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Präoperativ mit einer retrograden Stanze gewonnene intraartikuläre Gewebeproben verbessern die Diagnostik fraglicher implantatassoziierter Infekte – eine prospektiv-kontrollierte Studie
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Published: | October 10, 2016 |
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Fragestellung: Huegle et. al beschrieben 2014 erstmals den Gebrauch eines neuartigen Instruments zur Entnahme von intraartikulären Gewebeproben bei nativen Kniegelenken. Es wurde gezeigt, dass diese Methode ein sicherer, komplikationsarmer und auch kostengünstiger Weg zur Gewinnung von intraartikulären Gewebeproben ist.
Wir publizierten bereits, dass die retrograde Stanze, Retroforce® (Fa. Storz Tuttlingen) als neuartiges Instrument zur Diagnosestellung und Sicherung bei Verdacht auf einen möglichen periprothetischen Gelenkinfekt genutzt werden kann.
Ziel dieser Studie war es die Sensitivität und Spezifität der durch die Retroforce® gewonnenen Proben mit den tiefen, repräsentativen intraoperativ erlangten Gewebeproben zu vergleichen. Unsere Hypothese war es, dass die durch die Stanze gewonnenen Proben eine hohe Korrelation hinsichtlich eines Keimnachweises und der Beurteilung periprothetischer Membranen nach Krenn und Morawietz aufweisen und einer reinen Analyse von Synovialflüssigkeit überlegen sind.
Methodik: Nach Zustimmung durch die Ethikkomission (IRB#357/14) konnten wir 28 Patienten mit V.a. einen periprothetischen Hüftgelenksinfekt in die prospektive, kontrollierte Studie einschließen. Die Probengewinnung durch die Retroforce® wurde unter sterilen Bedingungen wie publiziert durchgeführt. Neben den Gewebeproben wurde Gelenkflüssigkeit zur weiteren mikrobiologischen und histopathologischen Analyse gewonnen. Anschließend wurden die Proben mit den Ergebnissen der tiefen, repräsentativen, intraoperativ gewonnenen Proben verglichen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden n= 28 Patienten (m= 14; w=14) mit einem mittleren Alter von 73.3± 7,5 Jahren in die Studie inkludiert. Die mikrobiologischen Proben zeigten sich in 27 von 28 Fällen (96,4%) identisch verglichen mit den tiefen repräsentativen Gewebeproben. Die häufigsten Erreger waren intermediär resistente Staphylokokken. Die histopathologischen Ergebnisse hinsichtlich der Membranklassifikation nach Krenn und Morawietz zeigten sich in 26 von 28 (92,8%) Fällen identisch. Ein Patient konnte nicht weiter untersucht werden, da die Probe beim Transport verloren ging. Gegenüber der reinen, üblicherweise durchgeführten Zellzahlbestimmung aus Gelenkpunktat und des Keimnachweises aus der Punktion zeigten sich die durch die Stanze entnommenen Proben hinsichtlich der Sensitivität und Spezifität überlegen.
Tiefe repräsentative Gewebeproben, auch aus dem Interface zwischen Prothese und Knochen, bleiben der Goldstandard zur Beurteilung periprothetischer Infektmembranen. In der vorliegenden Studie konnte jedoch mit der retrograden Stanze durch die präoperativ gewonnene Histopathologie ein entscheidender Baustein zur Infektdiagnostik hinzugefügt werden.