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57. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

22. - 24.09.2016, Frankfurt am Main

Degloving-Verletzungen an der Hand: Weichteilreplantation, -rekonstruktion oder Amputation?

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Sören Könneker - Medizinische Hochschule Hannover, PÄHW-Chirurgie, Hannover, Germany
  • Nicco Krezdorn - Medizinische Hochschule Hannover, PÄHW-Chirurgie, Hannover, Germany
  • Jörn Kuhbier - Medizinische Hochschule Hannover, PÄHW-Chirurgie, Hannover, Germany
  • Helga Henseler - Medizinische Hochschule Hannover, PÄHW-Chirurgie, Hannover, Germany
  • Ramin Ipaktchi - Medizinische Hochschule Hannover, PÄHW-Chirurgie, Hannover, Germany
  • Christine Radtke - Medizinische Hochschule Hannover, PÄHW-Chirurgie, Hannover, Germany
  • Peter M. Vogt - Medizinische Hochschule Hannover, PÄHW-Chirurgie, Hannover, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 57. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Frankfurt am Main, 22.-24.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgh038

doi: 10.3205/16dgh038, urn:nbn:de:0183-16dgh0386

Published: September 20, 2016

© 2016 Könneker et al.
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Text

Fragestellung: Schwere Avulsionsamputationen, insbesondere der Finger erlauben meist keine vollständige Wiederherstellung der betroffenen Gliedmaßen. Spezielle Avulsionen mit isolierter Amputation der Weichteile - den sogenannten "Degloving"- Verletzungen - sind in der Literatur uneinheitlich definiert und Replantationsversuche als aussichtslos beschrieben. Sie stellen den Chirurgen vor die schwierige Frage, welche Therapieoption in diesem bestimmten Fall gegeben ist.

Methodik: Wir untersuchten retrospektiv 130 schwere Avulsionsverletzungen im Zeitraum von 01/2006 bis 02/2016 im Hinblick auf Unfallhergang, intraoperativer Befunde, der Therapieentscheidung und Durchführung des Operateurs, sowie des Outcomes. Einschlusskriterium war die Diagnosestellung Avulsionsverletzung an der Hand. Ausgeschlossen wurden einfache Amputationen. Hieraus extrahierten wir 23 Degloving- Verletzungen, bei denen der vollständige Weichteilmantel amputiert und die zurückgebliebenen Fingerglieder durch die Verletzung skelettiert waren.

Ergebnisse: Von den 23 untersuchten Degloving- Verletzungen wurden 11 Fingerweichteilmäntel replantiert, bzw. mikrochirurgisch revaskularisiert. Eine Wiederherstellung gelang dabei in 5 Fällen langfristig, bei denen auch immer ein sehr gutes funktionelles Ergebnis erzielt werden konnte. Hier war der Bewegungsapparat mindestens bis zum Mittelglied erhalten geblieben. Bei 6 replantierten Fällen erfolgte im Verlauf eine sekundäre Amputation des Fingers. In 7 von 23 Degloving-Fällen erfolgte primär oder nach vorübergehender temporärer Defektdeckung mittels Vacuumschwamm eine Exartikulation, bzw. Amputation. In den restlichen 5 Fällen erfolge eine primäre oder sekundäre Rekonstruktion der Weichteile durch gestielte Fernlappenplastiken. Der Ringfinger war in 11 von 23 Fällen am häufigsten betroffen.

Schlussfolgerung: In den untersuchten Fällen von Degloving- Verletzungen konnten 11 von 23 Weichteilamputaten durch Replantation, oder Rekonstruktion durch Lappenplastiken wiederhergestellt werden. Die Erfolgsaussichten hängen hauptsächlich von der Beschaffenheit des Amputates je nach Unfallhergang ab. Im Falle einer erfolgreichen mikrochirurgischen Replantation gelingt ein hervorragendes funktionelles Ergebnis, da der Beuge- und Streckapparat unverletzt bleibt. Im Falle schlechter Amputatbeschaffenheit, oder einem Amputatverlust bei gleichzeitig aber gutem Erhalt des Bewegungsapparates am skelettierten Finger kann eine Rekonstruktion der Weichteile durch gestielte Fernlappenplastiken zielführend sein.