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Regionale Versorgungsforschung in der Rheumatologie. Ergebnisse aus dem Pilotprojekt Rheumanetz Osthessen
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Published: | September 1, 2015 |
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Einleitung: In Osthessen kann von einer Unterversorgung in der Patientenbetreuung, Frühdiagnostik und Therapieeinleitung bei rheumatisch-entzündlichen Erkrankungen ausgegangen werden. Vor diesem Hintergrund kooperieren das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Osthessen - Rheumatologie und die Medizinische Klinik IV des Klinikums Fulda mit zehn internistischen Stützpunktpraxen im Rheumanetz Osthessen (RNO), um die Kapazitäten der regionalen rheumatologischen Versorgung zu erhöhen. Ziel der Projektevaluation ist es, die strukturellen Voraussetzungen am MVZ Osthessen zur Weiterleitung und Erstbehandlung in den ambulanten Praxen zu untersuchen.
Methoden: Im MVZ Osthessen wurden Patienten mit rheumatisch-entzündlichen Erkrankungen zum Gesundheitszustand, gesundheitsbezogener Lebensqualität (u.a. EQ-5D-5L, FFbH, AIMS 2 SF) und Versorgungsqualität befragt. Klinische Daten wurden entlang des Arzt- und Patientenbogens der Kerndokumentation erhoben. Die Datenauswertung erfolgte mit SPSS Statistics Version 22.0, Alpha-Niveau 0,05.
Ergebnisse: 67 Patienten im Alter zwischen 21 und 78 Jahren (mittleres Alter 53,5±13,8; 79,1% Frauen, diagnoseübergreifende Erkrankungsdauer 10,5 (0-44) Jahre) nahmen teil. 50,7% konnten entlang der Diagnosestellungen der Rheumatoiden Arthritis (RA), 34,3% den Kollagenosen und 14,9% den Vaskulitiden zugeordnet werden. 40,3% waren in Voll- oder Teilzeit überwiegend im Angestelltenverhältnis erwerbstätig und 37,3% waren verrentet. Das MVZ wurde im Durchschnitt 6,9 (±5,1) Mal im vergangenen Jahr aufgesucht. 36,8 % der Patienten, die die Aktivität ihrer Erkrankung als gering einschätzten, wiesen 10 bis 14 Kontakte auf; Patienten mit über 15 Kontakte/Jahr gaben eine hohe bis sehr hohe Krankheitsaktivität an. 40,4% der Patienten erhielten ein Biologikum in Mono- oder Kombinationstherapie. Der mittlere DAS28-Wert lag mit 4,3 deutlich höher als der in der Kerndokumentation ermittelte Bundesdurchschnitt von 3,3. Eine bessere gesundheitsbezogene Lebensqualität korreliert mit einer geringeren Krankheitsaktivität und höheren Funktionsfähigkeit (r=0,626; p<0,001). Komorbiditäten (3,3±1,7) determinieren wiederum die Lebensqualität. Von den RA-Patienten hatte rund die Hälfte Osteoporose.
Schlussfolgerung: Trotz eingeschränkter Aussagekraft aufgrund geringem Stichprobenumfangs und Querschnittsdaten erfordern komplexe Krankheitsbilder und die Behandlung mit Biologika eine engmaschige Kontrolle der Rheuma-Patienten, welche die Weiter- oder Erstbehandlung in einer Stützpunktpraxis erschweren. Gesundheitsbezogene Lebensqualität im Zusammenhang mit der Krankheitsaktivität sollten regelmäßig erfasst werden. Die Entwicklung strukturierter Behandlungspfade für unterschiedliche Patientengruppen und -morbidität wäre für das innovative Versorgungskonzept zur Kompensation regionaler Unterversorgung – insbesondere bei RA – notwendig.