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55. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

09. - 11.10.2014, Baden-Baden

Handverletzungen bei schwerverletzten Patienten – Ergebnisse einer Analyse des TraumaRegisters der DGU

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Denis Friesen - Lukaskrankenhaus Neuss, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Handchirurgie, Neuss, Deutschland
  • Rolf Lefering
  • Joachim Windolf
  • Michael Schädel-Höpfner

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Handtherapie. 55. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie, 19. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Handtherapie (DAHTH). Baden-Baden, 09.-11.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgh24

doi: 10.3205/14dgh24, urn:nbn:de:0183-14dgh249

Published: October 7, 2014

© 2014 Friesen et al.
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Fragestellung: Eine Handverletzung erscheint in Anbetracht anderer Verletzungen eines polytraumatisierten Patienten primär oft als nebensächlich, jedoch sind ihre Folgen meist für den Patienten relevant und können sein weiteres Leben erheblich beeinträchtigen. Besonders nachteilig sind eine verspätete oder sogar ausbleibende Diagnostik und Therapie. Die Häufigkeit von Handverletzungen bei schwerverletzten Patienten wurde bisher nicht systematisch untersucht. Es fehlen Angaben zu Einflussfaktoren und zur Koinzidenz mit anderen Verletzungen sowie zur Beeinflussung der stationären Primärbehandlung.

Methodik: Es erfolgte eine selektive Datenanalyse des TraumaRegisters der DGU für den Zeitraum 2002 bis 2012. Einschlusskriterien waren die Dokumentation einer Handverletzung und ein ISS>16, wobei alle Altersgruppen analysiert wurden. Erfasst wurden mögliche Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, Unfallmechanismus, Verletzungsschwere und Begleitverletzungen. Als sekundäre Parameter wurden Diagnosezeitpunkt, Behandlungsdauer im Schockraum und Entlassart untersucht.

Ergebnisse: Für den Zeitraum 2002–2012 wurden insgesamt 63.184 Patienten mit einem ISS>16 ermittelt, davon waren 34.867 Fälle über den (großen) Standardbogen dokumentiert. Handverletzungen fanden sich bei 5% (±0,8) der schwerverletzten Patienten, davon lag in 4,3% nur eine einzelne Handverletzung vor, in 0,7% 2 bis maximal 6 Verletzungen der Hand. Unterteilt man die Hand in drei Bereiche Carpus, Metacarpus und Finger, so sind die Verletzungen zu etwa einem Drittel pro Bereich verteilt. Männer erleiden etwas häufiger als Frauen eine Handverletzung. Im Erwachsenenalter sind Handverletzungen häufiger und nehmen zum Rentenalter hin ab. Bei den Patienten <18 Jahre finden sich Handverletzungen vor allem bei den 16–17-Jährigen. Handverletzungen kommen im Rahmen eines Verkehrsunfalls mit 6,3% häufig vor. Dabei haben Motorradfahrer das größte Risiko, eine Handverletzung im Rahmen eines Polytraumas zu erleiden. In 9,6% der Fälle wurde die Handverletzung erst verspätet diagnostiziert. Andererseits verlängerte das Vorliegen einer Handverletzung die Schockraumzeit um durchschnittlich 6,5 Minuten.

Schlussfolgerung: Handverletzungen finden sich bei schwerverletzten Patienten in 5% der Fälle. Bei bestimmten Konstellationen treten Handverletzungen häufiger auf. Sie beeinflussen die primäre und sekundäre Versorgung des Schwerverletzten. Bei allen Polytraumatisierten sollte bereits im Rahmen der Schockraumdiagnostik primär nach Handverletzungen gesucht und diese in das gesamte Behandlungskonzept einbezogen werden.