Article
Weight Bias Internalization Scale: Psychometrische Eigenschaften und Normen in der deutschen Allgemeinbevölkerung
Search Medline for
Authors
Published: | March 17, 2014 |
---|
Outline
Text
Hintergrund: Die Weight Bias Internalization Scale (WBIS; Durso & Latner, 2008) ist ein Selbstbeurteilungsfragebogen zur Erfassung gewichtsbezogener Selbststigmatisierung. Dieses Konstrukt wird operationalisiert als das Ausmaß, in dem sich Personen negative Stereotype und negative Aussagen über übergewichtige und adipöse Personen selbst zuschreiben. Bisherige Untersuchungen deuten darauf hin, dass gewichtsbezogene Selbststigmatisierung mit erhöhter Psychopathologie, geringerem Selbstwert sowie eingeschränkter Lebensqualität assoziiert ist. Diese Studie strebt an, die WBIS in einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe teststatistisch zu untersuchen und Normwerte zu ermitteln.
Methoden: In einer repräsentativen Untersuchung der deutschen Allgemeinbevölkerung wurden N=1158 Personen mit Übergewicht oder Adipositas mithilfe der WBIS und weiteren Selbstbeurteilungsinstrumenten befragt. Es wurden psychometrische Kennwerte wie die interne Konsistenz, die faktorielle Struktur und die konvergente Validität, sowie Normen für die deutsche Bevölkerung ermittelt.
Ergebnisse: Item-Analysen zeigten gute bis sehr gute Item-Gesamt Korrelationen für alle bis auf ein WBIS-Item. Nach Entfernung dieses Items waren die Homogenität und die interne Konsistenz als sehr gut einzuschätzen. Die einfaktorielle Struktur der WBIS konnte mittels konfirmatorischer Faktorenanalyse bestätigt werden. Hinweise auf gute konvergente Validität zeigten signifikante Zusammenhänge mit depressiven und somatoformen Symptomen. Die WBIS erklärte dabei mehr Varianz depressiver und somatoformer Symptome als der Body-Mass-Index. Frauen berichteten höhere WBIS-Werte als Männer, ebenso wie Menschen mit Adipositas (im Vergleich zu Menschen mit Übergewicht) und Personen mit niedrigem Bildungsstand oder niedrigem Einkommen (im Vergleich zu Personen mit hohem Bildungsstand oder hohem Einkommen). Alters- und geschlechtsspezifische Normwerte wurden ermittelt.
Schlussfolgerung: Nachdem ein Item entfernt wurde, zeigten die Analysen gute psychometrische Eigenschaften der WBIS. Die Verfügbarkeit von Normen ermöglicht es, Personen mit erhöhtem Risiko für Psychopathologie und erhöhter gewichtsbezogener Selbststigmatisierung zuverlässig zu identifizieren. Weitere Forschung wird benötigt um zusätzliche Indikatoren der Reliabilität und Validität zu bestimmen, wie beispielsweise die Retest-Reliabilität, Veränderungssensitivität und prognostische Validität.