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45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC)

11.09. - 13.09.2014, München

Polarisation der Makrophagen bei der Entstehung von Silikonomen und Kapselfibrosen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Verena-Constanze Buchinger-Kähler - Aachen, Deutschland
  • Norbert Pallua - Aachen, Deutschland
  • Mahtap Nourbakhsh - RWTH Uniklinik Aachen, Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie, Aachen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. Österreichische Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie. 45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPRÄC). München, 11.-13.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc94

doi: 10.3205/14dgpraec044, urn:nbn:de:0183-14dgpraec0445

Published: September 3, 2014

© 2014 Buchinger-Kähler et al.
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Fragestellung: Die Implantation und Injektion von Silikon ist eine heutzutage gängige Methode der Gewebeaugmentation, welche wegen der Bioreaktivität und möglichen Distribution kontrovers diskutiert wird [1]. Die häufigste Reaktion auf Silikoninjektionen ist die Entwicklung von Granulomen (sog. Silikonomen) und kapselartigen Kollagenformationen. Die letztere wird häufig durch eine starke humorale inflammatorische Antwort auf Silikon begleitet ([2], Cuellar et al 1995). Ziel dieser Studie ist einen therapeutischen oder einen präventiven Einsatz von Lipofilling bei lokal begrenzter und chronischer Entzündung, am Beispiel von Silikonomen und Kapselfibrose zu überprüfen. Es ist vorstellbar, dass bestimmte Komponenten im Fettgewebe, wie Makrophagen oder Adipozyten an der Modulation der Inflammationsreaktion beteiligt sind.

Methoden: Wir haben für diese Studie bis jetzt über 10 weibliche Patienten mit einem Durchschnittsalter von 55 Jahren herangezogen. Die Gewebeproben aus postoperativ entwickelten Kapselfibrose bei unterschiedlichen Baker-Stadien wurden histologisch und immunhistochemisch untersucht. Für die Charakterisierung der Makrophagen, die in der Kapsel und im umliegenden Fettgewebe residieren, haben wir monoclonale Mouse Anti-Human Antikörper gegen CD68, CD80 und CD163 der Fa. eBioscience verwendet. Die CD68 ist ein nicht-selektiver Marker für Makrophagen, während CD80 selektiv die M1 Makrophagen und CD163 selektiv M2 Makrophagen detektiert.

Ergebnisse: Unsere Fallberichte zeigen eindeutig, dass es nach Lipofilling zum Abklingen einer lokalen Inflammation kommt. In zwei Fällen kam es sogar zur Komplettregression einer Silikon-assoziierten Autoimmunerkrankung. Die Ergebnisse aus den immunhistologischen Untersuchungen zeigen zusammengefasst, dass sowohl die Zahl als auch der Phänotyp bzw. Polarisierung der residierenden Makrophagen im Kapselgewebe signifikant unterschiedlich ist. Des Weiteren demonstrieren die Daten eine starke Assoziation zwischen der lokalen Verteilung der Makrophagen und den unterschiedlichen Stadien der Kapselfibrose. Bei einer vollendeten und stabilen Kapsel sind weniger oder gar keine Makrophagen im Kapselmantel auffindbar. Wenn die Kapsel sich noch im Aufbau befindet, residiert sehr häufig eine große Zahl von Makrophagen im Kapselmantel selbst. Daher nehmen wir an, dass das Einwandern von Makrophagen zusammen mit dem Aufbau der Kapselfibrose einhergeht. Eine differenzielle histologische Markierung der Makrophagen zeigt außerdem, dass die pro-inflammatorische Makrophagen (M1) häufiger in der inneren Schicht des Kapsel vor zu finden sind, während modulierende Makrophagen (M2) in der äußeren Schicht des Kapsel residieren. Die Silikontropfen selbst sind im Fettgewebe häufig gleichzeitig von M1 und M2 Makrophagen umlagert (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).

Schlussfolgerung: Wir nehmen an, dass die Polarisation der Makrophagen bei dem Aufbau der Kapsel eine wichtige Rolle spielt und dass die autologe Transplantation von Lipoaspiraten einen modulierenden Effekt auf die Inflammation hat.


Literatur

1.
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2.
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Narins RS, Beer K. Liquid injectable silicone: a review of its history, immunology, technical considerations, complications and potential. Plast Reconstr Surg. 2006;118:77-84.
4.
González MA, Gonzalez-Rey E, Rico L, Büscher D, Delgado M. Treatment of experimental arthritis by inducing immune tolerance with human adipose-derived mesenchymal stem cells. Arthritis & Rheumatism. 2009;60:1006-19.
5.
Gonzalez-Rey E, Gonzalez MA, Varela N, O’Valle F, Hernandez-Cortes P, Rico L, Büscher D, Delgado M. Human adipose-derived mesenchymal stem cells reduce inflammatory and T-cell responses and induce regulatory T cells in vitro in rheumatoid arthritis. Gut. 2009;58:929-39.