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Flexor pollicis longus-Lähmung infolge isolierter Nervenfaszikel-Läsion – eine seltene Differentialdiagnose bei Greifschwäche und Ausfall der Daumenendgelenks-Beugung
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Published: | September 20, 2016 |
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Fragestellung: Einleitung: Hauptursachen für Greifschwäche und Ausfall der Daumenbeugung sind z. B. Karpaltunnelsyndrom, Beugesehnendurchtrennungen oder -rupturen oder eine N. interosseus anterior-Kompression. Bei der Indikationsstellung müssen jedoch auch seltene nervale Ursachen, z. B. eine isolierte FPL-Faszikel-Läsion ausgeschlossen werden.
Methodik: Fallvorstellung: Eine 42-jährige Sekretärin stellte sich mit dem Hauptsymptom einer Greifschwäche am Daumen rechts vor. Die Überweisung erfolgte wegen V. a. Karpaltunnel-Syndrom, Differentialdiagnose sei eine Beugesehnenruptur. Anamnestisch war 2007 eine Plattenosteosynthese an Ulna- und Radiusschaft erfolgt, die Beschwerden seien nach der Metallentfernung 2008 aufgetreten. Klinisch zeigt sich ein isolierter Ausfall der Flexor pollicis longus (FPL)-Funktion, die Zeigefingerbeuger sind kräftig, der Ausfall der O-Form beim Griff zwischen Daumen und Zeigefinger ist inkomplett (Bogen oben rund), die Sensibilität ist unauffällig. Sonographisch und durch Tenodese-Test wird eine Ruptur der FPL-Sehne ausgeschlossen. Neurophysiologisch liegt kein Totalausfall des N. interosseus anterior, sondern ausschliesslich eine Lähmung des FPL vor.
Somit liegt ein FPL-Ausfall infolge isolierter Faszikel-Läsion vor, wohl iatrogen bei der Metallentfernung verursacht. Durch ECRL-pro-FPL-Transposition kann wieder eine kräftige Beugung im Daumenendgelenk rekonstruiert werden.
Ergebnisse: Diskussion: Der FPL macht ca. 50% der Daumengreifkraft aus. Aufgrund seiner speziellen Anatomie kann es in seltenen Fällen zu isolierten Neuropathien des FPL-Astes kommen. Er verläuft zwar mit dem N. interosseus anterior in einem gemeinsamen Epineurium, liegt jedoch ganz aussen und bildet eine leicht abtretbare Faszikelgruppe, ohne interneurale Querverbindungen proximal bis zum Hauptstamm des N. medianus nahe der Fossa cubitalis. Er ist somit verletzungsanfällig, z. B. auch bei Injektionen, wobei hier bisher nur temporäre Läsionen beschrieben wurden.
Schlussfolgerung: Schlussfolgerung: Eine isolierte Läsion des FPL-Astes wird durch seine topographische Lage begünstigt. Aufgrund der fehlenden interneuronalen Querverbindungen zu anderen Versorgungsbereichen des N. interosseus anterior und des langen Verlaufs als Muskelast sind selektive Neuropathien möglich, die zur alleinigen FPL-Parese führen können.