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4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

20.03. - 22.03.2014, Leipzig

Postoperative psychosoziale Nachsorge nach bariatrischer Chirurgie: Eine Bedarfsanalyse aus Sicht der Patienten

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Almut Rudolph - Universitätsmedizin Leipzig, IFB AdipositasErkrankungen, Leipzig, Deutschland
  • author Anja Hilbert - Universitätsmedizin Leipzig, IFB AdipositasErkrankungen, Leipzig, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Leipzig, 20.-22.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgess100

doi: 10.3205/14dgess100, urn:nbn:de:0183-14dgess1009

Published: March 17, 2014

© 2014 Rudolph et al.
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Hintergrund: Zur Behandlung extremer Adipositas wird bariatrische Chirurgie empfohlen. Um langfristige Erfolge zu erzielen, ist auch nach bariatrischem Eingriff eine dauerhafte Lebensstiländerung erforderlich, die nicht allen Patienten gelingt. Obwohl bisherige Befunde auf die Bedeutung postoperativer psychosozialer Nachsorge für den Behandlungsverlauf hinweisen, stehen kaum Programme zur Verfügung. Ziel dieser Studie ist es, den Bedarf psychosozialer Nachsorge und das Inanspruchnahmeverhalten von bariatrischen Patienten zu erfassen.

Methoden: Ein Fragebogen mit 25 Fragen zur Gewichtsreduktion, psychosozialen Schwierigkeiten und Inhalten eines postoperativen psychosozialen Nachsorgeprogramms sowie dessen Bedarf wird konsekutiv an bariatrische Patienten der IFB AdipositasAmbulanz im Rahmen der regulären Nachsorge ausgegeben.

Ergebnisse: Die Operation der bisher eingeschlossenen 66 Patienten (72,7% weiblich; Alter: 45,02±21,17; Magenbypass: 71,2%, Schlauchmagen: 28,8%) lag durchschnittlich 16,55±15,29 Monate zurück, wobei die Hälfte der Patienten im ersten präoperativen Jahr befragt wurde. Der postoperative Body-Mass-Index (BMI) war mit 40,12±8,42 kg/m2 signifikant geringer als der präoperative BMI (54,73±8,09 kg/m2). Ein Fünftel der Patienten gab an, nach dem Erreichen eines postoperativen Tiefstgewichts wieder zugenommen zu haben (8,75±12,57kg). Probleme mit dem Essverhalten berichteten 47% der Patienten, Schwierigkeiten mit der Stimmung gaben 39% an. Als Hindernisse, das Gewicht zu halten, abzunehmen oder sich wohler zu fühlen, wurden ungesunde Ernährung, zu wenig Bewegung, Kontrollverlust beim Essen und psychische Probleme genannt. Für eine Nachsorge wünschen sich Patienten Informationen zu Besonderheiten der Ernährung, Hilfe beim Umgang mit Kontrollverlust beim Essen, Anleitungen zur Bewegung und zur Stressbewältigung sowie Unterstützung beim Umgang mit körperlichen Veränderungen. Die Nachsorge sollte im persönlichen Kontakt (Psychologe, Diätassistent, Bewegungstherapeut) stattfinden und monatliche 60-minütige Termine über einen Zeitraum von 15,69±9,94 Monaten umfassen. Schließlich gaben die Patienten an, 49,40±26,90 Minuten Fahrtzeit und 110±218,38 € Kosten dafür aufwenden zu können.

Schlussfolgerung: Zur Sicherung des langfristigen Behandlungserfolg sehen bariatrische Patienten durchaus die Notwendigkeit einer umfassenden postoperativen psychosozialen Nachsorge. Ein Teil der Patienten ist bereit, einen Teil der anfallenden Kosten selbst zu tragen.