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Standzeit und Komplikationen von Femurteilersätzen
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Published: | October 23, 2023 |
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Fragestellung: Femurteilersätze (FTE) stellen nach weiter Resektion von malignen Tumoren des Bewegungsapparates oft eine der letzten Möglichkeiten des Gelenkerhaltes vor einer Amputation dar. Besonders bei jüngeren Patienten kommt der Standzeit und dem Auftreten von Komplikationen daher eine besondere Bedeutung zu. Auch zur Versorgung ausgedehnter Knochenverluste nach multiplen endoprothetischen Revisionen bieten FTE eine therapeutische Option und werden zunehmend eingesetzt. Ziel dieser Arbeit ist die Untersuchung der Standzeit sowie der Komplikationen von proximalen und distalen modularen FTE vom Typ REVISIO®-RTM", vormals „MML“.
Methodik: Anhand des hausinternen OP-Registers wurden zunächst 284 Fälle von Implantationen eines proximalen oder distalen FTE im Zeitraum von 2009 bis 2018 erfasst. Hiervon erfüllten 71 Fälle die Einschlusskriterien. Ihre Verläufe wurden anhand der Patientenakten retrospektiv analysiert. Als Endpunkt der Standzeit wurde der Wechsel oder die Explantation des intramedullären Verankerungsschaftes der Prothese definiert. Zur Klassifikation der Komplikationen wurde die Henderson-Klassifikation verwendet. Der Einfluss ausgewählter zuvor definierte Variablen auf die Standzeit wurde ebenfalls untersucht.
Ergebnisse: Das Patientenkollektiv bestand aus zwölf Tumorfällen und 59 Revisionsfällen. Die mediane Standzeit der FTE betrug 47,1 Monate. In 55 Fällen traten gesamt 91 Komplikationen auf, welche mit 118 Revisionsoperationen behandelt werden mussten.
Die 5-Jahres-Überlebensrate der 29 proximalen FTE betrug 66,7%. Luxationen, die teils geschlossen reponiert werden konnten, waren die häufigste Komplikation von proximalen FTE, mit 19,7% und traten im Vergleich zu den weiteren Komplikationsarten am frühesten auf.
Im Gesamtkollektiv führten periprothetische Infektionen (PPI) bei 21,1% der Fälle zu 42 Revisionen und waren vor allem bei den distalen FTE zu verzeichnen, in dieser Gruppe kam es in nur einem Fall (1,4%) zu einem Tumorrezidiv.
Schlussfolgerung: Die Verteilung sowie das zeitliche Auftreten der Komplikationen war nicht einheitlich. Bei den proximalen FTE traten früh vor allem Luxationen auf. Die distalen FTE waren anfälliger für PPI, vor Allem wenn bereits in der Vorgeschichte eine PPI aufgetreten war. In dieser Arbeit wurden im Vergleich zur Literatur teils verkürzte Standzeiten der distalen FTE verzeichnet. Die Standzeit der proximalen FTE hingegen war nach 5 Jahren vergleichbar mit ähnlichen Studien. Bei der Verwendung von FTE als Option bei malignen Tumoren oder nach multiplen endoprothetischen Revisionen sollten die ermittelten Komplikationswahrscheinlichkeiten und Erfolgsaussichten bedacht werden.