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Fragestellung: Aufgrund der demographischen Entwicklung und dem höheren Aktivitätsniveau der älteren Bevölkerung steigt die Inzidenz geriatrischer Acetabulumfrakturen. Der Unfallmechanismus und die Frakturentität unterscheiden sich dabei relevant von jüngeren Patienten mit Acetabulumfrakturen. Im Gegensatz zu den Frakturen des proximalen Femurs gibt es hinsichtlich des optimalen Versorgungszeitpunktes keine wissenschaftlich belegten Empfehlungen oder entsprechende Leitlinien. Ziel der vorliegenden Studie war es, den Einfluss des Operationszeitpunktes auf den klinischen Verlauf und die Mortalität zu untersuchen.

Methodik: In die vorliegende Analyse wurden alle Patienten mit einem Alter ≥ 60 Jahre, die aufgrund einer Acetabulumfraktur in unserem Traumazentrum behandelt wurden, eingeschlossen. Ausgeschlossen wurden alle Patienten, die die Verletzung aufgrund eines Hochrasanz-Mechanismus erlitten hatten, die unter relevanten Begleitverletzungen litten sowie Patienten mit unvollständigen Datensätzen. Die Daten der eingeschlossenen Patienten wurden aufgrund des Operationszeitpunktes gruppiert und hinsichtlich des klinischen Verlaufs und der Mortalität untersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt konnten 105 Patienten (m:f=53:52) in die vorliegende Studie eingeschlossen werden. Das durchschnittliche Alter (Median) aller Patienten lag bei 83,1 Jahren. Davon wurden 31 Patienten innerhalb der ersten 48h nach Aufnahme operativ versorgt (Gruppe 1), 23 Patienten an den Tagen 3 und 4 (Gruppe 2) und 51 Patienten nach mehr als 4 Tagen (Gruppe 3). Zwischen den 3 untersuchten Gruppen zeigten sich keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich des Alters, des Geschlechts und der Begleiterkrankungen gemessen mit dem Charlson Comorbidity Index.

Es zeigten sich keine Unterschiede hinsichtlich der Dauer der operativen Versorgung und des intraoperativen Blutverlustes zwischen den untersuchten Gruppen. Bei der Analyse des notwendigen Behandlungsintervall auf einer Intensiv- oder IMC-Station konnten ebenfalls keine Unterschiede festgestellt werden. Die Inzidenz von Komplikationen, die mutmaßlich mit einer frühen operativen Therapie assoziiert sind (Transfusionen, intraoperativer Blutverlust, Operationsdauer etc.) waren in allen 3 untersuchten Gruppen vergleichbar. Bei der Analyse der Komplikationen, die mutmaßlich mit einer späteren operativen Versorgung assoziiert sind (Pneumonie, thrombembolische Komplikationen, Harnwegsinfekt etc.) zeigte sich eine erhöhte Inzidenz von Harnwegsinfekten (Gruppe1: n=8, Gruppe2: n=13, Gruppe3: n=27; p=0,045). Die Mortalität zeigte sich in den untersuchten Subgruppen ohne statistisch signifikante Differenz.

In der vorliegenden Studie konnte kein relevanter Einfluss des Operationszeitpunktes auf die Mortalität bei älteren Patienten mit Acetabulumfrakturen nachgewiesen werden. Jedoch zeigte sich eine höhere Inzidenz von Harnwegsinfekten bei Patienten mit einer verzögerten operativen Versorgung. Die Studienergebnisse sind durch das retrospektive Design limitiert.