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51. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

07.10.- 09.10.2010, Nürnberg

Atypische Infektion der Hand durch Mycobacterium marinum – 2 Fallbeispiele

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Claudia Schuster - Unfall- und Handchirurgie der FSU Jena, Handchirurgie, Jena, Deutschland
  • R. Friedel
  • T. Dönicke
  • G. O. Hoffmann

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 51. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Nürnberg, 07.-09.10.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10dgh62

doi: 10.3205/10dgh62, urn:nbn:de:0183-10dgh622

Published: September 16, 2010

© 2010 Schuster et al.
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Text

Fragestellung: Anhand von 2 Patienten sollen die Krankheitsverläufe und Therapie dargestellt werden. In beiden Fällen bestand eine schubweise verlaufende Infektsituation ohne klare Infektquelle und ohne Keimnachweis in der Routinediagnostik.

Methodik: Untersucht wurden 2 Patienten:

  • Patient 1,w, 77J: Behandlung 08/06–03/08
  • Patient 2,w, 69J: Behandlung seit 09/08

Es wurden die Anamnese, der klinische Verlauf, die intraoperativen Befunde, die mikrobiologischen und histologischen Befunde, sowie Daten aus der ambulanten Nachsorge ausgewertet.

Die Umfelddiagnostik und spezielle Therapie wurden in unserer Einrichtung durchgeführt. Die Keimdifferenzierung erfolgte im nationalen Referenzzentrum für Mycobacterien in Borstel.

Ergebnisse: Patientin 1: Bei dieser Patientin zeigte sich erstmals 08/06 eine schmerzlose Schwellung der linken Hand. Mehrfach wurden in ambulanten Eingriffen Wundrevisionen am Zeigefinger durchgeführt. Ein Keimnachweis gelang nicht. Bei Übergreifen der Infektion auf das MCP Gelenk wurde die Patientin 05/07 in unserer Einrichtung vorgestellt. Hier erfolgte primär die Gelenksresektion und Stellung im Fixateur und nachfolgend die Amputation des 2. Strahles. 07/07 kam es zu einer Infektion des Handgelenkes. Auch hier kein Keimnachweis. Erneuter Abszeß Handgelenk 11/07 mit Nachweis Mycobacterium marinum. Es wurde eine spezifische Therapie eingeleitet. Trotzdem wieder Abszessbildung Strecksehnen mit 2-fach notwendigem Debridement. Ende der Therapie 3/08.

Patientin 2: Seit 09/08 kam es ohne Trauma rezidivierend zu schmerzhaften Schwellungen der rechten Hand. Ambulante antibiotische Therapien verliefen ohne Erfolg. Ein Keimnachweis gelang nicht. Die Patientin stellte sich selbst in unserer Einrichtung bei erneut frustraner Therapie vor. Wir führten ein Debridement der Strecksehnensynovia am Handrücken durch. Es gelang der Nachweis einer TBC Infektion. Noch während des Aufenthaltes konnte die Umfelddiagnostik komplettiert und die tuberkulostatische Therapie eingeleitet werden. Die bisherige Wundheilung verlief ohne Probleme.

Schlussfolgerung: Die Infektion mit Mycobacterium marinum ist eine seltene, aber ernst zu nehmende Erkrankung. Die Häufigkeit ist gering und oft lässt sich die Infektionsquelle nicht eruieren. Da bei der konventionellen Untersuchung ein Keimnachweis nicht gelingt, sind die Verläufe oft langwierig und komplikationsträchtig. Bei unspezifischen und untypischen Infektionen sollte daher gezielt auf säurefesten Stäbchen untersucht werden. Nur durch eine entsprechende tuberkulostatische Therapie können langjährige Krankheitsverläufe mit oft notwendigem radikalen operativen Vorgehen und entsprechendem Funktionsverlust vermieden werden.