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IT-basiertes Belastungsscreening zur Identifikation orthopädischer Tumorpatienten mit psychoonkologischem Interventionsbedarf
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Published: | October 13, 2014 |
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Fragestellung: Psychosoziale Belastungsreaktionen von Krebspatienten stellen ein klinisch relevantes Problem dar. Routinemäßige Belastungsscreenings während der medizinischen Behandlung können hierbei helfen, entsprechend vulnerable Patienten zu identifizieren und einer bedarfsgerechten Behandlung zuzuführen. In der Orthopädie sind psychoonkologische Screenings bei Krebspatienten auch auf Grund des nicht unwesentlichen zeitlichen und personellen Aufwandes jedoch noch nicht flächendeckend verbreitet.
Ziel der Pilotstudie war daher die Etablierung eines IT-basierten Selbstauskunft-Belastungsscreenings und Integration des Screenings in die klinische Routine.
Methodik: Patienten mit malignem muskuloskelettalen Tumor (oder Zustand nach) wurden bei ambulanter Vorstellung mittels standardisiertem Selbstauskunft-Fragebogen auf psychosoziale Belastungen gescrennt. Hierfür wurde ein Konzept entwickelt, bei dem ein etablierter und psychometrisch geprüfter Fragebogen (FBK-R10) von den Patienten in Eigenregie auf einem mobilen IT-Gerät mit berührungssensiblem Bildschirm personalisiert aufgerufen und beantwortet werden kann. Ein spezielles Screening-Terminal in einer geeigneten räumlichen Umgebung wurde hierfür bereitgestellt. Die Ergebnisse wurden anschließend über eine personalisierte Registrierungskarte an einem gesicherten Ort gespeichert und nur für den behandelnden Arzt abrufbar gemacht. Überschritt ein Patient einen definierten Cut-off-Wert, der als Indikator für eine Betreuungsbedürftigkeit angenommen wurde, so erfolgte im Rahmen des ärztlichen Gesprächs das Angebot einer konsiliarischen Mitbehandlung durch die Psychoonkologie. Zur Beurteilung des Belastungsverlaufs und den Auswirkungen einer psychoonkologischen Mitbetreuung erfolgt eine Reevaluation der psychosozialen Belastungssituation bei jeder Vorstellung des Patienten.
Ergebnisse: Die Akzeptanz bei den betroffenen Krebspatienten war auf Grund der geeigneten Screening-Umgebung als auch der intuitiven Bedienung der Anwendung sehr hoch. Die Durchführbarkeit und Auswertung erschien hierbei im Vergleich zu vorangegangenen Studien mit Papierversionen vereinfacht und förderte die Mitarbeit bei Pflegekräften und Ärzten. Ein relevanter Anteil der tumororthopädischen Patienten wies eine betreuungsbedürftige Belastung auf und erhielt psychoonkologische Betreuung.
Schlussfolgerung: Tumororthopädische Patienten erhalten bislang aufgrund einer fehlenden oder verspäteten Identifikation des Behandlungsbedarfs keine ausreichende psychoonkologische Betreuung. Die Etablierung eines IT-gestützten Selbstauskunft-Selektionsalgorithmus kann durch eine verbesserte Compliance bei Pflegekräften und Ärzten helfen, den Betreuungsbedarf bei Krebspatienten zuverlässig zu erheben und eine bedarfsgerechte Betreuung der Patienten sicherzustellen. Eine erfolgreiche Integration des Screenings in die klinische Routine einer tumororthopädischen Klinik konnte gezeigt werden.