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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2015)

20.10. - 23.10.2015, Berlin

Einfluss der akzidentellen Hypothermie auf das Outcome polytraumatisierter Patienten mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Marcel Winkelmann - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • Wiebke Söchtig - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • Christian Macke - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • Christian Schröter - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Christian Zeckey - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • Christian Krettek - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Philipp Mommsen - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015). Berlin, 20.-23.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWI29-1202

doi: 10.3205/15dkou165, urn:nbn:de:0183-15dkou1653

Published: October 5, 2015

© 2015 Winkelmann et al.
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Text

Fragestellung: Für die therapeutische Hypothermie sind in der Literatur aufgrund ihrer zyto- bzw. neuroprotektiven Effekte positive Auswirkungen auf das Outcome bei Patienten mit isoliertem Schädel-Hirn-Trauma (SHT) beschrieben. Infolge ihrer potentiell deletären Effekte, u.a. einer Hypothermie-bedingten Koagulopathie, wird im Gegensatz dazu die Rolle der akzidentellen Hypothermie beim SHT als isolierte Verletzung und insbesondere als Begleitverletzung beim Polytrauma kontrovers diskutiert. Ziel der vorliegenden Arbeit war es dementsprechend, den Einfluss der akzidentellen Hypothermie auf die Mortalität und das Outcome beim Schwerverletzten mit begleitendem SHT zu analysieren.

Methodik: Um einen möglichen Effekt der akzidentellen Hypothermie (Körperkerntemperatur < 35°C) auf das Outcome zu untersuchen, wurden in einer retrospektiven Studie polytraumatisierte Patienten (ISS >/= 16) mit schwerem SHT (AIS Kopf >/= 3) an einem Level-I-Traumazentrum im Zeitraum 01/05 - 06/13 erfasst. Primäre Endpunkte der Studie waren das Outcome gemessen am Glasgow Outcome Scale sowie die Mortalität. Neben demographisch-klinischen Daten (Verletzungsschwere und -muster, Beatmungsdauer, Dauer der intensivmedizinischen Behandlung und des stationären Aufenthaltes, Transfusionsbedarf) wurden ebenso posttraumatische Komplikationen, wie Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS), systemisches inflammatorisches Response-Syndrom (SIRS), Sepsis und Multiorganversagen (MODS) analysiert.

Die Subgruppenanalyse erfolgte mittels Chi-Quadrat-Test und ANOVA (statistische Signifikanz bei p < 0,05). Der Einfluss der Hypothermie auf Mortalität und Outcome wurde mittels multivariater logistischer Regression untersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt konnten 278 Patienten eingeschlossen werden. 102 Patienten (36,7 %) davon waren hypotherm. Die Gesamtmortalitätsrate betrug 16,9 %. Bei hypothermen Traumapatienten konnte eine signifikant erhöhte Gesamtmortalität nachgewiesen werden, nicht aber eine signifkant erhöhte SMR (23,5 % vs. 13,1 %, p < 0,05; SMR 0,74 vs. 0,48, p = 0,15). In der multivariaten logistischen Regression konnte die akzidentelle Hypothemie dann auch nicht als unabhängiger prognostischer Faktor für die Mortalität bestätigt werden (OR 1,2, p = 0,61). Ein signifikanter Einfluss auf das neurologische Outcome (GOS) konnte sowohl in der univariaten (GOS 2-3: 52 % vs. 39 %; GOS 4-5: 48 % vs. 61 %, p = 0,07) als auch in der multivariaten Analyse nicht gezeigt werden (OR 1,76, p = 0,76) . Ebenso ließ sich keine erhöhte Inzidenz posttraumatischer Komplikationen (ARDS, SIRS, Sepsis, MODS) abhängig vom Vorliegen einer Hypothermie beobachten.

Im Gegensatz zur therapeutischen Hypothermie beim isolierten Schädel-Hirn-Trauma scheint, die akzidentelle Hypothermie beim Polytrauma mit begleitenden schweren Kopfverletzungen keinen protektiven Effekt in Bezug auf das neurologische Outcome zu besitzen. Die gesteigerte Mortalitätsrate unterstreicht vielmehr die Bedeutung des Wärmeerhalts bzw. der raschen Wiedererwärmung beim Polytrauma.