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Posttraumatische Arthroseentwicklung nach Azetabulumfrakturen. Risikoanalyse für die Implantation einer Hüft-TEP anhand von 196 Azetabulumfrakturen
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Published: | October 10, 2016 |
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Fragestellung: Die sekundäre Koxarthrose stellt eine der Hauptrisiken nach operativ und konservativ behandelten Azetabulumfrakturen dar. Letournel beschreibt in seinem Patientenkollektiv eine Arthroserate von 20% [1]. Verschiedene Prädiktoren konnten in einzelnen Studien gesichert werden [1], [2].
Anhand einer retrospektiven Analyse wurden verschiedene Risikofaktoren bezüglich des Outcome-Parameters "Hüft-TEP-Implantation" im eigenen Patientenkollektiv untersucht.
Methodik: Im Zeitraum von 2005-2012 wurden alle behandelten Azetabulumfrakturen prospektiv im Beckenregister der DGU erfasst und bei einem mittleren follow-up von 3,7 Jahren (range 2-9,8 Jahre; 73% Nachuntersuchungsrate bei 15% Verstorbenen und 12% lost to follow-up) entsprechend dem Registerprotokoll nachuntersucht (https://dgubecken.memdoc.org/). Neben klinischen und röntgenologischen Verlaufskontrollen erfolgte die Erhebung der folgenden Scores: Merle d'Aubigne, EQ 5D und VAS. Die deskriptive und statistische Auswertung erfolgte mit SPSS20.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden 196 Azetabulumfrakturen (13% hintere Wand; 0% hintere Pfeiler; 8% vordere Wand; 17% vordere Pfeiler; 8% Querfrakturen; 3% hintere Pfeiler + hintere Wand, 5% Querfrakturen + Hinterwand; 10% T-Frakturen; 23% vordere Pfeiler + Hemitransvers und 13% Zweipfeilerfrakturen) eingeschlossen. In 54% wurde ein operatives und in 46% ein konservatives Vorgehen gewählt. In 5% der Fälle erfolgte eine primäre Hüft-TEP Versorgung. In 23% der operativen und 2% der konservativen Therapien (p<0,01) wurde eine sekundäre Hüft-TEP Implantation im Intervall von 23,7 Monaten (Range 2-96, Median 15 Monate) durchgeführt. Als Risikofaktoren wurde die Frakturformen n. Letournel (komplex vs. einfach: 66 Fälle davon 33% TEPs vs. 37 davon 5 %TEPs; p<0,05) sowie postoperativ verbliebene Stufen (TEP(+) vs. (-):3,33±2,69 vs. 1,54±1,81mm, p<0,05) und Spalten (TEP(+) vs. (-): 5,62±3,46 vs. 2,69±3,14mm, p<0,05) identifiziert. Das Geschlecht (TEP (+): 18m + 6f vs. TEP(-): 67m + 12f) zeigten, ebenso wie das Alter der Patienten, der Unfallmechanismus (Hochrasanz vs. niederenergetisches Trauma) und die Operationsdauer keinen signifikanten Unterschied. In den funktionellen Scores zeigen beide Patientengruppen ein vergleichbares Ergebnis.
Bei exakter Indikationsstellung besitzt die konservative Therapie weiterhin einen Stellenwert in der Versorgung von Azetabulumfrakturen. Bei der operativen Versorgung werden trotz verbesserter präoperativer Schnittbilddiagnostik, Verwendung von weniger invasiven Zugängen und modifizierten Osteosyntheseverfahren weiterhin sekundäre Arthroseraten mit Notwendigkeit zur Hüft-TEP Versorgung in bis zu 23% der Fälle beobachtet. Die Analyse und detaillierte Evaluation spezifischer Risikofaktoren für die Entwicklung einer posttraumatischen Arthrose ist notwendig, um die Patienten zu detektieren, welche von einer primären TEP Versorgung profitieren.