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44. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen e. V. (DGPRÄC), 18. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen e. V. (VDÄPC)

12.09. - 14.09.2013, Münster

Fallbericht: Naht und Umkippplastik bei veralteter Beugesehnenruptur in der Hohlhand

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Bernhard Müller - Chirurgie/Unfallchirurgie/Handchirurgie, Passau, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 44. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 17. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Münster, 12.-14.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocP 71

doi: 10.3205/13dgpraec173, urn:nbn:de:0183-13dgpraec1730

Published: September 10, 2013

© 2013 Müller.
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Ein 18-jähriger junger Mann kam in die ambulante Sprechstunde beim Niedergelassenen, bei dem ich die Handchirurgie wöchentlich 1 Tag betrieb.

Er hatte sich ca. ein halbes Jahr vor der ambulanten Vorstellung eine Stichverletzung in der Hohlhand ohne Nervenbeteiligung in Höhe der queren Hohlhandfalte über dem Metacarpale 4 zugezogen.

Befund: Bei der klinischen Untersuchung ergab sich eine typische Beugeunfähigkeit des Endgliedes am linken Ringfinger. Die Sensibilität war bei der Prüfung nach WEBER regelrecht.

Therapie: Auf Wunsch des Patienten und nach Aufklärung ggf. über eine Tenodese, wurde, da der Patient mit der Situation nicht zufrieden war und wegen der Instabilität nicht zurechtkam, die Beugesehne in typischer Weise revidiert.

In Narkose wurde nach Hautdesinfektion und steriler Abdeckung die Hohlhand mit einem Schnitt nach Brunner zickzackförmig in der Hohlhand entlang der Sehne eröffnet. Dabei bestätigte sich der klinische Befund. Leider war an eine primäre Naht wegen der mittlerweile eingetretenen Schrumpfung der Sehnenenden nicht zu denken. Eine Tenodese erschien angesichts des jugendlichen Alters des Patienten eine eher unbefriedigende Lösung des Problems zu sein.

Als Lösung wurde nach dem sparsamen Anfrischen der Sehnenenden zuerst eine Kernnaht angelegt, die aber über gut 1 cm frei lag. Das Ringband A1 wurde gespalten, um ausreichend Strecke nach distal zu erhalten. Dann wurde der noch mobile distale tiefe Beugesehnenanteil in der erfolderlichen Länge durch den Zug hervorgeholt. Soweit distal wie möglich wurde er halbiert unter Erhalt einer Verbindung zur ursprünglichen Sehne von ca. ¼. 2 Nähte an den Ecken der Umschlagsfalte sichern gegen ein weiteres Auseinander“reißen“ der Sehne.

Der halbierte Anteil wurde distal abgetrennt und nach proximal umgeschlagen. Unter leichtem Auseinanderziehen der Sehne, um einen gewissen Fächer zu erhalten, wurde er über den Defekt hinweg auf den proximalen angefrischten Sehenanteil aufgenäht. Mit der umgekippten Sehne wurden die Kernnaht und auch der Anschluss an den proximalen Sehnenanteil eingehüllt.

Der Wundverschluss erfolgte in typischer Weise. Ein Kleinertgips wurde angelegt, Ergotherapie verordnet.

Der junge Mann kam anfänglich einmalig zur Kontrolle, dann entzog er sich weiteren Kontrollen. Nach 8–10 Wochen erschien er erneut und wies eine freie Funktion der Langfinger auf.

Schlussfolgerung: In jungen Jahren muss nicht generell eine aufwändige Sehnenrekonstruktion erfolgen. In Anlehnung an die Sehenumkippplastik, die bei der Achillessehnennaht bereits seit langer Zeit Anwendung findet, kann dies auch als Lösung bei einer älteren Beugesehnenverletzung in der Hohlhand an geeigneter Stelle angewendet werden.