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4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

20.03. - 22.03.2014, Leipzig

Spezifität von Risikofaktoren für Binge Eating im Kindes- und Jugendalter

Meeting Abstract

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Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Leipzig, 20.-22.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgess045

doi: 10.3205/14dgess045, urn:nbn:de:0183-14dgess0455

Published: March 17, 2014

© 2014 Sehm et al.
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Hintergrund: Seit der Aufnahme der BED als Forschungsdiagnose in das DSM-IV wurden eine Vielzahl von Arbeiten zur Ätiologie sowie zahlreiche Risikofaktoren postuliert. Zur Spezifität dieser Faktoren liegen jedoch kaum Studien vor. Ein Großteil der Forschungsarbeiten konzentrierte sich zudem auf die Untersuchung ausgewählter Stichproben im Erwachsenenalter. In der vorliegenden Studie soll daher die Spezifität einiger ausgewählter intrapersonaler Risikofaktoren in einer Bevölkerungsstichprobe von Kindern und Jugendlichen untersucht werden.

Methoden: Im Rahmen der PIER-Studie wurden in einer Stichprobe von 1096 Kindern im Alter von 10 bis 19 Jahren gestörtes Essverhalten und Verhaltens- und emotionale Probleme sowie 7 intrapersonale Risikofaktoren (Gewichtsstatus, Selbstwert, gezügeltes Essen, gewichtsbezogene Hänseleien, Körperunzufriedenheit, Interozeption, Perfektionismus) für Binge Eating erhoben. In einem balancierten Studiendesign (N=291) wurden 97 Kinder und Jugendliche mit Binge Eating mit einer ängstlich/depressiven Kontrollgruppe sowie einer psychisch unauffälligen Kontrollgruppe hinsichtlich dieser Merkmale verglichen. Die drei Gruppen wurden hinsichtlich des Geschlechts parallelisiert (Nm=42; Nw=55).

Ergebnisse: Der Effekt der Gruppe auf die abhängigen Variablen erwies sich als hochsignifikant (F(14, 566)=8.14, p<.001). Die Gruppe der Binge Eater zeigte auf allen Variablen außer der Selbstwert-Skala signifikant höhere Werte als die unauffällige Kontrollgruppe. Hinsichtlich des Selbstwerts unterschieden sich die beiden Gruppen nicht voneinander. Auch die Kinder und Jugendlichen der ängstlich/depressiven Gruppe wiesen auf allen Variablen mit Ausnahme des Gewichtsstatus höhere Werte als die psychisch unauffälligen Versuchspersonen auf. Im Gewichtsstatus unterschieden sich beide Gruppen nicht voneinander. Binge Eater und emotional auffällige Kinder und Jugendliche unterschieden sich nur hinsichtlich des Selbstwertes signifikant (mit höheren Werten in der Binge Eating Gruppe) – alle anderen Merkmale waren in beiden Gruppen gleich ausgeprägt.

Schlussfolgerung: Binge Eater und emotional auffällige Kinder und Jugendliche zeigen höhere Ausprägungen aller Risikofaktoren als psychisch unauffällige Kinder und Jugendliche. Jedoch erwies sich keiner der untersuchten Risikofaktoren querschnittlich als spezifisch für Binge Eating im Vergleich zu Auffälligkeiten im emotionalen Bereich. Sogar gewichts- und essensbezogene Merkmale wie Körperunzufriedenheit und gezügeltes Essen scheinen bei Kindern und Jugendlichen mit Binge Eating nicht stärker ausgeprägt zu sein als bei Kindern mit emotionalen Auffälligkeiten.