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33. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Regensburg, 22.09. - 25.09.2016

Ermöglicht die Verwendung von Narrow Band Imaging eine bessere diagnostische Aussagekraft bei gutartigen Stimmlippenbefunden?

Vortrag

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 33. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Regensburg, 22.-25.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocV28

doi: 10.3205/16dgpp48, urn:nbn:de:0183-16dgpp488

Published: September 8, 2016

© 2016 Dippold et al.
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Zusammenfassung

Hintergrund: Entscheidend für die Diagnosestellung gutartiger wie bösartiger Stimmlippenbefunde ist neben der Anamnese die lupenlaryngoskopische und/oder stroboskopische Befunderhebung, anhand deren die Indikation zur (operativen) Therapie gestellt wird. Zur besseren Darstellung von Befunden im Oro-Hypopharynx/Larynxbereich wird aktuell immer häufiger eine Bildgebungsmethode, das sog. Narrow Band Imaging (NBI) eingesetzt. Ziel war es herauszufinden, ob die zusätzliche Untersuchung mit NBI eine bessere diagnostische Aussagekraft in Bezug auf gutartige Stimmlippenbefunde (Zysten, Reinkeödeme, Polypen, Larynxpapillomtosen) ermöglicht.

Material und Methoden: Es wurden insgesamt 42 Patienten in 2 Untersuchungsarmen mit folgenden Diagnosen untersucht: Larynxpapillomatose, Stimmlippenzyste, Stimmlippenpolyp, Reinkeödem Stimmlippenleukoplakie, Stimmlippenkarzinom, Kontaktgranulom, Normalbefund. Alle Patienten wurden flexibel endoskopisch mit Weißlicht und mit NBI untersucht. Aus den Aufnahmen wurden kurze Videos generiert die anschließend jeweils 20 HNO-Ärzten zur Bewertung präsentiert wurden. Die Ergebnisse der Bewertungen wurden mit dem aus intraoperativ gewonnenen Histologie und präoperativ erhobenem stroboskopischen Befund (Goldstandard) verglichen.

Ergebnisse: Es konnte gezeigt werden, dass unter zur Hilfenahme von NBI im Vergleich zur alleinigen Weißlichtuntersuchung die Wahrscheinlichkeit Larynxpapillomatosen und Stimmlippenzysten zu erkennen signifikant höher war. Zudem war mit NBI die Ausdehnungsgrenze von Befunden generell exakter darstellbar.

Diskussion: Aufgrund der Ergebnisse ist unter Berücksichtigung der aktuellen Literatur die Darstellung von gutartigen Stimmlippenbefunden mit Hilfe von NBI insbesondere für Patienten in der Nachsorge von Larynxpapillomatosen empfehlenswert. Bezüglich Stimmlippenzysten, Stimmlippenödemen und Stimmlippenpolypen kann die zusätzliche Untersuchung mit NBI (vor allem bei Stimmlippenzysten) einen Mehrwert an Informationen bringen. Die wichtigste diagnostische Bildgebungsmethode bleibt die Stroboskopie.

Fazit: NBI ist eine hilfreiche Bildgebungstechnik um gutartige Stimmlippenbefunde in der ambulanten Kontrolluntersuchung und/oder präoperativ genauer darstellen zu können.


Text

Hintergrund

Entscheidend für die Diagnosestellung gutartiger wie bösartiger Stimmlippenbefunde ist neben der Anamnese die lupenlaryngoskopische und/oder stroboskopische Befunderhebung, anhand deren die Indikation zur (operativen) Therapie gestellt wird. Zur besseren Darstellung von Befunden im Oro-Hypopharynx/Larynxbereich wird aktuell immer häufiger eine Bildgebungsmethode, das sog. Narrow Band Imaging (NBI) eingesetzt. Ziel war es herauszufinden, ob die zusätzliche Untersuchung mit NBI eine bessere diagnostische Aussagekraft in Bezug auf gutartige Stimmlippenbefunde (Zysten, Reinkeödeme, Polypen, Larynxpapillomtosen) ermöglicht.

