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Psychisches Befinden bei Erstdiagnose einer Riesenzellarteriitis und Polymyalgia Rheumatica
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Published: | August 31, 2022 |
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Einleitung: Die Riesenzellarteriitis (RZA) stellt die häufigste systemische Vaskulitis des älteren Menschen dar, in bis zu 40% der Fälle tritt begleitend eine Polymyalgia Rheumatica (PMR) auf. Patienten berichten zumeist starke körperliche Beeinträchtigungen. Mögliche psychische Beeinträchtigungen, wie etwa Hinweise auf manifeste Depressionen, wurde bisher wenig untersucht.
Ziel: Untersuchung des psychischen Befindens bei Erstdiagnose einer RZA und/oder PMR, Korrelation entzündlicher Aktivität mit Patient-Reported Outcomes (PRO).
Methoden: Querschnittsstudie mit N=100 Patienten mit RZA und/oder PMR (ACR Kriterien 1990; prov. EULAR Kriterien 2012), die bei Erstdiagnose zwischen 05/2019 und 01/2022 in der Rheumaambulanz der Uniklinik Würzburg vorstellig wurden. Zur Erfassung psychischer Gesundheit wurde der SF-36 verwendet, bei 35 der 100 Patienten zudem der Depressionsfragebogen PHQ-9. Außerdem erfasst wurden die allgemeine Krankheitsbeeinträchtigung mittels Visueller Analogskala (VAS, eingeschätzt durch Ärzte sowie Patienten) und serologische Entzündungsparameter (CRP, BSG, Calprotectin).
Ergebnisse: In allen psychischen Skalen des SF-36 sowie im zusammengefassten mentalen Summenscore (MCS) zeigte sich eine signifikante Beeinträchtigung im Vergleich zum deutschen Referenzkollektiv (MCS: d=0.533, p < 0.001). In der PHQ-9-Kategorisierung zeigten sich bei 26 der 35 (77%) Patienten auffällige Depressionssymptome, bei 14 der 35 (40%) Hinweise auf eine manifeste Depression. Dabei zeigte sich eine sehr hohe Korrelation des PHQ-9 mit den mentalen Dimensionen des SF-36 (MCS: r=- 0.795, p < 0.001). Hinsichtlich der Entzündungsparameter korrelierte die SF-36 Skala „Vitalität“ mit BSG (r=- 0.232, p=0.026) sowie Calprotectin (r=- 0.244, p=0.023). Signifikant korrelierten zudem BSG und VAS Arzt (r=0.443, p < 0.001) sowie VAS Patient (r=0.378, p < 0.001), ebenso Calprotectin und VAS Arzt (r=0.388, p < 0.001) sowie VAS Patient (r=0.356, p < 0.001). VAS Arzt und VAS Patient korrelierten ebenfalls signifikant (r=0.472, p < 0.001).
Schlussfolgerung: Bei Erstdiagnose einer RZA/PMR zeigt sich eine relevante Beeinträchtigung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Hinweise auf eine manifeste Depression ergaben sich bei einem hohen Anteil der Patienten. Zudem fanden sich signifikante Korrelationen zwischen PRO (PHQ-9, SF-36, VAS Arzt-/Patienten-Einschätzungen) und der serologisch messbaren Entzündungsaktivität. Diese Studie weist auf die Wichtigkeit der Berücksichtigung psychischen Befindens bei RZA und PMR durch die Behandler hin.
Offenlegungserklärung: Alle Autoren geben an, dass keine Interessenskonfikte hinsichtlich des vorliegenden Abstracts bestehen.