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Management von Mangelernährung geriatrischer Traumapatienten- Ergebnisse einer Deutschland weiten Umfrage
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Published: | October 23, 2013 |
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Fragestellung: Die Prävalenz der Mangelernährung bei geriatrischen Patienten mit proximaler Femurfraktur beträgt in Deutschland 30%-50%. Sie hat negativen Einfluss auf die Wundheilung und ist mit einem verlängerten stationären Aufenthalt, verringerter posttraumatischer Alltagsaktivität und mit einer erhöhten Mortalitätsrate verbunden. Ohne Intervention kann sich eine vorbestehende Mangelernährung im Verlauf des stationären Aufenthaltes verstärken. Angesichts der demografischen Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten, wird diese Problematik weiter an Bedeutung gewinnen.
Die Verbesserung des Ernährungsstatus kann einen wesentlichen Beitrag zur optimierten Versorgung des oft multimorbiden Patientengutes leisten. In diesem Sinne konzipierten wir einen einseitigen Fragebogen mit dem Ziel, das gegenwärtige Screeningverhalten von Krankenhäusern bezüglich einer Mangelernährung im Kollektiv geriatrischer Traumapatienten zu erfassen.
Methodik: Deutschlandweit erhielten 579 unfallchirurgisch tätige Kliniken einen einseitigen Fragebogen. Erfasst wurden Versorgungsstufe und Bettenzahl der Abteilung, die Nutzung spezieller Ernährungs-Assessments, inklusive laborchemischer Routineparameter sowie die Nutzung von speziellen Fragebögen zur Erfassung des Ernährungszustandes. Weiterhin wurden Vorhandensein und Häufigkeit einer Ernährungsvisite auf der Intensivstation ermittelt Zurückgesandte Umfragebögen wurden deskriptiv statistisch Ausgewertet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt beantworteten 150 (26%) der Kliniken den Fragebogen. Davon waren 46 Kliniken lokale, 45 regionale und 30 überregionalen Traumazentren. Etwa ein Viertel (24,6 %) gab an, geriatrisch-traumatologische Patienten speziell zu erfassen. Der Ernährungsstatus wird bei ca. einem Drittel (34%) genauer analysiert. Etwa 47% davon nutzen dafür den BMI, 19,2% den NRS und 9,6% den MNA.
Auf den Intensivstationen führten 39 Kliniken (26%) regelmäßige Ernährungsvisiten durch. Davon 58,9% täglich, 17,9% wöchentlich und 23% bei Bedarf.
Angegebene Laborwerte, die für die Erhebung des Ernährungsstatus genutzt wurden, waren in absteigender absoluter Häufigkeit: Gesamteiweiß, Albumin, Blutbild, Elektrolyte, Gerinnung und einzelne, inhomogenere Werte.
Insgesamt erfolgt nur bei einer Minderheit unfallchirurgisch tätiger Kliniken eine spezielle Erfassung geriatrischer Traumapatienten. Trotz der bekannten, hohen Prävalenz von Mangelernährung im Alter wird diese nur ca. in einem Viertel der erfassten Kliniken berücksichtigt. Der NRS scheint mit 19,2% eine gewisse Akzeptanz aufzuweisen. Weitere Parameter zur Erfassung von Mangelernährung werden unter den antwortenden Kliniken sehr inhomogen genutzt. Auch wenn eine solche Umfrage nur begrenzte Aussagekraft hat, besteht offensichtlich ein großer Bedarf, die Erfassung und gegebenenfalls auch Therapie von Mangelernährung zu optimieren, um das Risiko für Komplikationen in diesem fragilen und multimorbiden Patientengut bestmöglich zu minimieren. Wir hoffen in den nächsten Monaten und Jahren einen Beitrag hierzu leiste zu können.