Material und Methoden

Es wurden insgesamt 40 Patienten in 2 Untersuchungsarmen mit folgenden Diagnosen untersucht: 11 Patienten mit Larynxpapillomatose (Untersuchungsarm 1), 8 Patienten mit einer Stimmlippenzyste, 8 Patienten mit einem Stimmlippenpolyp, 7 Patienten mit einem Reinkeödem, 2 Patienten mit einer Stimmlippenleukoplakie, 1 Patient mit einem Stimmlippenkarzinom, 1 Patient mit einem Kontaktgranulom und 2 Patienten mit einem normalen Kehlkopfbefund (Untersuchungsarm 2). Alle Patienten wurden flexibel endoskopisch mit Weißlicht (WLE) und mit NBI untersucht. Aus den Aufnahmen wurden kurze Videos generiert die anschließend jeweils 20 HNO-Ärzten zur Bewertung präsentiert wurden. Diese sollten folgende Fragen beantworten: „Besteht der Verdacht auf ein Papillomrezidiv?“ (Untersuchungsarm 1, Befunde mit Larynxpapillomatose), bzw. „Welche Verdachtsdiagnose stellen Sie?“ (Untersuchungsarm 2, alle anderen Befunde). Die Ergebnisse der Bewertungen wurden mit dem aus der intraoperativ gewonnenen Histologie und dem präoperativ erhobenem stroboskopischen Befund (Goldstandard) verglichen.

Ergebnisse

Es konnte gezeigt werden, dass unter alleiniger Verwendung von NBI im Vergleich zur WLE die Wahrscheinlichkeit Larynxpapillomatosen zu erkennen signifikant höher war (0,83 vs. 0,71, p<0,05). Die Wahrscheinlichkeit Stimmlippenzysten korrekt zu diagnostizieren gelang in der Kombination aus WLE und NBI signifikant besser als mit alleiniger WLE (0,56 vs. 0,48, p<0,05). Für Stimmlippenpolypen (WLE/NBI 0,65 vs. WLE 0,64) und Reinkeödeme (WLE/NBI 0,94 vs. WLE 0,91) konnte zwischen den Modi kein signifikanter Unterschied in der Wahrscheinlichkeit diese als korrekt zu erkennen gefunden werden. Generell zeigte sich, dass mit NBI die Ausdehnungsgrenze von Befunden exakter darstellbar war.

Diskussion

Aufgrund der Ergebnisse ist unter Berücksichtigung der aktuellen Literatur [1], [2], [3], [4], [5] die Darstellung von gutartigen Stimmlippenbefunden mit Hilfe von NBI insbesondere für Patienten in der Nachsorge von Larynxpapillomatosen empfehlenswert. Bezüglich Stimmlippenzysten, Stimmlippenödemen und Stimmlippenpolypen kann die zusätzliche Untersuchung mit NBI (vor allem bei Stimmlippenzysten) einen Mehrwert an Informationen bringen. Die wichtigste diagnostische Bildgebungsmethode bleibt aber die Stroboskopie.

Schlussfolgerung

NBI ist eine hilfreiche Bildgebungstechnik um gutartige Stimmlippenbefunde in der ambulanten Kontrolluntersuchung und/oder präoperativ genauer darstellen zu können.


Literatur

1.
Watanabe A, Taniguchi M, Tsujie H, Hosokawa M, Fujita M, Sasaki S. The value of narrow band imaging endoscope for early head and neck cancers. Otolaryngol Head Neck Surg. 2008 Apr;138(4):446-51. DOI: 10.1016/j.otohns.2007.12.034 External link
2.
Piazza C, Cocco D, De Benedetto L, Del Bon F, Nicolai P, Peretti G. Narrow band imaging and high definition television in the assessment of laryngeal cancer: a prospective study on 279 patients. Eur Arch Otorhinolaryngol. 2010 Mar;267(3):409-14. DOI: 10.1007/s00405-009-1121-6 External link
3.
Tjon Pian Gi RE, Halmos GB, van Hemel BM, van den Heuvel ER, van der Laan BF, Plaat BE, Dikkers FG. Narrow band imaging is a new technique in visualization of recurrent respiratory papillomatosis. Laryngoscope. 2012 Aug;122(8):1826-30. DOI: 10.1002/lary.23344 External link
4.
Ochsner MC, Klein AM. The utility of narrow band imaging in the treatment of laryngeal papillomatosis in awake patients. J Voice. 2015 May;29(3):349-51. DOI: 10.1016/j.jvoice.2014.08.002 External link
5.
Dippold S, Becker C, Nusseck M, Richter B, Echternach M. Narrow Band Imaging: A Tool for Endoscopic Examination of Patients With Laryngeal Papillomatosis. Ann Otol Rhinol Laryngol. 2015 Nov;124(11):886-92. DOI: 10.1177/0003489415590656 External link