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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Das multimodale Konzept bei intraspinalen Empyemen und einer Querschnittlähmung. Vorstellung einer prospektiven Fallserie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Thomas Liebscher - Unfallkrankenhaus Berlin, Behandlungszentrum für Rückenmarkverletzte, Berlin, Germany
  • Erik Prilipp - Unfallkrankenhaus Berlin, Behandlungszentrum für Rückenmarkverletzte, Berlin, Germany
  • Andreas Niedeggen - Unfallkrankenhaus Berlin, Behandlungszentrum für Rückenmarkverletzte, Berlin, Germany
  • Marcel A. Kopp - Charité Universitätsmedizin Berlin, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI51-702

doi: 10.3205/15dkou357, urn:nbn:de:0183-15dkou3575

Published: October 5, 2015

© 2015 Liebscher et al.
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Fragestellung: Das intraspinale Empyem ist mit einer Inzidenz von <1/1 Millionen Einwohner eine sehr seltene, jedoch zum Tod führende Erkrankung. Auf Grund der häufig verzögerten Diagnosestellung und des Therapiebeginns erleiden die meisten Patienten dauerhafte Paresen bis hin zur kompletten Querschnittsymptomatik.

Wir stellen unseren multimodalen Behandlungsalgorithmus, die epidemiologischen Daten und das klinische Outcome vor und vergleichen die Ergebnisse mit der aktuellen Literatur.

Methodik: In einem Zeitraum von 05/2011 bis 12/2013 wurden in einer prospektiven Fallserie Patienten mit intraspinalen epiduralen Empyemen untersucht. Primär wurden eine erweiterte radiologische Diagnostik bestehend aus CT mit KM-Gabe vom Schädel, Wirbelsäule, Thorax und Becken und MRT der gesamten Wirbelsäule, sowie ein Zahnstatus und eine Echokardiografie durchgeführt.

Therapeutisch erfolgte die ausgedehnte introperative Spülung der spinalen Empyeme, Spondylodese bei Spondyl(itis)odiszitis, die Anlage von Spüldrainagen im Bereich weiterer Abszesse, die konsequente Sanierung des Infektursprungs und die resistenzgerechte antibiotische Therapie über 3-6 Monate. Zusätzlich erfolgte bei einer Beatmungszeit über 4 Tage die temporäre Tracheostomaanlage.

Alle Patienten erhielten eine querschnittspezifische Behandlung.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In einem Zeitraum von 05/2011 bis 12/2013 wurden 13 Patienten untersucht (w:m = 9:4; Alter 70±12 Jahre). Bei Aufnahme zeigte sich stets ein septisches Krankheitsbild mit erhöhten Laborwerten (CRP-Wert 255±147mg/l; Leukozyten-Wert 18,6±9,5 Gpt/l). Das intraspinale Empyem hatte eine Ausdehnung von 15±9 Wirbelsäulensegmenten. Es war mindestens ein weiterer Infektherd vorhanden. Alle Patienten litten an Diabetes mellitus Typ II oder einem benignen oder malignen Tumor.

In 85% der Fälle (n=11) wurde ein gram positiver Keim (Staphylococcen) nachgewiesen, welcher in 4 Fällen multiresistent war. Zusätzlich wurden in 31% der Fälle (n=4) gram negative Keime (Pseudomonadales, Streptococcaceae, Enterobacteriaceae) und ein Anaerobier (Corynebacterium) gefunden.

3 Patienten (23%) verstarben infolge Ihres septischen Zustandes. 10 Patienten konnten nach 74±49 Tagen in die Rehabilitation entlassen werden. Bei Entlassung zeigte sich in 8 Fällen (80%) ein ASIA D und in 1 je einem Fall ein ASIA A bzw. E mit einem Motor-Score von 82±17 Punkten und einem Sensibilitäts-Score von 205±45 Punkten. In 6 Fällen (60%) konnte eine klinische und radiologische Verlaufskontrolle bis 12 Monate nach Entlassung durchgeführt werden. Es zeigte sich immer eine vollständige Ausheilung der Entzündungsherde bei unveränderten neurologischen Ausfällen.

Im fortgeschrittenen Stadium führen intraspinale Empyeme trotz multimodaler Behandlung zum Tod. Bei frühzeitiger Diagnose eines intraspinalen Empyems zeigt unser multimodales Behandlungskonzept im Vergleich zur aktuellen Literatur eine geringe Komplikationsrate und ein gutes klinisches Outcome. Die Behandlung sollte stets in einem Zentrum mit einer Maximalversorgung erfolgen.