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Stellenwert der winkelstabilen Plattenosteosynthese bei der Versorgung distaler periprothetischer Femurfrakturen
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Published: | November 6, 2018 |
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Fragestellung: Aufgrund der hohen Komplexität und Multimorbidität des Patientenkollektivs stellt die Versorgung der distalen periprothetischen Femurfrakturen (DPF) eine große Herausforderung in der Unfallchirurgie dar. Die Art der operativen Versorgung richtet sich v.a. nach der Frakturmorphologie und dem Bezug zur Knieprothese. Die etablierteste Klassifikation ist die Einteilung nach Rorabeck welche drei Typen unterteilt und zwei Kriterien beurteilt: Dislokation und Prothesenlockerung. Ab wann eine Prothese aus radiologischen Kriterien jedoch als locker zu werten ist, lässt sich auch durch eine CT Diagnostik oftmals nicht eindeutig klären. Ziel der Studie ist die Untersuchung des Therapieverlaufes und der klinischen Ergebnisse bei DPF mit dem Fokus auf winkelstabile Plattenosteosynthesen (WPO) im Gegensatz zum Knieprothesenwechsel (KPW).
Methodik: In einer retrospektiven Studie wurden von 2010 bis 2017 39 Fälle mit DPF eingeschlossen. Der klinische Verlauf der beiden Versorgungsstrategien wurde zueinander und mit Ergebnissen in der Literatur hinsichtlich folgender Parameter verglichen: Rorabeck Klassifikation, Anzahl der Frakturfragmente, radiologisches Outcome mittels Röntgenverlaufskontrolle, klinisches Outcome mittels Lysholm Score, Komplikationen, Sterberate, OP Dauer und Blutverlust. Zudem wurden Patienten-spezifische Parameter wie Alter, Geschlecht, BMI, ASA Score und Vorerkrankungen berücksichtigt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 37 Patienten wurden mittels WPO versorgt, selbst bei präoperativ fraglicher Prothesenlockerung, zwei Patienten mit sicherer Prothesenlockerung erhielten einen KPW. Die eingeschränkte Follow-up-Rate ist dem untersuchten Patientenkollektiv geschuldet: geriatrische, z.T. multimorbide Patienten (Durchschnittsalter 81 Jahre, in 25% der Fälle zum Untersuchungszeitpunkt verstorben). Bei 25 Patienten konnte eine Röntgenverlaufskontrolle, bei 20 Patienten eine klinische Evaluierung mittels Lysholm Score erfolgen. Hinsichtlich Sterberate zeigte sich anhand der eigenen Daten und im Vergleich zur Literatur kein Nachteil zwischen der Versorgung mit WPO oder KPW. Hervorzuheben ist eine hohe Variabilität des klinischen Outcomes im Lysholm Score (M=64; SD=29). Bezüglich der Invasivität (Blutverlust M=397ml und OP Dauer M=140min) zeigt sich die WPO als weniger invasives Verfahren.
Die Wahl der Frakturversorgung von DPF muss das spezielle alterstraumatologische Patientenkollektiv berücksichtigen: Ein möglichst atraumatisches OP-Verfahren soll zu einer möglichst raschen und schmerzfreien Mobilisierung führen. Die Rate an Komplikationen war in dem vorgestellten Patientenkollektiv mit WPO gering und die Versorgung dieser Patienten konnte schneller erfolgen, da im Gegensatz zum KPW kein Spezialimplantat notwendig ist. In unserem Kollektiv stellte die WPO eine sichere Frakturversorgung bei DPF dar, auch bei Fällen mit fraglicher Prothesenlockerung. Lediglich bei eindeutigen Lockerungszeichen, wie vollständig abgelöstem Prothesenshield, sollte ein initialer KPW erfolgen.