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Neue point-of-care Methode zur Pneumothoraxdetektion. Wie hoch ist die diagnostische Güte des radargestützten PneumoScan?
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Published: | October 5, 2015 |
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Fragestellung: Ein nicht-therapierter Pneumothorax (PTX) kann sich zu einem lebensbedrohlichen Spannungspneumothorax entwickeln. Es bedarf einer sicheren und schnellen Diagnostik, die gegenwärtig insbesondere im präklinischen Einsatz begrenzt ist. Bereits veröffentlichte Fallserien beschreiben den portablen, auf Radartechnik basierenden und CE zertifizierten PneumoScan (PneumoSonic Inc., Cleveland, OH, USA) als eine hierfür potentiell geeignete und untersucherunabhängige Lösung. In der vorliegenden Arbeit wurde die diagnostische Güte des Gerätes im Vergleich zu etablierten Untersuchungsmethoden während der Schockraumversorgung geprüft.
Methodik: In die prospektive Observationsstudie (Ethikantrag: EA4/091/11) wurden 72 Patienten (51 männlich) eingeschlossen, die mit einem thorakalen Trauma (medianer Abbreviated Injury Scale Thorax = 2 (1,5/2,0), medianer Injury Severity Score = 12 (9/22)) im Schockraum versorgt wurden. Ausgeschlossen wurden Patienten, bei denen präklinisch eine Intervention zur Entlastung eines PTX durchgeführt wurde. Die Standarddiagnostik umfasste die klinische Untersuchung mit Auskultation, eine Thorax-Röntgen Aufnahme (anterior-posterior) und eine B-Mode Thoraxsonographie in ventraler und lateraler Position.
Die PneumoScan-Messungen erfolgten an acht definierten thorakalen Punkten. Dabei werden emittierte Ultrabreitbandwellen gewebespezifisch reflektiert und vom Scanner analysiert. Das Ergebnis (PTX ja/ nein) wurde graphisch über das Display angezeigt. Als Goldstandard diente eine Ganzkörper-Spiral-Computertomographie (CT)
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die CT detektierte insgesamt neun PTXs (5-mal einseitig und 2-mal beidseitig, 6-mal interventionsbedürftig). Die PTX-Prävalenz im untersuchten Kollektiv betrug somit 6,25%. In vier der neun PTXs (3 Patienten) wurde ein PTX aufgrund von instabilem Thorax, Krepitation oder Hautemphysem vermutet, wobei in keinem Fall ein abgeschwächtes Atemgeräusch festgestellt wurde. Im Röntgen wurden zwei der neun PTXs erkannt. Im PneumoScan wurden drei, im Ultraschall vier PTXs detektiert. Von den im PneumoScan nicht erkannten sechs PTXs waren im Verlauf drei interventionspflichtig. In zehn Fällen zeigte der PneumoScan kein Ergebnis an. In der Ultraschalluntersuchung sowie im Thorax-Röntgen wurden jeweils drei signifikante PTXs übersehen. Die diagnostischen Wertigkeiten der untersuchten Methoden sind in Tabelle 1 [Tab. 1] dargestellt.
In der vorliegenden Arbeit mit einem unverblindeten Prototypen des PneumoScan konnte kein Vorteil dieser untersucherunabhängigen point-of-care-Methode gegenüber der bisherigen Diagnostik gezeigt werden. Die bereits veröffentlichen exzellenten Ergebnisse zur diagnostischen Güte des PneumoScan konnten wir hier nicht bestätigen.