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33. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Regensburg, 22.09. - 25.09.2016

Atypische Larynxpapillomatose – Erstmanifestation mit Typ HPV 18

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Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 33. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Regensburg, 22.-25.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocP17

doi: 10.3205/16dgpp26, urn:nbn:de:0183-16dgpp266

Published: September 8, 2016

© 2016 Kraus et al.
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Zusammenfassung

Hintergrund: In der Diagnostik der Larynxpapillomatose ist die Typisierung des Humanen Papillomavirus (HPV) zur Risikoabschätzung obligat. Diese wird initiiert, wenn die klinischen und histopathologischen Befunde einer klassischen Larynxpapillomatose entsprechen. In den meisten Fällen ist Verdachtsdiagnose bereits mit Hilfe der Lupenlaryngoskopie zu stellen. Infektionen vom Typ HPV 16 und 18 zählen zu den Hochrisikotypen und bedürfen einer engmaschigen endoskopischen Kontrolle.

Material und Methoden: Berichtet wird über den Fall einer 33-jäjrigen Patientin, bei der in der Lupenlaryngoskopie bilaterale flächige Stimmlippenleukoplakien festgestellt worden waren. Ein Noxenabusus oder Allergien lagen nicht vor. Die histologische Aufarbeitung der in der Mikrolaryngoskopie gewonnenen Resektate stellte mäßige bis hochgradige Dysplasien dar. Es folgen Nachresektionen und Kontrollendoskopien in denen weiterhin hochgradige Zellatypien ohne Hinweise auf eine Ätiologie gefunden wurden. In einem Randschnitt konnten schließlich Koilozyten, wie sie typischerweise bei einer HPV-Infektion an der Portio gefunden werden können, nachgewiesen werden. Die Immunhistochemie mittels Surrogat-Marker p16 zur Frage einer HPV-Infektion fiel auf dem dysplastischen Plattenepithel langstreckig positiv aus, sodass sich hier rein immunhistochemische Hinweise für eine HPV-Infektion ergaben. In der virologischen Diagnostik konnten HP-Viren vom Typ 18 nachgewiesen werden.

Ergebnisse: In der phoniatrischen Untersuchung ist die Differentialdiagnose der Larynxpapillomatose stets zu bedenken. Fallen aber die typischen klinischen und histologischen Anzeichen aus, so kann die endgültige Diagnose deutlich erschwert und verzögert sein.

Fazit: In der phoniatrischen Untersuchung ist die Differentialdiagnose der Larynxpapillomatose stets zu bedenken. Fallen aber die typischen klinischen und histologischen Anzeichen aus, so kann die endgültige Diagnose deutlich erschwert und verzögert sein.


Text

Hintergrund

In der Diagnostik der Larynxpapillomatose ist die Typisierung des Humanen Papillomavirus (HPV) zur Risikoabschätzung obligat. Diese wird initiiert, wenn die klinischen und histopathologischen Befunde einer klassischen Larynxpapillomatose entsprechen. In den meisten Fällen ist Verdachtsdiagnose bereits mit Hilfe der Lupenlaryngoskopie zu stellen. Infektionen vom Typ HPV 16 und 18 zählen zu den Hochrisikotypen und bedürfen einer engmaschigen endoskopischen Kontrolle. Schwierig wird es, wenn sich die erhobenen Befunde nicht eindeutig zuordnen lassen und der klinische Verlauf eine Klassifizierung der Diagnose erschwert.

Material und Methoden

Berichtet wird über den Fall einer 33-jährigen Patientin, bei der in der Lupenlaryngoskopie bilaterale flächige Stimmlippenleukoplakien festgestellt worden waren. Sie berichtete über eine seit 6 Monaten progrediente Dysphonie mit einem zunehmenden rauen Stimmklang. Ein Noxenabusus oder Allergien lagen nicht vor.

Ergebnisse und Diskussion

Die Videostroboskopie stellte eine regelrechte phonatorische Beweglichkeit bei deutlich verdickten, leukoplakischen Veränderungen im mittleren Drittel dar. Das Narrow Band Imaging ergab pathologische Gefäßabbrüche. Hinweise auf pathologische Gefäßschlingen stellen sich nicht. Es wurde die Indikation zur Endoskopie mit Abtragung gestellt. Die histologische Aufarbeitung der in der Mikrolaryngoskopie gewonnenen Resektate stellte mäßige bis hochgradige Dysplasien dar. Es folgen daraufhin 3 Nachresektionen beziehungsweise Kontrollendoskopien in denen weiterhin hochgradige Zellatypien ohne Hinweise auf eine Ätiologie gefunden wurden. Ein klinischer Hinweis auf eine Larynxpapillomatose hatte sich nicht ergeben. In einem Randschnitt konnten schließlich Koilozyten, wie sie typischerweise bei einer HPV-Infektion an der Portio gefunden werden können, nachgewiesen werden. Aufgrund der nun entstandenen Arbeitsdiagnose wurden immunhistologische Färbungen angefertigt. Die Untersuchungen mittels Surrogat-Marker p16 zur Frage einer HPV-Infektion fiel auf dem dysplastischen Plattenepithel langstreckig positiv aus, sodass sich hier rein immunhistochemische Hinweise für eine HPV-Infektion ergaben. In der virologischen Diagnostik konnten schließlich in der PCR HP-Viren vom Typ 18 nachgewiesen und die Diagnose einer Larynxpapillomatose gestellt werden.

Fazit

In der phoniatrischen Untersuchung ist die Differentialdiagnose der Larynxpapillomatose stets zu bedenken. Fallen aber die typischen klinischen und histologischen Anzeichen aus, so kann die endgültige Diagnose deutlich erschwert und verzögert sein. Die Patientin hat sich in der Folge nach langen Überlegungen mit Gardasil® impfen lassen. Nach der letzten Mikrolaryngoskopie besteht ein papillomfreies Intervall von 6 Monaten, in dem sich die Schleimhäute gut regeneriert haben. Die Stimmqualität blieb aber unverändert rau.

Das vorliegende Fallbeilspiel zeigt eindrücklich die Herausforderung bei der Diagnostik einer atypischen Larynxpapillomatose anhand der laryngoskopischen und histopathologischen Bilder.