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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Die desmoplastische Reaktion bei Dünndarm NET: Bedeutung für die Prognose

Meeting Abstract

  • Florian Bösch - Klinikum der Universität München - Campus Großhadern, Chirurgische Klinik, München, Deutschland
  • Katharina Hofmann - Klinikum der Universität München - Campus Großhadern, Chirurgische Klinik, München, Deutschland
  • Melvin D'Anastasi - Klinikum der Universität München - Campus Großhadern, Abteilung für klinische Radiologie, München, Deutschland
  • Ilhan Harun - Klinikum der Universität München - Campus Großhadern, Abteilung für klinische Radiologie, München, Deutschland
  • Sebastian Pratschke - Klinikum der Universität München - Campus Großhadern, Chirurgische Klinik, München, Deutschland
  • Markus Otto Guba - Klinikum der Universität München - Campus Großhadern, Chirurgische Klinik, München, Deutschland
  • Alexandr Bazhin - Klinikum der Universität München - Campus Großhadern, Chirurgische Klinik, München, Deutschland
  • Jens Werner - Klinikum der Universität München - Campus Großhadern, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, München, Deutschland
  • Martin Kurt Angele - Klinikum der Universität München - Campus Großhadern, Chirurgische Klinik, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch490

doi: 10.3205/16dgch490, urn:nbn:de:0183-16dgch4902

Published: April 21, 2016

© 2016 Bösch et al.
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Text

Einleitung: Die desmoplastische Reaktion (DR) des Mesenteriums beim Dünndarm NET ist ein bekanntes Phänomen und häufig mit Ileusbeschwerden assoziiert. Es ist jedoch unklar, ob Tumorcharakteristika wie ein hoher Proliferationsindex oder ein fortgeschrittenes Tumorstadium mit dem Auftreten einer desmoplastischen Reaktion vergesellschaftet sind.

Material und Methoden: Anhand einer retrospektiven Datenanalyse wurden sämtliche, an unserem Zentrum operierten Patienten mit einem Dünndarm NET von 2000 bis 2014 analysiert. Es wurden epidemiologische Daten ebenso wie onkologisch prognostische Parameter erhoben und ausgewertet. Ob eine DR vorliegt oder nicht, wurde von zwei unabhängigen Radiologen geprüft und mit den pathologischen Befunden abgeglichen. Die Datenauswertung erfolgte mit SPSS 20.0 und Prism 6.0.

Ergebnisse: Am Klinikum München Großhadern wurden im Beobachtungszeitraum 129 Patienten mit Dünndarm NET mindestens einer Dünn- und/oder Dickdarmresektion unterzogen. Eine präoperative Bildgebung liegt bei 101 dieser Patienten vor. Zum Zeitpunkt der Operation wiesen 33 Patienten eine DR auf, 68 Patienten zeigten keine DR. Der Proliferationsindex unterschied sich zwischen den beiden Gruppen nicht signifikant (Ki67-Index DR pos. 2,86 % vs. Ki67-Index DR neg. 3,65 %). Tumore bei Patienten mit DR waren tendenziell größer (2,2 cm vs. 1,7 cm, p>0,05). Lebermetastasen traten häufiger bei Patienten mit desmoplastischer Reaktion auf (86,7 % vs. 39,5 %, p<0,05). Lokale Invasionsfaktoren wie Perineuralscheideninfiltration, Lymph- und Angioinvasion waren bei Patienten mit DR signifikant häufiger. Der klinische Verlauf war bei Patienten mit DR ungünstiger (57 % der Patienten mit einer DR hatten im Verlauf einen Progress bzw. ein Rezidiv, aber nur 28 % der Patienten ohne DR (p<0,05)).

Schlussfolgerung: Mit diesem großen Patientenkollektiv konnte gezeigt werden, dass die desmoplastische Reaktion bei Patienten mit einem Dünndarm-NET als prognostisches Kriterium herangezogen werden kann. Ob die desmoplastische Reaktion die Folge eines fortgeschrittenen Tumorstadiums ist oder alternativ ein biologisch aggressiveres Tumorverhalten (unabhängig vom Proliferationsindex) von Dünndarm NET reflektiert, muss in weiterführenden Studien auf molekularer Ebene untersucht werden. Zur Verhinderung einer lokalen Komplikation und um die Tumorlast zu verringern sollte möglichst eine Resektion des Primarius und der desmoplastisch veränderten Lymphknoten angestrebt werden.