gms | German Medical Science

33. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Regensburg, 22.09. - 25.09.2016

Bewertung epithelialer Veränderungen des Kehlkopfes mittels konfokaler Laserendomikroskopie

Vortrag

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 33. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Regensburg, 22.-25.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocV29

doi: 10.3205/16dgpp49, urn:nbn:de:0183-16dgpp493

Published: September 8, 2016

© 2016 Bohr et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Hintergrund: Die Confocale Laser Endomikroskopie (CLE) ermöglicht eine „Echtzeit-Biopsie“ des Epithels im oberen Aerodigestivtrakt. Durch die 1.000-fache Vergrößerung entsprechen die gewonnenen Bilder konventionellen histologischen Schnittbildern. Der Unterschied besteht darin, dass bei der CLE keine Gewebsverletzung entsteht. Es ist bekannt, dass an den Stimmlippen schon geringste invasive Maßnahmen das Risiko einer dauerhaften Schädigung der Stimmqualität bergen können. Die CLE scheint besonders geeignet, non-invasiv eine strukturelle Untersuchung des Epithels des Kehlkopfes vorzunehmen. Ziel dieser Studie war der Nachweis, dass mittels CLE Neubildungen der Larynxschleimhaut von gesundem Epithel differenziert werden können.

Material und Methoden: Bei 10 Mikrolaryngoendoskopien wurden mit der „GastroFlex UHD Sonde“ (Cellvizio, Mauna Kea Technologies, Paris) Aufnahmen des Larynxepithels durchgeführt. Benigne und maligne Veränderungen der Stimmlippen sowie klinisch gesunde Schleimhaut wurden aufgezeichnet. Zur Verifizierung der Befunde wurden von den Raumforderungen Biopsien entnommen.

Die Auswertung der CLE-Aufnahmen erfolgte verblindet durch einen mit der Methode vertrauten HNO-Arzt und einen erfahrenen Pathologen, sowie durch methodisch unerfahrene HNO-Ärzte.

Ergebnisse: Ihm Rahmen der Bewertung der CLE-Sequenzen waren alle Untersucher in der Lage, an Hand der Regularität des epithelialen Stomas und der Form der Epithelzellen mit einer hohen Ratewahrscheinlichkeit gesundes Epithel von den Raumforderungen zu unterscheiden. Der erfahrene HNO-Arzt und der Pathologe waren zudem in der Lage, in einem hohen Maß die bösartigen Veränderungen von den gutartigen Läsionen zu unterscheiden.

Fazit: Die CLE ist ein geeignetes nicht-invasives Verfahren zur „echtzeit“ Diagnostik von Erkrankungen des Stimmlippenepithels. Die Bewertung ist subjektiv und abhängig von der Erfahrung des Untersuchers. Die Bewertungskriterien entsprechen denen der Beurteilung von nativen histologischen Präparaten.


Text

Einleitung

Die Confocale Laser Endomikroskopie (CLE) ermöglicht eine „Echtzeit-Biopsie“ des Epithels im oberen Aerodigestivtrakt. Durch die 1.000-fache Vergrößerung entsprechen die gewonnenen Bilder konventionellen histologischen Schnittbildern. Der Unterschied besteht darin, dass bei der CLE keine Gewebsverletzung entsteht. Es ist bekannt, dass an den Stimmlippen schon geringste invasive Maßnahmen das Risiko einer dauerhaften Schädigung der Stimmqualität bergen können. Daher erscheint es sinnvoll eine Methode zu finden, die nicht invasiv eine histologieähnliche Bewertung von organischen Veränderungen ermöglicht. Die CLE scheint durch ihre Eigenschaften dabei besonders geeignet, non-invasiv eine strukturelle Untersuchung des Epithels des Kehlkopfes vorzunehmen. Ziel dieser Studie war der Nachweis, dass mittels CLE Neubildungen der Larynxschleimhaut von gesundem Epithel differenziert werden können.

Methode

Die CLE erlaubt unter Verwendung eines Fluoreszenzfarbstoffs die subjektive Bewertung von Veränderungen der Mikrostrukturen der Stimmlippen wie beispielsweise der Gefäßarchitektur, der Zellstruktur sowie der Intrazellularspalten.

Bei 10 Mikrolaryngoendoskopien wurden mit der „GastroFlex UHD Sonde“ (Cellvizio, Mauna Kea Technologies, Paris) Aufnahmen des Larynxepithels durchgeführt. Benigne und maligne Veränderungen der Stimmlippen sowie klinisch gesunde Schleimhaut wurden aufgezeichnet (Abbildung 1 [Abb. 1], Abbildung 2 [Abb. 2], Abbildung 3 [Abb. 3]). Zur Verifizierung der Befunde wurden von den Raumforderungen Biopsien entnommen.

Die Auswertung der CLE-Aufnahmen erfolgte verblindet durch einen mit der Methode vertrauten HNO-Facharzt , einen methodisch erfahrenen Pathologen, sowie durch methodisch unerfahrene HNO-Ärzte.

Ergebnisse

Ihm Rahmen der Bewertung der CLE-Sequenzen waren alle Untersucher in der Lage, an Hand der Regularität des epithelialen Stomas und der Form der Epithelzellen mit einer hohen Ratewahrscheinlichkeit gesundes Epithel von den Raumforderungen zu unterscheiden. Der erfahrene HNO-Arzt und der Pathologe waren zudem in der Lage, in einem hohen Maß die bösartigen Veränderungen von den gutartigen Läsionen zu unterscheiden.

Diskussion

Eine interessante Fragestellung war, wie hoch der Einflussfaktor der Erfahrung mit der Methode auf die Rateergebnisse ist. Umso erstaunlicher darf das Ergebnis der Untersuchung bewertet werden, dass zeigt, dass selbst methodisch völlig unerfahrene HNO-Ärzte in der Lage waren die CLE-Aufnahmen der Stimmlippen und organischen Veränderungen mit einer hohen Ratewahrscheinlichkeit deutlich jenseits der statistischen Wahrscheinlichkeit richtig zu bewerten. Dennoch zeigt dieses erste Ergebnis, dass die Erfahrung des Untersuchers großen Einfluss auf die Bewertung der CLE-Aufnahmen hat. Selbstverständlich muss bei der niedrigen Anzahl an Ratern auch die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass es sich um ein zufällig gutes Ergebnis handelt. Jedoch erscheint dieses erste Ergebnis sehr vielversprechend und sollte durch eine Fortsetzung der Studie hinsichtlich seiner Validität weiter geprüft werden.

Schlussfolgerung

Die CLE ist ein geeignetes nicht-invasives Verfahren zur „echtzeit“ Diagnostik von Erkrankungen des Stimmlippenepithels. Die Bewertung ist subjektiv und abhängig von der Erfahrung des Untersuchers. Die Bewertungskriterien entsprechen denen der Beurteilung von nativen histologischen Präparaten.