhe von 464 Euro pro Diabetiker mit Komplikationen an. Diabetiker ohne Komplikationen zeigten etwa gleich hohe Pflegekosten wie ihre Kontrollen. Diabetiker mit Komplikation wiesen mit 2.013 Euro doppelt so hohe indirekte Exzess-Kosten auf im Vergleich zu Diabetikern ohne Komplikation.
Hochgerechnet auf Deutschland betrugen die Diabetes-Exzess-Kosten für die Krankenversorgung in 2010 rund 19,6 Mrd. Euro, davon 90% (17,7 Mrd. Euro) für Diabetiker mit Komplikationen. Diese setzen sich zusammen aus 5,2 Mrd. Euro Basiskosten, davon 69% (3,6 Mrd. Euro) für Diabetiker mit Komplikationen, und 14,4 Mrd. Euro direkte Kosten der Begleiterkrankungen und Komplikationen, davon 98% (14,1 Mrd. Euro) für Diabetiker mit Komplikationen. Hinzu kommen 2,4 Mrd. Euro Pflegekosten (fast ausschließlich für Diabetiker mit Komplikationen) und 13,4 Mrd. Euro indirekte Kosten für AU und Frühberentung, davon 76% (10,2 Mrd. Euro) für Diabetiker mit Komplikationen. Für alle Sektoren zusammen ergeben sich direkte und indirekte Exzess-Kosten in Höhe von 35,4 Mrd. Euro, davon 85% für Diabetiker mit Komplikationen.
Diskussion/Schlussfolgerung: Diabetiker weisen eine hohe Komorbidität verbunden mit hohen Kosten auf. Ziel ist es, durch präventive Maßnahmen den Anteil der Diabetiker zu reduzieren, sowie bei Diabetikern durch eine strukturierte Versorgung die Entwicklung von Komplikationen zu verhindern oder deren Auftreten zu verzögern. Dadurch wird die Lebensqualität der Betroffenen verbessert und der disease burden reduziert. Bei der Bewertung der Ergebnisse für Deutschland ist zu berücksichtigen, dass diese auf Daten einer Kassenart/Region basieren.
Die Studie wurde von Lilly Deutschland GmbH und Novo Nordisk Pharma GmbH unterstützt.
Literatur
- 1.
- Heidemann C, Du Y, Schubert I, Rathmann W, Scheidt-Nave C. Prävalenz und zeitliche Entwicklung des bekannten Diabetes mellitus. Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsbl (zur Publ. angenommen).
- 2.
- Köster I, Schubert I, Huppertz E. Fortschreibung der KoDiM-Studie: Kosten des Diabetes mellitus 2000-2009. Dtsch Med Wochenschr. 2012;137: 1-4.
- 3.
- Köster I, Ferber L von, Ihle P, Schubert I, Hauner H. The cost burden of diabetes mellitus: the evidence from Germany - the CoDiM Study. Diabetologia. 2006; 49:1498-504.