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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014)

28.10. - 31.10.2014, Berlin

Bremsreaktionszeit vor und nach lumbaler Bandscheibenoperation bei Patienten mit Rezidivbandscheibenvorfall

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Ricarda Lechner - Orthopädie Med Uni, Innsbruck, Austria
  • Martin Thaler - Med Uni Innsbruck, Innsbruck, Austria
  • Christian Freyschlag - Neurochirurgie, Innsbruck, Austria
  • Michael Liebensteiner - Orthopädie Med Uni, Innsbruck, Austria
  • Alois Obwegeser - Neurochirurgie, Innsbruck, Austria

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocPO17-761

doi: 10.3205/14dkou677, urn:nbn:de:0183-14dkou6775

Published: October 13, 2014

© 2014 Lechner et al.
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Text

Fragestellung: Im Rahmen der operativen Behandlung von Bandscheibenvorfällen ist eine häufig gestellte Frage von Patienten, ab welchen postoperativen Zeitpunkt mit dem Autofahren wieder begonnen werden kann. Eine Möglichkeit das Fahrverhalten eines Patienten nach einer Operation zu beurteilen, ist die Bremsreaktionszeit (BRZ). Ziel dieser Studie ist es, das Verhalten der BRZ von Patienten mit Bandscheibenvorfällen vor und nach durchgeführter Mikrodiskektomie bzw. subtotale Diskektomie zu untersuchen.

Methodik: Die BRZ-Messungen wurden an 24 Patienten mit Radikulopathie (12 linksseitig, 12 rechtsseitig). Alle Patienten hatten eine Symptomatik konkordant zu einem in der Magnetresonanztomographie diagnostizierten lumbalen Rezidiv-Diskusprolaps und wurden mittels einer Mikrodiskektomie bzw. subtotale Diskektomie operativ behandelt. Die BRZ-Messungen erfolgten jeweils 1 Tag präoperativ (pre-op), am Tag der Krankenhaus-Entlassung (post-op) und 1 Monat postoperativ (FU) und wurden an einem etablierten Fahrsimulator durchgeführt. Ebenfalls wurde zu den drei Testzeitpunkten der Rücken- und Beinschmerz mit einer Visuellen-Analog-Skala (VAS) dokumentiert. Weiters wurden bei jedem Patient Alter, Geschlecht, der Besitz eines gültigen Führerscheins, Fahrhäufigkeit, Medikation, vorherige Erkrankungen und Operationen erhoben und eine neurologische Untersuchung durchgeführt. Zur Kontrolle wurden die gemessenen BRZ-Werte von 31 gesunden Probanden verwendet.

Ergebnisse: Die longitudinale BRZ-Analyse zeigte eine signifikante postoperative BRZ-Verbesserung der linken und rechten Radikulopathie-Patienten (p<0,05). Ebenfalls ergab sich bei linken und rechten Parese-Patienten eine signifikante BRZ-Verbesserung über den gesamten postoperativen Zeitraum (p<0,05). Zwischen linken und rechten Radikulopathie-Patienten konnte zu keinem Test-Zeitpunkt ein statistisch signifikanter BRZ-Unterschied festgestellt werden (p>0,05). Bei linksseitigen Radikulopathie-Patienten konnte am pre-op- als auch am post-op-Testzeitpunkt eine moderate Korrelation zwischen der VAS für Rückenschmerzen und der BRZ festgestellt werden (r>0,4, p<0,05). Es ergaben sich ebenfalls keine Korrelation zwischen den BRZ-Messwerten und der Fahrpraxis. Im Vergleich mit der gesunden Kontrollgruppe zeigten die Patienten signifikant längere BRZ-Messwerte (p<0,001).

Schlussfolgerung: Durch die signifikanten Verbesserungen der BRZ von präoperativ auf postoperativ konnte ein positiver Effekt der Bandscheibenoperation hinsichtlich der BRZ gezeigt werden. Aufgrund der nach wenigen postoperativen Tagen festgestellten BRZ-Verbesserung ist unserer Meinung nach ein längerfristiges postoperatives Fahrverbot von diesen Patienten nicht gerechtfertigt. Die Patienten können deshalb nach operativer Behandlung mittels lumbaler Mikrodiskektomie bzw. subtotale Diskektomie nach der Krankenhaus-Entlassung mit dem Autofahren wieder beginnen.