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Persistierende Beschwerden nach Karpaldachspaltung: Ursachen und Reichweite der Revision anhand eines Fallberichtes
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Published: | September 21, 2015 |
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Fragestellung: Persistierende Beschwerden nach Karpaldachspaltung treten bei 3-19% der Patienten auf. Ohne operative Revision ist die Ursache nur schwer festzustellen und präoperative Untersuchungstechniken helfen oft nicht weiter. Anhand eines Fallberichtes demonstrieren wir die eingeschränkte Aussagekraft der präoperativen Diagnostik für anhaltende Symptome nach Karpaldachspaltung.
Methodik: Eine Patientin (51J) stellte sich mit persistierenden Beschwerden 2 Jahre nach auswärtiger offener Karpaldachspaltung links in unserer handchirurgischen Abteilung vor. In der klinischen Untersuchung zeigten sich eine Hyposensibilität und Dysästhesie der Finger I-IV palmar links und ein positives Hofmann-Tinel Zeichen über dem Karpalkanal.
Der Befund einer aktuellen MRT beschrieb überschießendes Narbengewebe mit entzündlicher Mitbeteiligung des N. medianus. Die elektophysiologische Untersuchung zeigte kein motorisches Potenzial über dem M. abductor pollicis brevis, bei proximaler Reizung ein kleines verbreitetes MSAP sowie eine nicht sichere Ableitung eines SNAP.
Ergebnisse: Die Revision mit erweiterter Schnittführung ergab wider Erwarten eine iatrogene komplette Durchtrennung des N. medianus, die eine aufwendige Rekonstruktion mit einem N. suralis Transplantat notwendig machte. Im postoperativen Verlauf nach 1 ½ Jahren war die Dysästhesie deutlich gebessert bei weiterhin bestehender Hypästhesie des vom N. medianus versorgten Gebiets. Das Hofmann-Tinel Zeichen konnte bis auf Höhe des Daumengrundgliedes ausgelöst werden. Die elektrophysiologische Untersuchung ergab eine DML links von 7,2 ms bei einer Nervenleitgeschwindigkeit von 40 m/s.
Schlussfolgerung: Im vorliegenden Fall sprach die präoperative Befundkonstellation nicht für das Vorliegen einer Nervenverletzung: Der Ersteingriff war offen erfolgt, die MRT zeigte entzündliches Narbengewebe, die elektrophysiologischen Untersuchungen leiteten fragliche Potenziale ab und die Patientin stellte sich mit mäßigen Beschwerden erst nach über 2 Jahren vor. Trotz allem lag eine komplette Durchtrennung des Nervens vor, die mit apparativer Diagnostik nicht erfasst und klinische nicht vermutet wurde.
Unser Fallbeispiel zeigt, dass bei persistierenden Beschwerden, nach offener oder endoskopischer Behandlung, immer mit einer Nervenverletzung gerechnet werden muss. Die Patienten müssen über das gesamte Spektrum der rekonstruktiven Nervenchirurgie aufgeklärt und die entsprechenden Ressourcen bereitgestellt werden.
Sinnvollerweise sollten die Eingriffe stationär erfolgen.