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Proximale Sehnenrupturen der ischiokruralen Muskulatur und operative Refixation mittels Fadenanker
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Published: | September 28, 2006 |
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Einleitung: Rupturen der proximalen Sehnenanteile der ischiokruralen Muskulatur sind vergleichsweise selten. Für die Therapie gibt es keine einheitliche Empfehlung. Die anatomische Refixation mit dem Ziel der Restitutio ad integrum erscheint jedoch sinnvoll, um insbesondere dem Sportler Funktion, Kraft und Beweglichkeit zur weiteren Ausübung seiner Disziplin zu erhalten [Ref. 1], [Ref. 2]. Darüber hinaus werden persistierende Schmerzphänomene nach konservativer Behandlung berichtet [Ref. 1].
Methodik: Im Rahmen einer retrospektiven Fallstudie werden Ergebnisse nach operativer Therapie bei proximalen Sehnenrupturen der ischiokruralen Muskulatur bezüglich der Parameter Kraft, Rehabilitationszeit und posttraumatischer Leistungsstand ausgewertet und verglichen. Zwischen 2000 und 2005 wurden in unserer Klinik insgesamt 6 Patienten behandelt. Es handelte sich ausnahmslos um Sportler (3 Ringer, 3 Kraftsportler), die die Verletzung in Ausübung ihrer Sportart erlitten hatten. In 2 Fällen lag ein knöcherner Ausriss vor. Vier Patienten wurden sofort (innerhalb von 10 Tagen nach Trauma), 2 Patienten verzögert behandelt. In allen Fällen erfolgte ein operatives Vorgehen mittels offener Refixation unter Verwendung von Fadenankern, bei einem Patienten musste gleichzeitig eine bereits entstandene Pseudarthrose reseziert werden. Alle Patienten erhielten postoperativ ein standardisiertes Rehabilitationsprogramm. Die erzielten Ergebnisse, die Operationsmethode und das Rehabilitationsschema werden vorgestellt.
Ergebnisse: Alle Patienten konnten nach ungefähr 12 Monaten nachuntersucht werden. Für die Gruppe der operierten Ringer ergab sich eine deutlich kürzere Rehabilitationszeit als bei den Kraftsportlern. Darüber hinaus zeigten sich bessere Kraftwerte im Seitenvergleich. Der ursprüngliche Leistungsstand konnte nach Operation bei 5 von 6 Patienten wieder hergestellt werden. Für die Beweglichkeit und das kosmetische Ergebnis ergaben sich postoperativ keine Einschränkungen, intraoperative Komplikationen traten nicht auf.
Diskussion: In unserem Patientenkollektiv zeigt sich eine deutliche Überlegenheit für ein frühes operatives Vorgehen im Vergleich zur verzögert durchgeführten Operation. Die anatomische Refixation mit Hilfe von Fadenankern stellt ein komplikationsarmes Verfahren dar, das vergleichsweise sehr gut Ergebnisse erwarten lässt. Bei Sportlern mit besonderer sportartspezifischer Belastung und entsprechender Erwartungshaltung empfehlen wir die operative Therapie gefolgt von einem adäquatem Rehabilitationsprogramm. Ob postoperativ eine Orthesenbehandlung erfolgen sollte, muss nach unserer Einschätzung im Einzelfall entschieden werden.