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Funktionelles MRT als neues Tool zur Beurteilung einer Nierenbeteiligung bei ANCA-assoziierter Vaskulitis
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Published: | August 31, 2022 |
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Einleitung: Die Nierenbeteiligung hat eine negative prognostische Bedeutung für den Verlauf der ANCA-assoziierten Vaskulitis (AAV). Diagnostischer Goldstandard ist die Nierenbiopsie. Herausforderungen bleiben die Beurteilung einer Reversibilität und die Therapiekontrolle. In Situationen eines ungünstigen Nutzen-Risikoverhältnisses (z.B. Blutungsgefahr) besteht Bedarf für nicht-invasive Methoden. Die funktionelle multiparametrische MRT (mpMRI) kann Informationen über Morphologie, Perfusion und Mikrostruktur liefern. Erste Studien zeigen Veränderungen bei Nierenerkrankungen [1]. Bisher gibt es keine Erfahrungen bei AAV mit Nierenbeteiligung. Ziel der Studie war es, die Durchführbarkeit von mpMRI-Sequenzen zu untersuchen und erste Besonderheiten herauszuarbeiten.
Methoden: Das Protokoll der Nieren-mpMRT umfasst kontrastmittelfreie Techniken zur Bewertung der Gewebeperfusion (Arterial Spin Labeling; ASL), der Gewebeoxygenierung (Blood Oxygenation Level Dependent; BOLD) und Techniken zur Bewertung der Gewebsintegrität, wie den apparenten Diffusionskoeffizienten (ADC) und die fraktionierte Anisotropie (FA). Wir vergleichen die verschiedenen Nieren-mpMRT Techniken an drei Betroffenen mit unterschiedlicher Ausprägung ihrer AAV (aktive vs. remittierte vs. keine renale Beteiligung).
Ergebnisse: Patientencharakteristika:
- Fall 1 mit rapid-progressiver Glomerulonephritis (RPGN) bei AAV (BVAS 15 Punkte, Kreatinin 1,49 mg/dl, Proteinurie 2,5 g/Tag, Erythrozyturie 133/µl mit 60% dysmorphen Erythrozyten).
- Fall 2 mit Z.n. RPGN im Jahr 2009 (aktuell: BVAS 0 Punkte, Kreatinin 1,15 mg/dl, Proteinurie 0,9 g/Tag, Erythrozyturie 23/µl).
- Fall 3 mit AAV ohne Hinweis auf eine Nierenbeteiligung (BVAS 0 Punkte, Kreatinin 0,97 mg/dl, Proteinurie 0,05 g/Tag, 15 Erythrozyten/µl).
Bei Fall 1 (aktive RPGN) zeigt sich eine Absenkung des ADC als möglicher Ausdruck eines Ödems und eine Reduktion des renalen Blutflusses. Die Gewebeoxygenierung, als mögliches Korrelat einer aktiven Entzündung, ist etwas erhöht. Der Abfall des medullären FA könnte auf einen tubulären Schaden hindeuten.
Bei Fall 2 (remittierte RPGN) zeigt sich eine reduzierte medulläre FA als Hinweis auf einen (chronischen) tubulären Schaden. Der renale Blutfluss ist leicht vermindert, die renale Oxygenierung und ADC sind normwertig.
Auch Fall 3 weist (Kontrolle) Abweichungen auf. Während die corticomedulläre Differenzierung in der FA erhalten ist, ist der ADC reduziert. Die T1 Zeit ist etwas erhöht, möglicherweise bei fokal entzündlichen Veränderungen im Nierenparenchym (Abbildung 1 [Abb. 1]).
Schlussfolgerung: Erste Nieren-mpMRT Sequenzen von Betroffenen mit AAV lassen Veränderungen bei einer Nierenbeteiligung und auch zwischen akuter und chronischer Manifestation erkennen. Weitere Untersuchungen sind geplant, um diese aussichtsreiche Methode hinsichtlich ihres Stellenwertes in Diagnostik, Prognosebeurteilung und Therapiekontrolle einer Nierenbeteiligung bei AAV zu etablieren.
Offenlegungserklärung: Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Literatur
- 1.
- Rapacchi S, Smith RX, Wang Y, Yan L, Sigalov V, Krasileva KE, Karpouzas G, Plotnik A, Sayre J, Hernandez E, Verma A, Burkly L, Wisniacki N, Torrington J, He X, Hu P, Chiao PC, Wang DJJ. Towards the identification of multi-parametric quantitative MRI biomarkers in lupus nephritis. Magn Reson Imaging. 2015 Nov;33(9):1066-74. DOI: 10.1016/j.mri.2015.06.019