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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Therapieverzögerungen sind mit einer Prognoseverschlechterung bei Patienten mit lokalisierten Ewing Sarkomen assoziiert: eine retrospektive Analyse von Daten der Euro-E.W.I.N.G.99 Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Dimosthenis Andreou - Abteilung für Tumororthopädie und Sarkomchirurgie, Sarkomzentrum Berlin-Brandenburg, Helios Klinikum Bad Saarow, Bad Saarow, Germany
  • Andreas Ranft - Klinik für Kinderheilkunde III, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Hans Roland Dürr - Klinik für Orthopädie, Physikalische Medizin & Rehabilitation, LMU Klinikum, München, Germany
  • Jendrik Hardes - Klinik für Tumororthopädie und Sarkomchirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Andreas Leithner - Univ. Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria
  • Arne Streitbürger - Klinik für Tumororthopädie und Sarkomchirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Per-Ulf Tunn - Klinik für Tumororthopädie, Sarkomzentrum Berlin-Brandenburg, Helios Klinikum Berlin-Buch, Berlin, Germany
  • Uta Dirksen - Klinik für Kinderheilkunde III, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB11-793

doi: 10.3205/21dkou006, urn:nbn:de:0183-21dkou0060

Published: October 26, 2021

© 2021 Andreou et al.
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Fragestellung: Zum Erreichen eines Langzeitüberlebens bei Patienten mit Ewing Sarkomen (EwS) sind interdisziplinäre Therapieansätze notwendig, die eine enge Kooperation zwischen Ärzten in unterschiedlichen Kliniken voraussetzen. Dabei kann es aufgrund von logistischen Problemen zu Therapieverzögerungen kommen. Ziel dieser Studie war es, den Einfluss dieser Therapieverzögerungen auf die Patientenprognose zu evaluieren und mögliche Risikofaktoren zu identifizieren.

Methodik: Die Daten von 692 Patienten mit einem lokalisierten EwS, die zwischen 1998 und 2009 in der Euro-E.W.I.N.G.99 Datenbank aus Zentren in Deutschland, Belgien, Holland, Österreich, der Schweiz und Tschechien registriert wurden und nach einer neoadjuvanten Chemotherapie (CTX) operativ behandelt wurden, wurden retrospektiv ausgewertet. Die optimalen Cut-Off Werte für die Überlebensanalysen wurden mit dem Youden Index in Receiver Operating Characteristic Kurven bestimmt. Hazard ratios (HR) mit den zugehörigen 95% Konfidenzintervallen (CI) wurden in multivarianten Cox-Regressionsanalysen berechnet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Patienten sollten präoperativ 6 Zyklen einer CTX mit Vincristin, Ifosfamid, Doxorubicin und Ifosfamid (VIDE) in 21-tägigen Intervallen erhalten. Diese Intervalle wurden nur bei 5% der Patienten eingehalten, bei 28% der Patienten waren die durchschnittlichen Intervalle zwischen den VIDE-Zyklen > 25 Tage. Das mediane Intervall zwischen dem 1. VIDE Zyklus und der Tumorresektion betrug 141 (IQR, 133 - 153) Tage. Patienten mit einer Dauer der neoadjuvanten CTX > 150 Tage hatten ein höheres Risiko für Rezidive/Metastasen (HR 1,546; 95% CI 1,103 - 2,166; p = 0.011) und ein höheres Risiko, an die Erkrankung zu versterben (HR 1,574; 95% CI 1,095 - 2,262; p = 0.014). Diese Patienten hatten ein signifikant längeres Intervall zwischen dem 6. VIDE Zyklus und der Operation (36 vs. 27 Tage, p < 0,001) und wurden signifikant häufiger in low-volume Zentren behandelt (63% vs. 48%, p = 0.005). Patienten mit einem Intervall > 21 Tage zwischen der Operation und dem 1. postoperativen CTX Zyklus hatten ein höheres Risiko für Rezidive/Metastasen (HR 1,406; 95% CI 1,011 - 1,955) und eine signifikant häufigere Rate an postoperativen Komplikationen (26% vs. 11%, p < 0,001), verglichen zu Patienten mit einem kürzeren Intervall.

Therapieverzögerungen zwischen der Einleitung der neoadjuvanten CTX und der Operation, sowie zwischen der Operation und der Einleitung der adjuvanten CTX sind mit einer Prognoseverschlechterung bei Patienten mit lokalisierten EwS assoziiert. Unsere Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer Optimierung der Zusammenarbeit von Ärzten in unterschiedlichen Kliniken, die in der Behandlung eines Patienten involviert sind, und sprechen dafür, EwS-Patienten in high-volume Zentren zu behandeln. Zukünftige Studien sollten evaluieren, ob eine frühere Einleitung der postoperativen Chemotherapie nach optimierter Behandlung von postoperativen Komplikationen sicher umsetzbar und prognoserelevant sein könnte.