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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie, 75. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 97. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, 52. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie

25. - 28.10.2011, Berlin

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Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste und Delegierte,

"Grenzen überwinden – Ziele erreichen!" wir haben für den diesjährigen Kongress ein in vielerlei Hinsicht visionäres Motto gewählt: es gilt für die nahe Zukunft das neu entstandene, faszinierende und anspruchvolle Fach Orthopädie/Unfallchirurgie in seinen ganzen Facetten zu entdecken, mit gemeinsamen Ideen zu füllen, neue Inhalte zu erlernen, überraschende Ansichten zu verstehen und sich aktiv an der Gestaltung zu beteiligen. Die formalen Vorraussetzungen hierfür wurden in der Vergangenheit bereits geschaffen, Wege und (Behandlungs-)Pfade aufgezeigt, aber auch Differenzen und ideologische Unterschiede wurden offensichtlich. In diesem neu entstandenen Spannungsfeld sind nicht mehr nur die "älteren erfahreneren" Kollegen als Hüter und Bewahrer von Kompetenz und Qualität in der Versorgung der uns anvertrauten Patienten ’gefragt’ – nein, wir sehen gerade hier eine besondere Herausforderung für die nachrückenden jungen Kolleginnen und Kollegen. Viel unvoreingenommener als die Altgedienten könnten sie neue und andere Betrachtungsweisen formulieren und neuartige Lösungsmöglichkeiten für bestehende Probleme aufzeigen, um den verbindenden, für die gemeinsame Vision notwendigen Kulturwandel zu vollziehen und bestehende Grenzen zu überwinden.

Welche Grenzgebiete gilt es genauer zu inspizieren und zu bearbeiten? Sind die historischen Grenzlinien zwischen den Fächern Orthopädie und Unfallchirurgie ausreichend gewürdigt, analysiert und wirklich schon abgebaut? Werden die Grenzen zum eigenen Nachbarn lediglich verschoben oder werden Grenzen gemeinsam überwunden? Wie ist das Verhältnis, wie gestaltet sich der Austausch mit anderen angrenzenden medizinischen Fächern mit mehr oder weniger weitreichenden Gebietsüberschneidungen: Neurochirurgie, Radiologie, Internistischer Rheumatologie, Physikalischer Medizin und Rehabilitation? Wie beurteilen wir die Lage im Grenzgebiet von stationärer und ambulanter Versorgung?

Welche Bedeutung hat für unser neues Fach die Problematik der Einrichtung eigenständiger Zentraler Notaufnahmen? Welche Strategie wird erforderlich sein im Zusammenhang mit den immer geringer werdenden eigenen Kompetenzen in der Intensivmedizin und neuartigen Forderungen nach einer "Allgemeinen Chirurgie"? Wie geht es weiter mit den nicht-operativen Inhalten des Faches? Wie kann das exzellente Fachwissen gerade in diesem Bereich, derzeit überwiegend getragen von der älteren Generation, bewahrt, integriert und durch ein entsprechendes Weiterbildungsangebot im neuen gemeinsamen Fach verankert werden?

Themen, die bei unserem Ziel der "kompetenten Patientenversorgung aus einer Hand" durch eng vernetzte Fachärzte in Praxis und Klinik aktiv angegangen und gestaltet werden müssen. Nur mit einer guten Mischung aus medizinischem Überblick und Spezialwissen können wir unseren Patienten sowohl nach Verletzungen als auch bei Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates einen ganzheitlichen, aufeinander abgestimmten und ergebnisorientierten Weg zur Genesung sichern. Wir haben an dieser Stelle nur einen groben Umriss entworfen für die zukünftigen Ländereien und orthopädisch-chirurgischen Landschaften – es gibt sicherlich noch eine große Anzahl anderer lohnender "Ziele zu erreichen" – Voraussetzung für ein gutes Gelingen ist auch hier eine Begeisterung oder Leidenschaft für die gemeinsam formulierten Ziele.

Die Attraktivität unseres Faches war in der Vergangenheit hoch und ist es gegenwärtig noch immer. Dies sollte in Zeiten heftigen Wettbewerbs um die besten Köpfe bei den Berufsanfängern allerdings auch so bleiben, wenn nicht perspektivisch weiter steigen. Es ist zwingend notwendig, die Weiterbildung zu verbessern – beispielsweise sollte sie im Zuge der immer größer werdenden Mobilität bundeseinheitlich gestaltet, verlässlich und kompatibel werden. Darüber hinaus muss die originär ärztliche Tätigkeit dringend entschlackt werden vom erdrückenden Ballast nicht-ärztlicher Aufgaben und administrativer Hürden. Unsere Oberärzte brauchen faire Bewerbungschancen für attraktive Positionen.

