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Einfluss induzierter Hypothermie auf die Entzündungsreaktion von Leber und Niere nach Polytrauma im Großtiermodell
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Published: | October 23, 2013 |
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Fragestellung: Akzidentielle Hypothermie erhöht die Morbidität und Letalität polytraumatisierter Patienten. Dahingegen ist induzierte Hypothermie in der Transplantations-, Herz- und Neurochirurgie oder nach Herz - Kreislaufstillstand weit verbreitet. In der aktuellen Literatur wird ein positiver Effekt in der Behandlung schwerverletzter Patienten diskutiert. In diesem experimentellen Modell untersuchten wir den Einfluss Induzierter Hypothermie auf die posttraumatische Entzündungsreaktion der Leber und Niere.
Methodik: Im Polytraumamodell wurden insgesamt 40 Schweine randomisiert entweder Sham oder Trauma Gruppen zugewiesen. Jede Gruppe bestand aus zehn Schweinen. Sham Tiere erhielten die Narkose, intensivmedizinische Überwachung und teils Hypothermie (SNormo, SHypo). Das standardisierte, kombinierte Trauma bestand aus einem stumpfen Thoraxtrauma, einer Leber Lazeration sowie einem druckkontrollierten haemorrhagischen Schock. Nach Reperfusion und Stabilisierung wurde entweder Normothermie (TNorm) beibehalten oder Hypothermie (THypo) induziert. Eine Körperkerntemperatur von 34°C wurde für 1,5 Stunden gehalten. Blutproben zur Auswertung der klinischen Chemie wurden wiederholt während der Nachbeobachtungszeit von insgesamt 15,5 Stunden genommen. In real - time PCR wurden Leber und Niere hinsichtlich der Expression von IL-6 und IL-8 untersucht. Histologische Proben wurden blind zur Versuchsgruppe ausgewertet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: In der Leber stieg im Vergleich zu den Sham Gruppen nach Trauma (TNormo) die Expression von IL-6 und IL-8 signifikant an (p< 0,01). Nach induzierter Hypothermie veringerte sich die Expression von IL - 8 signifikant (p< 0.01 vs TNormo). In THypo zeigten IL-6 und IL-8 keinen Unterschied zu den Sham Gruppen. In TNormo stieg das Serum AST (mittel 245 ± 76 U/l; p= 0,018). Dahingegen zeigte sich nach induzierter Hypothermie kein signifikanter Unterschied im Vergleich zu den Sham Tieren (178 ± 39 U/l). In der Histologie zeigten sich nach Trauma vermehrt Nektrosen. In TNormo waren signifikant mehr Granulozyten im Lebergewebe (p= 0.02 vs. THypo). Weder das Trauma noch Hypothermie hatten einen Einfluss auf die Zytokinexpression in der Niere.
Nach Polytrauma kann induzierte Hypothermie in der intensivmedizinischen Überwachung auch nach Wiedererwärmung die Entzündungsreaktion der Leber abschwächen. Dies scheint mit einem reduzierten histologischen Organschaden und vermindertem Serum AST Spiegel assoziiert zu sein. Dies könnte einen protektiven Effekt auf die Entwicklung eines MODS haben. In weiteren Studien mit veränderter Tiefe und Dauer der Hypothermie sollten die protektiven Effekte und Risiken in der Behandlung polytraumatisierter Patienten weiter untersucht werden.