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Therapie der chronischen Glutealinsuffizienz nach Hüfttotalendoprothesenimplantation mittels Muskellappenersatzplastik nach Whiteside
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Published: | October 26, 2021 |
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Fragestellung: Die Schädigung und postoperative Degeneration der Hüftabduktoren ist eine häufige Ursache für Schmerzen und Funktionseinschränkung nach HTEP-Implantation. Die Therapie ist herausfordernd und bedarf einer präzisen und individuellen Herangehensweise. Der 2012 von Whiteside beschriebene Gluteus maximus Transfer stellt eine operative Möglichkeit dar, die Gluteus medius Insuffizienz durch eine Veränderung des Sehnenzugs zu kompensieren. Die Datenlage dazu ist limitiert. Ziel dieser Studie war es, die klinischen und radiologischen Ergebnisse nach Muskellappenersatzplastik zur Therapie der chronischen Glutealinsuffizienz bei einliegender HTEP zu untersuchen.
Methodik: Insgesamt konnten 15 konsekutive Patienten (12 Frauen, 3 Männer), bei welchen im Zeitraum von 2014 bis 2018 ein Gluteus maximus Transfer bei chronischer Glutealinsuffizienz und einliegender HTEP durchgeführt wurde, eingeschlossen werden. Alle Patienten zeigten präoperativ eine Verfettung des Gluteus medius bei festem Sitz der HTEP. Eine periprothetische Infektion wurde ausgeschlossen. Alle Patienten zeigten ein Trochanterschmerzsyndrom, ein positives Trendelenburg-Zeichen und eine reduzierte Abduktionskraft. Das Durchschnittsalter zum Operationszeitpunkt betrug 64 Jahre (53-79). Die Patienten waren im Schnitt 3,5-mal (2-5) voroperiert. Das mittlere Follow-up betrug 2,8 (0,7-4,7) Jahren. Es wurden die Schmerzintensität mittles NRS (Numerische Rating Skala), das Trendelenburgzeichen sowie der Harris-Hip-Score (HHS) prä- und postoperativ erhoben. Ferner konnte die subjektive Zufriedenheit (Schulnotensystem) sowie die gesundheitsbezogene Lebensqualität mit dem Short Form-36 (SF-36) ermittelt werden. MR-radiologisch erfolgte die Bestimmung des Muskelvolumens und die Klassifikation nach Goutallier.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es zeigt sich eine Schmerzreduktion am Trochanter von NRS 6,1±2,4 auf 4,9±2,5 und bei 38% der Patienten konnte zum letzten Nachuntersuchungszeitpunkt ein negatives Trendelenburgzeichen festgestellt werden. Hinsichtlich des HHS zeigte sich eine Verbesserung von 47,3±19,0 auf 51,1±21,0 Punkten gegenüber präoperativ. Die subjektive Zufriedenheit wurde im Durchschnitt mit 3,1 bewertet und 72% der Patienten gaben an, die OP wieder durchführen zu lassen. Die postoperative gesundheitsbezogene Lebensqualität (SF-36) betrug im Schnitt 41,8±19,1 Punkte. MR-radiologisch konnte keine signifikante Veränderung des Muskelvolumens und Atrophiegrads beobachtet werden. Der Kraftgrad der Abduktion nach Janda verbesserte sich durchschnittlich von 2,3±1,6 auf 2,7±0,9.
Die Muskellappenplastik nach Whiteside zeigt insbesondere hinsichtlich der subjektiven Patientenzufriedenheit und funktionellen Parameter zum Teil gute Ergebnisse. Atrophiegrad und Muskelvolumen werden durch die operative Versorgung nicht maßgeblich beeinflusst. Eine sorgfältige Patientenselektion vorausgesetzt, stellt die Whiteside-Plastik eine Therapieoption der chronischen Glutealinsuffizienz dar, die zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen kann.