Vier Tage lang werden wir beim diesjährigen DKOU in Berlin die umrissenen Grenzgebiete, Lösungsmöglichkeiten und Zielformulierungen in den Fokus unserer Aufmerksamkeit stellen. Wie immer bildet selbstverständlich ein breites Fortbildungsangebot zu unseren ureigenen fachlichen Themen die Basis unseres Kongresses. Mit seiner Strukturierung folgen wir dem bewährten Schema, beginnend am Dienstag mit dem Tag der Sektionen und Arbeitsgruppen, gefolgt von drei intensiven Kongresstagen mit dem Angebot von Morgenkursen über Tipps und Tricks zu Expertenrunden, von der Grundlagenforschung zu berufspolitischen Sitzungen, zu interdisziplinären Foren, einem internationalen englischsprachigen Saal, einem Studierendentag und Kinderbetreuung. Besonders hinweisen möchten wir Sie auf die Festrede von Prof. Wahlster zum Thema "Künstliche Intelligenz" im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung sowie auf unsere Mittagsvorlesungen "Freiheit als Verantwortung" (Dr. J. Gauck) am Mittwoch, "Forschen und Fliegen für Orthopädie und Unfallchirurgie" (Prof. SM Perren) am Donnerstag und "Meniskus-, Biomechanik-, Pathomechanik Therapie" (Prof. CJ Wirth) am Freitag.

Neben dem Bekannten und Bewährten gibt es selbstverständlich auch Neuerungen wie die Aufwertung der Postersitzungen. Wir suchen am späten Mittwochnachmittag ganz gezielt die hoffentlich lebhafte wissenschaftliche Diskussion mit den überwiegend jungen Autoren in entspanntem Rahmen bei Bier und Brezeln. Erstmals wird am Mittwoch ein Tag der Technischen Orthopädie in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesinnungsverband Orthopädietechnik und der Initiative '93 Technische Orthopädie stattfinden. Dies trägt der großen aktuellen Bedeutung der konservativen Orthopädie/Unfallchirurgie, sowie der Technischen Orthopädie und Rehabilitation Rechnung. Ebenfalls erstmals in diesem Jahr wird der Oskar-Helene-Medizin-Preis verliehen, der 2011 Forschung in Orthopädie und Unfallchirurgie würdigt und unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Bildung und Forschung am Donnerstag in der Sitzung der Sitzung Forschungspolitik vergeben wird. Am Samstag finden Weiterbildungs-, Zertifizierungs- und Refresherkurse statt, zudem ein Patiententag "Arthrose" zusammen mit der Rheumaliga. Das grenzüberschreitende Thema aufnehmend werden wir Sitzungen zusammen mit den europäischen Fachgesellschaften, aber auch mit der Deutschen Gesellschaften für Radiologie sowie Physikalische Medizin und Rehabilitation veranstalten. Als "Gastnation" haben wir dieses Jahr Ungarn eingeladen, das Land, in dem historisch betrachtet schon sehr früh Grenzen passierbar wurden.

Auch neben den offiziellen Kongresspfaden und –aktivitäten wollen wir Ihnen Möglichkeiten im Rahmenprogramm anbieten, überraschende Seiten der Berliner Umgebung und Geschichte kennen zu lernen und zu erkunden. Wir hoffen, dass nicht erst, aber spätestens dann bei der Kongressparty am Donnerstagabend im legendären Ostberliner "KOSMOS" die letzten Bedenken, Mauerreste und Grenzsteine beseitigt werden – lassen Sie sich auch hier von unserem gesellschaftlichen Rahmen anregen und überraschen!

Die drei Präsidenten des diesjährigen Kongresses sind 'Grenzlandbewohner' und bringen gelebte Erfahrungen und grenzenlosen Optimismus hinsichtlich gelungener Grenzüberwindungen und Kulturänderungen mit: Das Erreichen eines neugestalteten Miteinanders findet sich sowohl in der wechselvollen Geschichte des Saarlandes im Spannungsfeld deutsch-französischer Kultur und Geschichte, wie auch am Beispiel der neuen Hauptstadt Berlin mit seiner exponierten Lage zwischen politischen Systemen und einer einstmals unüberwindbaren Mauer im Zentrum und dem sichtbaren Wandel seit der Wende.

Wir laden Sie herzlich ein, unsere Vision mit uns zu teilen, Neuland zu erfahren und zu gestalten. Wir freuen uns darauf, Sie beim Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2011 begrüßen zu können!

Prof. Dr. med. Tim Pohlemann, Präsident 2011 (DGU)
Prof. Dr. med. Dieter M. Kohn, Präsident 2011 (DGOOC)
Karsten E. Dreinhöfer, Kongresspräsident 2011 (BVOU)