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Implantaterhalt bei chronischem, periprothetischem Infekt des multimorbiden Patienten unter Verwendung von degradierbaren, calciumbasierten, lokalen Antibiotika
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Published: | November 6, 2018 |
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Fragestellung: Mittels DAIR-Prozedur (Debridement, systemische Antibiotikatherapie, Implantaterhalt) können beim periprothetischen Frühinfekt gute Erfolgsraten der Infektberuhigung und ein Implantaterhalt erzielt werden. De Vries et al. zeigten demgegenüber eine um rund 50% geringere Erfolgsrate beim Spätinfekt. Beim chronischen, periprothetischen Infekt gilt daher der Implantatwechsel als Goldstandard. Die DAIR-Prozedur führt in unpassenden Kollektiven zu schlechten Ergebnissen. Ist allerdings ein Implantatwechsel aufgrund gesundheitlicher Konstitution oder aus patientenindividuellen Gründen nicht möglich, besteht derzeit keine Alternative zur DAIR-Prozedur mit folglich schlechtem Outcome. Ziel dieser Studie ist es, zu evaluieren, ob in solchen Fällen durch Kombination der DAIR-Prozedur mit antibiogrammgerecht applizierten, auflösbaren, lokalen Antibiotika ein Implantaterhalt und eine Infektberuhigung in einer einzeitigen Prozedur erzielt werden kann.
Methodik: 42 Patienten (Alter: MW 73 Jahre) wurden mittels einmaliger Operation im Rahmen einer DAIR-Prozedur unter Hinzufügung antibiogrammgerechter, lokaler Antibiotikaträger behandelt. Alle Patienten erfüllten die IDSA-Kriterien für einen chronischen/rezidivierenden, periprothetischen Infekt und waren aufgrund individueller Konstitution nicht für einen Prothesenwechsel geeignet. Als lokale Antibiotikaträger wurden OSTEOSET (Firma Wright Medical, USA) unter Hinzufügung von Ceftriaxon, Vancomycin oder Tobramycin, sowie HERAFILL-Gentamycin (Firma Hereaus, Deutschland) verwendet. Das durchschnittliche Follow-up nach der einzeitigen Operation betrug 23 Monate.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 19 (45,2%) Patienten wiesen einen chronischen, periprothetischen Infekt der Hüfte, zwölf (28,6%) Patienten einen Infekt der Knieprothese und elf (26,2%) Patienten eine bereits aufgrund eines periprothetischen Infekts bestehende, implantierte Kniegelenksarthrodese mit einliegendem Arthrodesemodul auf. Vancomycin (45,2%, n=19) und Gentamycin (31%, n=13) waren die am meisten verwendeten, lokal applizierten Antibiotika, gefolgt von Tobramycin (19%, n=8) und Ceftriaxon (4,8%, n=2). In 73,8% der Fälle konnte eine Infektremission über den Beobachtungszeitraum erzielt werden. Ein Implantaterhalt gelang in 85,7% der Fälle. Staphylococcus epidermidis (29%), Staphylococcus aureus (21%) und Enterococcus faecalis (21%) waren die am meisten detektierten Keime, wobei 21,4% eine Kombination von zwei oder mehr Bakterien zeigte.
Zusammenfassend bilden die resorbierbaren, lokalen Antibiotikaträger auf Calzciumsulfatbasis eine sinnvolle Ergänzung zu den bereits etablierten Systemen in der Behandlung des periprothetischen Infekts. Die nachgewiesenen Infektberuhigungsraten von über 70% bei einem therapierefraktärem Krankengut sind als überdurchschnittlich zu werten. Die Pharmakokinetik und -dynamik der Trägerstoffe sowie deren resistogrammgerechte Applikation bringen deutliche Vorteile und scheinen zu den überdurchschnittlichen Resultaten beizutragen.