Article
Entwicklung und Validierung einer modifzierten Magerl-Klassifikation für subaxiale HWS-Frakturen
Search Medline for
Authors
Published: | October 23, 2013 |
---|
Outline
Text
Fragestellung: Zur Einteilung subaxialer Halswirbelsäulen-Frakturen existieren zahlreiche Klassifikationsschemata, die aber retrospektiv entwickelt wurden und deren Reliabilität nur mäßig ist. Aus diesen Gründen hat sich eine internationale Klassifikationsgruppe mit dem Ziel formiert, eine umfassende und methodologisch validierte Klassifikation zu erstellen.
Methodik: In einer Kerngruppe von 5 Experten aus 3 Kontinenten wurde unter methodologisch stringenten Gesichtspunkten [1] die modifizierte Magerl Klassifikation für die HWS überarbeitet, verkürzt und neu strukturiert. Begleitet wurde dieser Prozess durch einen Epidemiologen. In insgesamt 4 Validationsprozessen wurden 68 konsekutiv gesammelte Frakturen mit Hilfe von Dicom-Daten (Röntgen, CT) klassifiziert und die Klassifikation entsprechend der Erkenntnisse überarbeitet. Die statistische Auswertung der Genauigkeit und Reliabilität der evaluierten Frakturen erfolgte mit Hilfe der Latent Class Analyse und Bestimmung der Kappawerte.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das A-B-C Schema wurde beibehalten, wobei A-Verletzungen für ein Versagen der ventralen Strukturen aufgrund von Kompression stehen, B-Verletzungen für ein Versagen der dorsalen osteo-ligamentären Zuggurtung und C-Verletzungen für ein Versagen der ventralen und dorsalen Elemente mit Dislokation. Die insgesamt nur 9 Untergruppen teilen sich wie folgt auf: A1-Keil-/Kompressionsfraktur, A2-Spalt-/Kneifzangenfraktur, A3-inkomplette Berstung, A4-komplette Berstung; B1-unilaterale Facettengelenksfraktur, B2-alle anderen osteoligamentären Verletzungen; C1-Hyperextension, C2-Translation, C3-Separation.
Die Kappa-Werte zur Erkennung der Hauptgruppen waren: Typ A - 0,61; Typ B - 0,65; Typ C - 0,73. Insgesamt lag die Reliabilität bei einem Kappa von 0,67. Komplette Berstungen (A4) wurden gut von anderen A-Verletzungen unterschieden (Kappa 0,70). C-Verletzungen konnten mit Kappa-Werten von 0,89 bis 1,0 hervorragend voneinander unterschieden werden. Bei den B-Verletzungen lag die Unterscheidung in die Untergruppen nur bei einem Kappa 0,43.Die Latent Class Analyse zeigte typische Kodierungsmuster einzelner Gruppenmitglieder, die bei der Spezifizierung der Definitionen genutzt werden konnten.
Der beschriebene Evaluationsprozess ist methodologisch geeignet, aus einer Expertenmeinung durch wiederkehrende Evaluationen eine wissenschaftlich basierte Klassifikation zu entwickeln. Die gefundenen Kappa-Werte sind mäßig bis hervorragend und übertreffen die Werte bisheriger Klassifikationen bei weitem. Der Klassifikationsentwurf vereinfacht die bisher häufig genutzte Magerl/Blauth Klassifikation und kann so als Basis für weitere Entwicklungen in einer größeren Gruppe von Chirurgen dienen.