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10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung, 18. GAA-Jahrestagung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.
Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e. V.

20.-22.10.2011, Köln

Langfristige Wirksamkeit einer integrativen Patientenschulung zur Optimierung der stationären Rehabilitation bei chronischem Rückenschmerz – Eine multizentrische, prospektive Kontrollgruppenstudie

Meeting Abstract

  • J. Hofmann - Institut für Sportwissenschaft und Sport, FAU Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland
  • J. Buchmann - Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie, Universität Würzburg, Würzburg, Deutschland
  • K. Meng - Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie, Universität Würzburg, Würzburg, Deutschland
  • H. Vogel - Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie, Universität Würzburg, Würzburg, Deutschland
  • H. Bork - Asklepios Klinik, Schaufling, Deutschland
  • corresponding author K. Pfeifer - Institut für Sportwissenschaft und Sport, Arbeitsbereich Bewegung und Gsundheit, FAU Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland

10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. 18. GAA-Jahrestagung. Köln, 20.-22.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dkvf144

doi: 10.3205/11dkvf144, urn:nbn:de:0183-11dkvf1447

Published: October 12, 2011

© 2011 Hofmann et al.
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Text

Hintergrund: Die kurzfristige Wirksamkeit intensivierter Rehabilitationsprogramme mit einem biopsychosozialen Ansatz bei chronischen Rückenschmerzen ist international bestätigt [1]. Der Nachweis der langfristigen Wirksamkeit intensivierter Rehabilitationsprogramme in Deutschland steht noch aus und es findet in der Praxis der rehabilitativen Versorgung bisher kaum eine zielgerichtete Verknüpfung von wissens-, verhaltens- und bewegungsbezogenen Interventionsformen statt. Vor diesem Hintergrund erfolgten die Entwicklung und Implementierung eines integrativen, d.h. interdisziplinär aufeinander abgestimmten Schulungs¬programms „PASTOR“ zum Aufbau von aktiven Selbstmanagementkompeten¬zen bei Personen mit chronischen Rückenschmerzen sowie die Evaluation der Wirksamkeit im Vergleich zur stationären Standardrehabilitation.

Material und Methoden: Die Wirksamkeit wurde in einer multizentrischen quasi-experimentellen Kontrollgruppenstudie mit drei Messzeitpunkten (Reha-Beginn, Reha-Ende, 12-Monats-Katamnese) untersucht. Die Zielparameter wurden bei Probanden mit orthopädischer Hauptindikation (M54.4 – M54.9, M51.2 – M51.9, M53.8 – M53.9 nach ICD-10) mittels standardisierter Befragungsinstrumente erhoben. In der Kontrollphase erfolgte die Analyse der Effekte der Standardrehabilitation in drei Rehabilitationskliniken („usual care“). Im Anschluss wurde das integrative Schulungsprogramm in den Kliniken implementiert und in der Interventionsphase die Effekte des neuen Programms untersucht. Das vorliegende integrative Schulungsprogramm wurde an 12 Tagen in geschlossenen Gruppen durchgeführt und umfasste fünf Module mit einem Umfang von 48 Einheiten. Eine Vergleichbarkeit des zeitlichen Umfangs beider Gruppen wurde angestrebt. Primäre Zielgröße ist die subjektive Funktionskapazität (FfbH-R). Sekundäre Zielgrößen betreffen Schmerz (NRS), schmerzbezogene Kognitionen (TSK, PCI, KSI), kognitive und behaviorale Schmerzbewältigungskompetenzen (FESV), körperliche Aktivität (HAPA-Skalen, FFkA), subjektive Gesundheit (SF-12), rückenschmerzbedingte Arbeitsunfähigkeit und Inanspruchnahme medizinischer Leistungen. Die Stichprobe umfasst 537 Rehabilitanden (KG: n = 270; IG: n = 267). Der Anteil von Frauen ist 51%. Das durchschnittliche Alter beträgt 49 Jahre (SD = 8,4).

Die Analyse des primären Effektes sowie sekundärer Effekte erfolgte durch den Intergruppenvergleich zum dritten Messzeitpunkt mittels Kovarianzanalyse unter Kontrolle bedeutsamer Baseline-Unterschiede.

Ergebnisse: Nach 12 Monaten liegen Daten von 382 Personen (71%) vor. Ein Jahr nach der Rehabilitation besteht ein signifikanter kleiner Intergruppeneffekt in der Verbesserung der Funktionskapazität zugunsten der IG (η2 = 0,036; p< 0,001). Hinsichtlich sekundärer Zielparameter zeigen sich langfristig ebenfalls signifikante, kleine bis mittlere Interventionseffekte. Probanden der Interventionsgruppe weisen eine höhere körperliche Funktionsfähigkeit, geringere Schmerzbelastung, verbesserte kognitive und behaviorale Schmerzbewältigungskompetenzen sowie eine höhere Sportaktivität auf.

Schlussfolgerung: Langfristig zeigen sich mit kleinen bis mittleren Interventionseffekten im primären Zielparameter und in weiteren sekundären Zielparametern höhere Effekte des integrativen Schulungsprogramms „PASTOR“ im Vergleich zur Standardrehabilitation. Auf Basis dieser Ergebnisse kann der Einsatz des Programms zur Optimierung der Standardrehabilitation empfohlen werden.


Literatur

1.
Guzmán J, Esmail R, Karjalainen K, Malmivaara A, Irvin E, Bombardier C. Multidisciplinary bio-psycho-social rehabilitation for chronic back-pain (Cochrane Review). In: The Cochrane Library, Issue 3. Chichester, UK: John Wiley & Sons, Ltd; 2002.