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Femurverlängerung mittels Magnetfeld-gesteuertem intramedullären Distraktionsmarknagel am Übergang des originären Knochens zu einer Masquelet-Strecke nach Resektion eines Low-Grade-Osteosarkoms
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Published: | October 23, 2023 |
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Fragestellung: Das Low-Grade-Osteosarkom stellt eine niedriggradig maligne knochenbildende Neoplasie dar. Betroffene PatientInnen können meist allein durch eine weite Tumorresektion kurativ therapiert werden. Da auf (neo)adjuvante Behandlungen wie Chemotherapie verzichtet werden kann, stellen biologische Verfahren zur Defektrekonstruktion wie die Masquelet-Technik und/oder die Kallusdistraktion eine sinnvolle Alternative zur tumorendoprothetischen Versorgung dar.
Methodik: Dieser Fallbericht beschreibt Verlauf und Resultat der Behandlung eines 30-jährigen, männlichen Patienten mit Low-Grade-Osteosarkom der linken proximalen Femurdiaphyse. Nach bioptischer Sicherung bei unauffälligem Staging ohne Fernmetastasen erfolgte die Entscheidung zur alleinigen weiten Resektion mit biologischer Defektrekonstruktion ohne systemische Therapie.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es erfolgte die weite Resektion nach Enneking (16 cm Femurresektion). Die Weichteile ließen eine akute Verkürzung um 5 cm zu. Die osteosynthetische Stabilisierung wurde durch antegrade Implantation eines Verriegelungsmarknagels (Trigen TAN, Smith+Nephew) mit Überbrückung der Defektstrecke von 11 cm erreicht. Zur Induktion einer Masquelet-Membran erfolgte zunächst die Interposition eines Zementspacer (Palacos, Heraeus Medical) in die Defektzone. Histologisch ergab sich eine R0-Resektion. Nach 3 Monaten wurde der Spacer entfernt und der femorale Defekt vollständig mit autologer Spongiosa (Entnahme Beckenkamm beidseitig) angereichert mit Knochenersatzmaterial (Actifuse, Baxter) in Masquelet-Technik aufgefüllt. CT-graphisch konnte 3 Monate später die suffiziente Rekonstruktion der femoralen Kontinuität mit ossärer Konsolidierung zwischen Masquelet-Plastik und originärem Knochen nachgewiesen werden. Bei unauffälliger onkologischer Nachsorge erfolgte 1 Jahr später die Entfernung des Marknagels, die perkutane Osteoklasie am Übergang des distalen originären Knochens zur Masquelet-Zone sowie die antegrade Implantation eines Distraktionsmarknagels (Precice, NuVasive). Mit einer Distraktionsgeschwindigkeit von 1 mm/d wurde das geplante Distraktionsziel zum Ausgleich der verbliebenen Beinlängendifferenz nach 50 Tagen erreicht. Eine ossäre Konsolidierung mit Vollbelastungsfähigkeit wurde nach 5 Monaten dokumentiert (Konsolidierungsindex 30 d/cm). Protektiv wurde der Distraktionsmarknagel auf einen antegraden Verriegelungsnagel (Trigen TAN, Smith+Nephew) gewechselt. 6 Jahre nach Erstkontakt ist der Patient tumor- und beschwerdefrei und zeigt ein unauffälliges Gangbild bei vollständigem Beinlängenausgleich.
Die biologische Rekonstruktion als Kombination aus Masquelet-Technik und intramedullär gesteuerter Kallusdistraktion stellt ein geeignetes Verfahren bei malignen Knochentumoren dar, die keiner (neo)adjuvanten Therapie bedürfen, erfordert jedoch mehrere geplante Revisionsoperationen über einen längeren Behandlungszeitraum mit eingeschränkter Mobilität. Eine suffiziente Kallusdistraktion an der Grenze zwischen originärem Knochen und Masquelet-Zone ist möglich.