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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012)

23.10. - 26.10.2012, Berlin

Die konventionell radiologische Diagnostik der Halswirbelsäule nach Traumata in der Notaufnahme: Jeder 33ste Nicht-Polytrauma-Patient profitiert

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sebastian Decker - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Christine Noll - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Frank Hildebrand - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Christian Krettek - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Christian W. Müller - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012). Berlin, 23.-26.10.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. DocPO17-1195

doi: 10.3205/12dkou604, urn:nbn:de:0183-12dkou6044

Published: October 2, 2012

© 2012 Decker et al.
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Text

Fragestellung: Verletzungen der Halswirbelsäule (HWS) sind selten. Dennoch sind sie auf Grund der möglichen Schädigung des Rückenmarks gefürchtet und dürfen nicht übersehen werden. Dies hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass Unfallchirurgen bei Beschwerden im Bereich der HWS nach einem Unfall oft freizügig konventionelle Röntgenaufnahmen anfertigen lassen. Die Sinnhaftigkeit dessen ist nach Veröffentlichung der Canadian C-Spine Rule vor einigen Jahren in Frage gestellt und kontrovers diskutiert. Daher haben wir retrospektiv analysiert, ob Nicht-Polytrauma-Patienten in einer Deutschen Notaufnahme von einer derartigen Diagnostik profitieren.

Methodik: Alle Patienten, welche in den Jahren 2009 und 2010 eine konventionelle Röntgendiagnostik (kR) der HWS in unserer Notaufnahme erhalten haben wurden in diese Studie einbezogen. Radiologische Befundung und dokumentierte Verletzungen sowie Unfallmechanismen wurden analysiert um die Rate der Profiteure dieser Diagnostik zu bestimmen. 1334 Patienten erhielten eine kR der HWS. Die 5 Standartprojektionen umfassten folgende: ap, lateral sowie Funktionsaufnahmen in Inklination und Reklination und eine Dens-Zielaufnahme. Partiell wurden weniger Aufnahmen angefertigt, beispielsweise bei Polytraumata, stärksten Schmerzen oder bereits in den ersten Aufnahmen gesehenen Verletzungen, da dann ein CT veranlasst wurde. 29 Patienten mussten auf Grund mangelhafter Dokumentation aus dieser Studie ausgeschlossen werden.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: 1305 Patienten wurden in diese Studie eingeschlossen. 52 (4%) hatten eine in der kR nachgewiesene Verletzung der HWS, hiervon waren 41 (3,1%) kein Polytrauma und wurden weiter analysiert. Das Durchschnittsalter betrug 47±27 Jahre (Median 47). 63% hiervon waren männlich. Die Unfallmechanismen umfassten Stürze verschiedener Ursache, Autounfälle, Krampfanfälle, Schlägerein oder Kopfsprünge in flaches Wasser. Beobachtete Verletzungen umfassten Densfrakturen, Dornfortsatzfrakturen, Querfortsatzfrakturen, Wirbelbogenfrakturen, Wirbelkörperfrakturen sowie diskoligamentäre Traumata. Aber auch abgesprengte Spondylophyten und metastasensuspekte Osteolysen wurden entdeckt.

Gefundene Verletzungen sowie Unfallmechanismen waren vielfältig. Das Alter der Patienten mit Verletzungsnachweis betrug zwischen <1 und 94 Jahre. Trotz der vergleichsweise geringen Patientenzahl hat sich gezeigt, dass in jedem Setting Verletzungen der HWS auftreten. 3,1% der untersuchten Patienten zeigten Traumafolgen. Dies bedeutet, dass von 100 Patienten durchschnittlich 3 profitierten, also jeder 33ste. Aus unserer Sicht besteht daher ein Nutzen der kR in der unfallchirurgischen Evaluation von Traumafolgen der HWS. Die Ergebnisse korrelieren teils mit der Canadian C-Spine Rule, dennoch sind zur Identifikation der Nicht-Profiteure der kR weitere prospektive Studien nötig.