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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012)

23.10. - 26.10.2012, Berlin

Abschätzung der intrapelvinen Blutungsmenge beim polytraumatisierten, hämodynamisch stabilen Patienten mit Becken-C-Fraktur

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christoph Lahr - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Homburg, Germany
  • Daniel Köhler - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Homburg, Germany
  • Alexander Massmann - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie, Homburg, Germany
  • Alexander Kristen - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Homburg, Germany
  • Ulf Culemann - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Homburg, Germany
  • Tim Pohlemann - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Homburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012). Berlin, 23.-26.10.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. DocWI15-1394

doi: 10.3205/12dkou035, urn:nbn:de:0183-12dkou0351

Published: October 2, 2012

© 2012 Lahr et al.
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Text

Fragestellung: Bei Patienten mit Beckenringfraktur erfolgt die Stabilisierung zunächst durch die Anlage eines Beckengürtels (T-POD) im Schockraum. Nach weiterer CT-Diagnostik wird der Patient bei Vorliegen einer instabilen Fraktur mit einem supraacetabulären Fixateur externe oder einer Beckenzwinge versorgt. Selten erfolgt eine definitive Osteosynthese. Die Blutungsmenge war bislang bei der Entscheidungsfindung unberücksichtigt geblieben.

Methodik: Patienten, mit einem ISS >25, die primär eingeliefert wurden, und eine Becken-C-Verletzung ohne Komplextrauma und ohne weitere abdominelle Verletzung hatten, wurden retrospektiv eingeschlossen. Einschlußkriterien waren zudem ein Alter von 18-65 und eine Einlieferungszeit <90min nach Unfall. Ausschlußkriterien waren hämodynamsiche Instabilität sowie permanente Antikoagulaltien-therapie. Zur Quantifizierung der pelvinen Blutung wurden die CT-Datensätze der Traumaspirale schichtweise per manueller Volumetrie ausgewertet. Dabei wurde zusätzlich differenziert zwischen freier intrapelviner Flüssigkeit und intramuskulären Einblutungen. Zur Abgrenzung eingebluteter Muskulatur wurden die kontralaterale nicht betroffene Fläche eines Muskels von der betroffenen Seite subtrahiert. Die Fläche der erstellten Regions of interest (ROI, cm2) wurden jeweils mit der CT-Schichtdicke (3,75–5mm) multipliziert und ergaben addiert das finale Volumen. Die statistische Auswertung erfolgte mit SPSS. Das Signifikanzniveau lag bei p < 0.05.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Im Zeitraum 1/2008 bis 9/2011 wurden 97 Patienten mit einer Becken-C Verletzung behandelt. Davon konnten 42 Patienten in die Studie eingeschlossen werden. Bei de C1 Frakturen ergab sich eine gesamte Blutungsmenge von 200 ml [35/429] wobei die freie Flüssigkeit hier nur 95 ml [16/367] ausmachte. Bei den C2 Frakturen ergaben sich 220 ml [45/410] als Blutungsmenge und 120 ml [27/257] als freie Flüssigkeit. Die C3 Frakturen haben 290 ml [119/604] Blutungsmenge und 216 ml [10/604] freie Flüssigkeit ergeben. Die gesamte Blutungsmenge war bei C3-Frakturen signifikant höher als bei C1-Frakturen (p=0.02), keine signifikanten Unterschiede konnten zwischen C1 und C2-Frakturen und zwischen C2- und C3-Frakturen gefunden werden. Im Vergleich zur Volumetrie bei soliden Organen ist die Abschätzung der Blutungsmenge bei intrapelviner Blutung ein sehr zeitaufwendiger Prozess und daher nicht als Entscheidungshilfe für die Akutversorgung geeignet. Mit zunehmender Instabilität des Beckens zeigte sich eine Verschiebung des Verhältnisses von freier Flüssigkeit zur gesamten Blutungsmenge. Wir konnten zeigen, dass auch bei instabilen Beckenfrakturen häufig nur sehr geringe Blutungsmengen vorliegen, die allerdings mithilfe der Volumetrie gut zu erfassen sind. Unter Berücksichtigung der Weichteilverhältnisse würde hier ggf. nur eine nicht-invasive Stabilisierung in der mittelbaren Phase der Versorgung ausreichen.