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26. Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie (DGII)

Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie

08.03. - 10.03.2012, Berlin

Benchmarks und Routinedaten: Ergebnisqualität in der Kataraktchirurgie

Meeting Abstract

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  • Ursula Hahn - Düsseldorf

Deutschsprachige Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie. 26. Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie (DGII). Berlin, 08.-10.03.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgii078

doi: 10.3205/12dgii078, urn:nbn:de:0183-12dgii0782

Published: March 7, 2012

© 2012 Hahn.
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Zielsetzung: Die Kataraktoperation ist Gegenstand zahlreicher Vergleichsverfahren, derzeit ist die Einführung einer obligatorischen sektorenübergreifende Qualitätssicherung in Vorbereitung. Die Ergebnisqualität wird vielfach entlang von Ergebnisindikatoren zu visueller Rehabilitation (Visus cc ≥0,5 bzw. ≥1) und refraktiver Treffsicherheit (sphärisches Äquivalent – Zielrefraktion ≤ ±0,5 dpt) bewertet. Publizierte Erfolgsraten zu diesen Indikatoren wurden unter unterschiedlichen Studiendesigns (Klinische Studien versus Registererhebung) ermittelt. Der jeweilige Aussagewert und die Nutzbarkeit der Erfolgsraten für die verschiedenen Qualitätsprojekte werden vorgestellt und diskutiert.

Material und Methoden: Einbezogen wurden Veröffentlichungen ab 2000, deren Population vorwiegend kaukasischen Ursprungs war, in denen Phakoemulsifikation in über 95% der Fälle zur Anwendung kam und in denen über mindestens 1.000 ausgewertete Datensätze berichtet wurden. Insgesamt 7 Veröffentlichungen erfüllen diese Anforderungen. Zudem werden die Ergebnisse einer laufenden Datenbank der OcuNet Gruppe mit in die Analyse einbezogen.

Ergebnisse: Nur einer der insgesamt acht Datenquellen liegt ein klinisches Studiendesign zugrunde, für die Studie wurden ausschließlich best cases rekrutiert, Diagnostik und Therapie waren standardisiert vorgegeben und Studienoperateure mussten maximal erfahren sein. Die Studie diente dazu, Benchmarks im Sinne von bestmöglicher Versorgung abzuleiten. Die anderen sieben Datenbanken beruhen auf Routinedaten. Quellen sind das schwedische Kataraktregister, Einrichtungen des englischen National Health Service und ein Zusammenschluss von deutschen ambulanten augenchirurgischen Zentren.

Die Erfolgsraten zum Indikator postoperativer Visus cc ≥0,5 ohne Risikoadjustierung um nicht beeinflussbare patientenbezogene externe Faktoren (wie sonstige visusreduzierende Vorerkrankungen) betrugen für die auf Routinedaten basierenden Quellen zwischen 84 und 93%, nach Risikoadjustierung erreichten sie 95 und 96%. Die entsprechende Auftrittshäufigkeit der Benchmarks war 99%. Zum ehrgeizigeren Indikatorniveaus Visus cc ≥1 lagen die Häufigkeiten für Routinedaten bei 30–47%, nach Risikoadjustierung bei 52–59%, die Benchmarks bei 62%.

Zum Indikator sphärisches Äquivalent – Zielrefraktion ≤ ±0,5 dpt wurden für die Routinedaten Erfolgshäufigkeiten zwischen 42 und 69% berichtet, der Benchmark betrug 80%.

Diskussion: Die Erfolgsraten aus Routinedaten sind durchgängig niedriger als die Benchmarks. Die Abweichungen in den Erfolgsraten auf Basis von Routinedaten sind mit Ausnahme der Auswertungsgruppe Visus cc ≥0,5 nach Risikoadjustierung erheblich.

Routinedaten repräsentieren das durchschnittlich realisierte Versorgungsniveau in einer Gruppe, die realisierten Erfolgsraten repräsentieren neben der ärztlichen Versorgungsqualität auch evtl. Unterschiede in der Patientengutzusammensetzung bzw. den Versorgungsstandards. Als Referenzen für differenzierte Qualitätsvergleiche sind Ergebnisse auf Basis von Routinedaten auch daher nicht geeignet, da mit ihnen kein Anreiz zur Verbesserung der Versorgungsqualität gesetzt wird.

Die Benchmarks bilden nur einen kleinen Teil der Versorgungsrealität ab, sie können nur dann fair für unter gleichen Bedingungen versorgte Patienten (z.B. best cases, standardisierte Durchführung mit IOL-Master) heran gezogen werden. Aufgrund der Optimierung der Versorgungsbedingungen (z.B. A-Konstante und SRK/T-Formel nach Experteneinschätzung, hoch erfahrene Operateure) haben die Benchmarks für diese Gruppe normativen Vorgabecharakter; sie setzen Anreize zur Qualitätsverbesserung.


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