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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Klinische Pharmazeuten als Teil eines interdisziplinären Teams bei der Antibiotikatherapie in der Unfallchirurgie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Dagmar Horn - Universitätsklinikum Münster - Apotheke, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster, Germany
  • Steffen Roßlenbroich - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster, Germany
  • Robin Köck - Universitätsklinikum Münster, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Münster, Germany
  • Carolin Kreis - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster, Germany
  • Norbert Roeder - Universitätsklinikum Münster, Ärztlicher Direktor, Münster, Germany
  • Michael Raschke - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster, Germany
  • Thomas Fuchs - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI57-1119

doi: 10.3205/15dkou408, urn:nbn:de:0183-15dkou4085

Published: October 5, 2015

© 2015 Horn et al.
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Fragestellung: Die rationale Verordnung von Antibiotika ist ein wesentlicher Faktor zur Limitierung von Selektionsdruck, bakterieller Antibiotikaresistenz und zur Prävention von Infektionen durch Clostridium difficile. Der Antibiotika-Verbrauch kann durch „Antibiotic Stewardship Teams“ deutlich reduziert werden, deren Implementierung in Krankenhäusern bereits seit 1998 von der Europäischen Union (EU), sowie durch Änderungen des Infektionsschutzgesetzes (2011) und Veröffentlichung der S3-Leitlinie „Strategien zur Sicherung rationaler Antibiotika-Anwendung im Krankenhaus“ (2013) auch in Deutschland empfohlen wurde.

Methodik: Seit 2012 werden alle Antibiotikaverordnungen bei stationären Patienten der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie täglich von klinischen Pharmazeuten überprüft. Bei Interventionsbedarf erfolgt Rücksprache mit der Medizinischen Mikrobiologie und den behandelnden Ärzten. Die Empfehlungen werden im gemeinsamen Konsens umgesetzt. Zusätzlich finden mikrobiologische Visiten und interdisziplinäre infektiologische Fallkonferenzen statt.

Um zu evaluieren, welchen Anteil Interventionen zur Antibiotikatherapie im Vergleich zu anderen Arzneitherapien haben, wurden über 3 Monate (Februar bis April 2012) Art und Anzahl aller Interventionen erfasst.

Um den Einfluss des Einsatzes des interdisziplinären Teams auf die Kosten der Antibiotikatherapie zu ermitteln, wurden die Kosten von jeweils einem Jahr (2011 [vor Intervention] und 2012 [nach Intervention]) miteinander verglichen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von den zwischen Februar und April 2012 dokumentierten 1.851 pharmazeutischen Beratungs-Interventionen wurden 96% von den behandelnden Ärzten umgesetzt. Davon bezogen sich 31.3% auf antibiotische Therapien.

Insgesamt kam es 2012 zu einer Senkung der Kosten für Antibiotika um 15.4%, bei steigender Patientenzahl und Case-Mix-Index. Insbesondere reduzierten sich die Kosten für die Betalaktam-Antibiotika (23.9%). Vor allem reduzierten sich die Kosten für Cefuroxim (58%). Ebenso reduzierten sich die Kosten für Clindamycin (30.9%), Linezolid (82.7%) und Cotrimoxazol (51.5%). Eine Zunahme der Kosten ergab sich bei den Glykopeptidantibiotika (245.6%) und Rifampicin (204.8%). Ein Anstieg der peri-interventionellen Infektionsrate wurde nicht beobachtet. Zusätzlich zeigte sich langfristig eine deutliche Reduktion der Inzidenz für Clostridium difficile-Infektionen (2013: Inzidenz 0.15/1000 Patiententage; Surveillance-Referenzdaten für deutsche Krankenhäuser 0.77/1000 Patiententage).

Klinische Pharmazeuten sind, nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Komplexität der Arzneitherapie und ökonomischen Ansprüchen, in der Unfallchirurgie ein wichtiger Teil des interdisziplinären Behandlungsteams bei der optimierten Behandlung von Infektionen und der Sicherung einer rationalen Antibiotika-Anwendung.